7.2

MB-Kritik

Arctic 2018

Adventure, Drama

7.2

Mads Mikkelsen
Maria Thelma Smáradóttir
Tintrinai Thikhasuk

Inhalt

Overgård (Mads Mikkelsen) stürzte vor einiger Zeit mit seinem Flugzeug irgendwo in der Arktis ab. Während er in der eisigen Kälte ums Überleben kämpft, kommt eines Tages endlich Rettung in Form eines Hubscharaubers. Doch ein schweres Unwetter bringt auch diese Maschine schnell zum Absturz, bis auf die Kopilotin (Maria Thelma Smáradóttir) überlebt niemand das Unglück. Overgård kümmert sich um die schwerverletzte Frau, was seine ohnehin schon schwierige Lage nur noch weiter verkompliziert. 

Kritik

Als MysteryGuitarMan betreibt Regisseur Joe Penna seit einigen Jahren erfolgreich einen YouTube-Channel, nun drehte er mit Arctic seinen ersten Spielfilm. Dass sein Debütwerk auch gleich seinen Weg ins Programm des Cannes Film Festival fand, ist bereits ein beachtlicher Erfolg, dass er dort zudem mit einer knapp 10-minütigen standing ovation gefeiert wurde nochmal eine ganz andere Nummer. Tatsächlich zeigt der Brasilianer als taufrischer Filmemacher ein überaus gutes Händchen bei der Umsetzung seines selbstverfassten Survival-Dramas, sowohl was die inhaltlische Gestaltung angeht, als auch in der bildlichen Darstellung durch seine hübschen Landschaftsaufnahmen, sodass sich der Film vor Genre-Kollegen wie All Is Lost oder The Grey keinesfalls zu verstecken braucht. 

Eine Vorgeschichte spart sich der Film, weder erfahren wir etwas über das Leben des im Eis gestrandeten Mannes, noch wie es zum Unfall seines Flugzeugs kam. Dass er aber schon länger auf Rettung wartet, lässt sich schnell erahnen, immerhin zeigt er sich routiniert in seinem Tagesablauf, vom wiederholten Einritzen eines großen SOS-Zeichens im Schnee bis hin zum gekonnten Eisfischen. Dennoch: Der Mann geht an seine Grenzen, das Überleben in der eisigen Hölle verlangt ihm alle Kraft ab. Arctic vermeidet übliches Hollywood-Spektakel und illustriert den Kampf gegen die Natur ausgesprochen realitätsnah. Dieser minimalistische Ansatz mag unter falschen Erwartungen manchen Zuschauer enttäuschen, ist für seinen gewählten Ansatz aber höchst spannend und faszinierend umgesetzt, wenn man sich darauf einlässt. So kommt es unter anderem zwar auch zu einem erschreckenden Zusammentreffen mit einem Eisbären, ansonsten sind die niedrigen Temperaturen, der Hunger und die ständigen Stürme der größte Gegner. Alles bodenständig und nie over the top. 

Durch das Hinzukommen einer schwerverletzten Überlebenden einer weiteren Maschine gerät schließlich der gesamte Ablauf durcheinander, was den Film um interessante moralische Fragestellungen bereichert. Lohnt es sich die fremde Frau am Leben zu erhalten, wodurch die eigenen Überlebenschancen rapide sinken? Ist sie vielleicht sogar die Rettung für einen Menschen, der durch die langanhaltende Isolation beinahe jegliche Hoffnung verlor? Geredet wird in Artic so gut wie gar nicht, dennoch spricht der Film mit der verzweifelten Mimik seines Hauptdarstellers Bände. Mads Mikkelsen (Die Jagd) brilliert in einer der besten Rollen seiner Karriere, auch ohne ihm eine Hintergrundgeschichte auf dem Weg zu geben fühlt man sich als Zuschauer emotional mit der Figur verbunden, was den Überlebenskampf umso packender macht. Maria Thelma Smáradóttir (Black's Game) agiert passiv, ist sie doch weitestgehend nicht bei Bewusstsein. Und dennoch schafft sie es einem das Herz zu zerbrechen. 

Fazit

Mensch gegen Natur: Mads Mikkelsens Überlebenskampf in eisiger Kälte ist nicht nur überaus stark gespielt, sondern trotz minimalistischem Ansatz auch höchst spannend und emotional aufwühlend. 



Autor: Sebastian Stumbek
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