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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Peter Kleist reißt von New York nach Österreich, um die Neugier über die Legende seiner Familie zu stillen. Otto von Kleist wurde dort berühmt als der Blut-Baron, ein Folterknecht und Sadist, der angeblich von einer Hexe kurz vor seinem Tod zu ewigem Leben verflucht wurde. Unbedacht beschwört er seinen Ahnen herbei, der sein blutiges Werk genüsslich fortsetzt.

Kritik

„Bringen sie ihn in den Arbeitsraum, dann überlegen wir wo er hängen soll.“

Was macht einen guten Regisseur aus? Die Durchschnittsbewertung seines Schaffens oder die individuelle Leistung? Definitiv Letzteres und das ist auch der Grund, warum selbst einer der schwächsten Filme von Mario Bava (Im Blutrausch des Satans) erst zum Beleg seiner großen Klasse wird. Ähnlich wie bei Planet der Vampire, der in den Händen jedes x-beliebigen Handwerkers heute wohl kaum noch ein Begriff sein dürfte und als sonderbarer Italo-Ramsch nicht mal mehr das VHS-Zeitalter erlebt hätte. In (fast) die gleiche Richtung geht auch Baron Blood, eines der viel zu frühen Spätwerke von Bava, obwohl mit einer wesentlich wackeligeren Ausgangslage. Planet der Vampire war (auch wenn er gewissen Klassikern des Sci-Fi-Horror-Genres, nicht zuletzt Alien, zuvor kam) billiges Euro-Rumpel-Kino, aber so seltsam faszinierend, hingebungsvoll gemacht, dass er seine überdeutlichen Schwächen elegant aufs Abstellgleis schob. Baron Blood hingegen bietet eine solide Grundlage für schaurig-schönen Gothic-Grusel und ist gleichzeitig unfreiwilliges Trash-Futter – isoliert betrachtet sogar nicht zu knapp, fast wie die Röcke von Elke Sommer (danach für Bava auch bei Lisa und der Teufel tätig) -, wie ein eindrucksvolles Muskelspiel seines Regisseurs. Als wollte er jedem zeigen, dass kein Moment zu doof ist, um ihn mit einem Ruck in Richtung grandioser Genre-Kunst zu schubsen. Neugierig geworden? Mit Recht.

Der Exil-Ausi Peter Kleist (Antonio Cantafora, Dance of the Demons 2 a.k.a. Dämonen) will sich eine Auszeit vom anstrengenden Studium nehmen und begibt sich deshalb in die alte Heimat, um dort auf dem inzwischen zum Touristen-Hotel umgemodelten Schloss seiner Vorfahren lieber den untoten Geist seines Großvaters Otto zu erwecken. Der pfählte und henkte damals mit Wonne angebliche Hexen und sowieso jeden, der gerade aufknüpfbar war, das waren noch Zeiten. Peter ist eher neugierig als wirklich gläubig in Bezug auf den Fluch seiner Blutlinie, muss aber schnell feststellen, dass da mehr hintersteckt als mittelalterlicher Humbug. Sein verwester Verwandter nimmt die Einladung dankend an, steigt aus dem Grab und sucht direkt den einheimischen Gesichtschirurgen auf…aber bringt ihn lieber um, bevor der etwas Sinnvolles veranstalten kann. Egal, denn der Blut-Baron erstrahlt einige Morde später im nicht mehr taufrischen, aber zweckdienlich-getarnten, neuen Antlitz (Joseph Cotten, einst Star in großen Filmklassikern wie Citizen Kane, Im Schatten des Zweifels oder Der dritte Mann, nun im europäischen B-Movie gestrandet, keine Ausnahme), und ist dadurch bald wieder Besitzer seines mit Coca-Cola-Automaten verunstalteten Folterkellers, der nun keine Spinnenweben mehr ansetzt.

Teilweise ist Baron Blood ganz nah am Rande des Trash-Beckens gebaut, springt gelegentlich sogar kopfüber rein, nur um in dann fantastischen Sequenzen wieder aufzutauchen. Nach eine holperigen Start werden speziell das hysterische Spiel von Elke Sommer (die ihre extrovertierten Fashion-Week-Outfits selbst bei minimalen Szenen-Wechseln schnell austauscht als die Mode-Polizei erlaubt) und einige kuriose Dialoge (in der lieblosen deutschen Synchro um einiges schlimmer) nicht besser. Für Erbsenzähler ein effektives Trinkspiel: Immer wenn ein deutschsprachiges Schild Fehler aufweist (Demnachst Eröffnung; Schirurgie; Anbote nur Schriftlich; und Schloss sogar vor der Rechtschreibreform ohne ß, bald prophetisch) eine süffige Angelegenheit. Umso faszinierender ist es, wie Bava die Gratwanderung zwischen erzählerischen Mängeln und manchmal albernen Ausreißern aufzufangen vermag, der Film zwischendurch sogar droht ein surreal angehauchtes Referenz-Schnittwerk von inspiriertem B-Movie-Horror und moderner Giallo-Ästhetik zu werden. Und es im Prinzip auch ist. So schusselig-tapsig er manchmal durch die Gegend hinkt, die Präsentation ist meistens eine Wucht. Nicht nur wegen dem Bava-typischen Spiel mit Farbe und Beleuchtung, speziell das wuselige, aber immer taxierte Hantieren mit der Kamera (von extremen Close-Ups, Zooms vor und zurück, weiten und nahe Einstellungen, Vorder- und Hintergrundschwenks, alles hin und her und dabei sehr wohl überlegt) ist großes, kleines Kino von akribischer Meisterhand. Ummantelt mit diversen Ausreißern, die aber schöner kaum unters Volk geschummelt würden könnten.

„Beachten sie bitte die liebevollen Details der Folterinstrumente.“

Fazit

„Baron Blood“ hat einige kaum schönzuredende Momente des puren Unsinns, ist dafür so prachtvoll vorgetragen, dass die Faszination nur kleine Dellen bekommt. Einfach vorstellbar, wie dieser Film ohne das Genie Mario Bava im bodenlosen Loch des Low-Budget-Horrors versunken wäre. Durch seine prägnante, unnachahmliche Arbeit ein immer noch berauschendes Fest vom B-Movie-Flohmarkt vergangener Tage. Für Fans ein Muss, ohne Wenn und Aber. Alle anderen sind wohl nun ausreichend vorgewarnt.

Kritik: Jacko Kunze

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