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Videospiel "The Quarry" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "The Quarry" im Test

Videospiel "The Quarry" im Test Bildnachweis: © Supermassive Games, 2K Games

Story

Als die Sonne am letzten Tag des Sommercamps untergeht, wollen die Betreuer:innen von Hackett’s Quarry noch mal richtig feiern. Und dann geht auf einmal alles ganz schnell ... Aus dem Partyplan der Teenager wird eine unvorhersehbare Nacht des Grauens, als blutbeschmierte Einheimische und etwas viel, viel Schlimmeres Jagd auf sie machen.

Kritik

2015 feierte das britische Entwicklerstudio Supermassive Games mit seinem narrativen Horrorspiel Until Dawn einen großen Erfolg. Ganz im Stile von Slasher-Filmen wie Scream oder Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast machte darin ein maskierter Mörder Jagd auf eine Gruppe Teenager. Das cineastisch inszenierte Gruselabenteuer konnte dabei ganz durch die Entscheidungen des Spielers geformt werden, sodass jeder die Geschichte ein Stück weit anders erlebte. Danach widmete sich das Studio der The Dark Pictures Anthology, für die man im Episodenformat etwas kleiner angelegte Horror-Games entwickelte, diese dafür aber in schnellerer Abfolge veröffentlichen und sich an einem stetigen Themenwechsel ausprobieren konnte. So bekam man es in Man of Medan auf einem verlassenen Schiff mit spukenden Geistern zu tun, in Little Hope mit fiesen Hexen und Dämonen und zuletzt in House of Ashes in tiefen Höhlensystemen mit vampirartigen Wesen. Bevor die Reihe mit The Devil in Me demnächst fortgesetzt wird, gibt es vom Studio für Konsolen und PC nun mit The Quarry wieder ein neues, schön umfangreiches Spiel wie zuletzt vor sieben Jahren.

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In Aufbau und Funktionsweise bleibt man sich treu, auch The Quarry ist wieder eine Art interaktiver Film mit spielerischen Elementen. Wer die oben genannten Werke des Studios bereits gespielt hat oder mit Games wie Detroit: Become Human oder Heavy Rain vertraut ist, hat eine ganz gute Vorstellung darüber, was ihn hier erwartet (zumindest, was das Gameplay angeht). Bedeutet, dass der Fokus ganz klar auf dem Erzählen einer packenden Geschichte liegt, die durch getroffene Entscheidungen des Spielers beeinflusst wird. Das sind im Falle von The Quarry beispielsweise QTEs (Quick Time Events), die während der vielen Cutscenes plötzlich eintreten können. Als Spieler muss man in diesem Fall schnell reagieren und bestimmte Buttons in vorgegebener Zeit betätigen, um verschiedene Aktionen im Spiel auszulösen. Oder man wird vor die Entscheidung gestellt, zwischen (meist sind es zwei) Dialog- oder Handlungsoptionen zu wählen. Das können Kleinigkeiten sein, die beispielsweise Gespräche in eine bestimmte Richtung lenken oder auch große Dinge, die gravierende Auswirkungen auf den weiteren Verlauf haben, entweder unmittelbar oder auch erst viele Stunden später. In anderen Situationen wiederum muss die Luft angehalten werden (diesmal sehr vereinfacht durch Halten des X-Buttons), um in einem Versteck nicht entdeckt zu werden. Und dann wird auch schon das ein oder andere Mal geballert, wenn auch ebenfalls in vereinfachter Weise und an nur vorgegebenen Punkten.

The Quarry wechselt dabei immer wieder zwischen interaktiven Cutscenes und der freier Umgebungserkennung. Letzteres bedeutet, dass wir, während wir abwechselnd in die Rolle von einem der insgesamt neun spielbaren Charaktere schlüpfen, uns ein wenig umsehen und auf die Suche nach Hinweisen begeben können, die die Story weiter vertiefen, dabei außerdem hilfreiche Items finden können, die ebenfalls Einfluss auf den Handlungsverlauf nehmen oder mysteriöse Tarotkarten entdecken, welche zwischen den Kapiteln bei einer Hellseherin abgegeben werden können (ähnlich dem Kurator in der Dark Pictures Anthology) und uns dadurch einen vagen Blick in die Zukunft gewähren, quasi als Warnung vor großen Gefahren. In den Erkundungsphasen ist eine Sache besonders ärgerlich: Löst man mit einer Interaktion genau den Trigger aus, der die nächste Szene in Gang bringt, ist die Erkundung direkt wieder vorbei. Da man oft nicht weiß, was genau dieser Trigger ist, kann das auch schon mal direkt als erstes geschehen, sodass das Absuchen eines Schauplatzes schneller wieder vorbei ist, als einem lieb ist und man dadurch wichtige oder interessante Dinge verpasst hat. Und rückgängig machen lässt sich in The Quarry keine Aktion, da nur ein Spielstand genutzt wird, der automatisch immer überschrieben wird.

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Rein vom spielerischen Standpunkt her ist The Quarry natürlich nicht sehr anspruchsvoll. Viel mehr als im richtigen Moment Buttons zu drücken und durch die Szenerie zu laufen ist im Grunde nicht gefragt. Das ist aber kein Kritikpunkt (falls man es überhaupt als einen ansieht) speziell an The Quarry, sondern betrifft alle Games dieser Art. Entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Und wer sie nicht mag, wird wahrscheinlich sowieso nicht vorgehabt haben hier einzusteigen. Die Qualität dieser Games liegt in der Regel auf inhaltlicher Ebene und auf dieser enttäuscht The Quarry mit seiner abgefahrenen Story, den sympathischen Charakteren, der dichten Atmosphäre und der coolen Inszenierung glücklicherweise nicht.

In 10 Kapiteln, die in einem Durchgang rund 10 Stunden in Anspruch nehmen, kommt es in The Quarry zu einem wilden Mix aus Creature Feature, Geisterstory und Backwoods-Horror. Was genau hier vor sich geht, soll gar nicht weiter verraten, sondern bestenfalls selbst erlebt werden. Nach einem stimmungsvollen Prolog, der das kommende Grauen schon ein wenig anteasert, lässt sich das Spiel zunächst ein wenig Zeit um alle Charaktere einzuführen. Wer besonders ungeduldig ist, mag den Beginn womöglich als etwas zu träge ansehen, doch zahlt sich die Einführungsphase schon sehr bald aus. Denn Charaktere, die man besser kennt und zu denen man eine gewisse Bindung aufbaut, sind einem im weiteren Abenteuer eben nicht egal, wodurch der Spannungspegel viel höher ausfällt. Und sobald The Quarry seinen Schrecken erst einmal entfesselt, geht es mit vollem Tempo und reichlich Terror voran. Wahnsinnig gruselig mag der Spuk vielleicht nicht sein, dafür aber ziemlich unterhaltsam. Und er versprüht trotz Ansiedlung in der Gegenwart einen schönen Vibe guter alter 80er-Jahre Horrorfilme.

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Jeder Charakter kann während des Abenteuers sterben, jeder kann allerdings auch überleben. Es hängt ganz vom Spieler ab. Ob man nun mehr Freude daran hat, die gesamte Truppe lebendig durch die Nacht zu bringen oder alle absichtlich ins Unheil stürzt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Auch der Tod hat seinen gewissen Reiz und wird ganz nach bester Horrorfilm-Manier, besonders brutal und fantasievoll inszeniert. Und davon warten auf jeden Charakter gleich mehrere. Ebenso gibt es verschiedene Ausgänge der Geschichte, sodass der Wiederspielwert natürlich besonders hoch ist. Denn der nächste Durchgang wird gewiss anders verlaufen, das Herumexperimentieren macht enorm viel Spaß.

Für Cineasten reizvoll ist natürlich auch wieder der Cast, der aus mehreren bekannten Gesichtern besteht. Darunter befinden sich unter anderem David Arquette (Scream), Ariel Winter (Modern Family), Ted Raimi (Ash vs Evil Dead), Lin Shaye (Insidious), Justice Smith (Detective Pikachu), Evan Evagora (Star Trek: Picard), Miles Robbins (Halloween), Grace Zabriskie (Wild at Heart), Lance Henriksen (Aliens) und Brenda Song (Dollface). Per Motion Capturing sehen ihre digitalen Abbilder insgesamt ziemlich gut aus (gelegentlich komische Grimassen mal ausgenommen, aber das ist ok), sie machen das Horrorabenteuer umso lebendiger. Ihre Stimme leihen die Stars den Charakteren natürlich auch gleich, daher ist vor allem der gelungene Originalton empfehlenswert. Eine deutsche Tonspur ist auf Wunsch aber ebenfalls nutzbar.

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The Quarry lässt sich prima allein spielen, kann aber auch im Koop angegangen werden. Dabei können sich bis zu acht Spieler vor dem Bildschirm versammeln, wobei vorher festgelegt wird, wer welchen bzw. welche Charakter(e) übernimmt. Der Controller wird dann einfach immer weitergereicht, sobald jemand anderes an der Reihe ist. Kann durchaus Spaß machen, jedoch muss bei größeren Gruppen auch reichlich (Warte-)Zeit eingeplant werden. Ein Multiplayer-Modus soll übrigens demnächst auch noch folgen. Zu guter Letzt sei noch der Filmmodus erwähnt, bei dem man spielerisch überhaupt nicht mehr aktiv wird. Hier lässt sich die gesamte Story von The Quarry einfach als Film ansehen, eine bestimmte Richtung (alle sollen sterben, alle sollen überleben) kann vorher definiert werden. Optional noch mit drüber gelegtem Filter im körnigen 8mm-Filmstil (Indie-Horror), im Retro-VHS-Look (80er-Horror) oder mit klassischem Schwarzweiß-Filter (klassischer Horror).

Fazit

Horrorfans dürften bei "The Quarry" wieder voll auf ihre Kosten kommen. Das Game punktet mit einer tollen filmischen Inszenierung, einer kurzweiligen Story, einem coolen Cast und dem spannenden Spiel aus Entscheidungen und daraus resultierenden Konsequenzen. Der spielerische Anspruch selbst mag dabei nicht sonderlich hoch sein, doch das sollte jedem bewusst sein, der Games dieser Art schon mal gespielt hat. Wer damit fein ist und ein Herz für das Genre hat, sollte in jedem Fall einmal reinschauen. 

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