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Postapokalyptischer Spaß auf Prime Video - Kritik zu "Fallout" (Staffel 1)

Stu

Von Stu in Postapokalyptischer Spaß auf Prime Video - Kritik zu "Fallout" (Staffel 1)

Postapokalyptischer Spaß auf Prime Video - Kritik zu "Fallout" (Staffel 1) Bildnachweis: © Prime Video

Info

Die gesamte erste Staffel mit allen acht Episoden wird ab heute, dem 10. April 2024, um 3:00 Uhr, bei Amazon Prime Video zum Streaming verfügbar sein. Für diese Kritik wurden vorab alle Episoden geschaut. Die Episoden haben eine Lauflänge zwischen 50 und 60 Minuten. Die FSK vergab jeder Folge eine Freigabe ab 16 Jahren. Eine zweite Staffel wird vorbereitet.

Story

Fallout basiert auf der gleichnamigen Videospielreihe und schildert eine alternative Welt nach einem nuklearen Konflikt. Fortschritte in der Kerntechnologie nach dem Zweiten Weltkrieg führten zu einer retrofuturistischen Gesellschaft, die in unterirdischen Vault-Bunkern überlebte, während sich auf der Erdoberfläche neue Kulturen und Lebensformen entwickelten. 219 Jahre nach dem Fall der ersten Atombombe verlässt Lucy ihren Bunker, um ihren Vater zu finden, einen Wissenschaftler, der möglicherweise der Schlüssel zu einer besseren Welt ist.

© Prime Video

Kritik

Die Welle der Videospielverfilmungen ist seit einiger Zeit wieder im Aufschwung, und während sie einst Stirnrunzeln hervorriefen, hat sich ihr Ruf inzwischen gewandelt. Moderne Adaptionen für Leinwand und Streamingdienste zeigen ein tieferes Respektgefühl für die Vorlagen. Obschon Produktionen wie Uncharted sich gerne und unter Fans umstrittene Freiheiten nehmen, wird dennoch ein stärkerer Fokus auf die Stilistik des Originals gelegt. Diese Hingabe kann als konservativ oder einfallslos betrachtet werden, doch Mario-Fans dürfte Der Super Mario Bros. Film  gewiss lieber sein, als der fast schon surreale Kinofilm von 1993.

Prime Video wagt sich nun mit Fallout, einer der bedeutendsten Rollenspielmarken, in das Terrain der Videospieladaptionen. Seit ihrem Debüt im Jahr 1997 haben die Spiele eine große Massen von Spieler*innen fasziniert. Nicht nur wegen immenser spielerischer Freiheiten, sondern auch wegen der ganz eigenen Atmosphäre. Die Westworld-Macher Jonathan Nolan und Lisa Joy haben nun versucht diese auf eine Streamingserie zu übertragen. Dabei bleibt ihre Adaption stilistisch so nah am Original, dass zwischen Spielen und Serie höchstens noch Platz bleibt für ein dünnes Blatt Papier. Bereits The Last of Us zeigte als erfolgreiche und beliebte Serie, wie nahe eine Adaption dem Stil des Originals bleiben kann, aber Fallout ist nochmal ein anderes Kaliber.

Die Welt von Fallout ist eine Art wild zusammengewürfeltes Potpourri aus postapokalyptischem Western, Sci-Fi-Action, Gesellschaftssatire und Retro-Chic. Die Serie von Amazon balanciert zwischen Ernsthaftigkeit und spielerischem Wagemut. Diese Mischung kann mal hinreißend harmonieren und mal kontrastieren. Alles wirkt hier eigen und speziell. Als interaktive, spiellerische Erfahrung funktioniert das seit Ende der 1990er Jahre vortrefflich, verkommt als passives Erzählung aber schnell zu einer wenig ergiebigen Ansammlung diffuser Merkmale, die sich gegenseitig behindern und doch immer wieder stark genug sind, um Neugierde zu erzeugen. Fallout ist ein ewiges Hin und Her. Anstrengend, aber dadurch auch reizvoll.

© Prime Video

Fallout hat dabei viel zu erzählen und zu erklären. Im Grunde sind es drei Handlungsstränge, die gewohntermaßen ineinanderfließen. Die Schwerpunkte dieser Stränge variieren, aber sie alle konzentrieren sich auf ihre jeweiligen Figuren. Während Lucy (, Army of the Dead) in einem unterirdischen Bunker geboren und aufgewachsen ist und somit in einer privilegierten Parallelgesellschaft lebte, muss sich der junge Soldat Maximus (, Emancipation) als Mitglied der Brotherhood of Steel mit hartem Drill und Konkurrenzkampf auseinandersetzen. Die Vereinigung solch gegensätzlicher Charaktere ist ein grundlegendes Element des Erzählens. 

Die dritte Hauptfigur, der Gunslinger Ghoul, gespielt von , repräsentiert einen wichtigen Aspekt der Fallout-Welt. Äußerlich ein Monstrum und mehr verfallend als lebendig, ist er eine faszinierende charakterliche Komponente in der Serie, die der Darstellung der Ghule in den Spielen treu bleibt. Im Gegensatz zu anderen optisch gruseligen Gestalten sind Ghule im Fallout-Universum Individuen, die sich nicht als reine Monster definieren lassen und sich nicht den Vorurteilen von außen beugen. Goggins' Rolle ist daher nicht nur ein Horror-Element auf zwei Beinen, sondern eher eine Blaupause für den Wilden Westen und den Vigilantismus, mit einem ungewöhnlichen Äußeren. Sein Handlungsstrang ist zweifellos der Beste, nicht zuletzt wegen der actiongeladenen Szenen. Auch in diesem Bereich bleibt die Serie ihrer Vorlage treu, was uns zum Härtegrad führt.

Auch in diesem Aspekt bleibt die Serie der Vorlage treu. Es gibt reichlich Action mit spritzenden und sprudelnden Effekten. Der einzige Nachteil: Die meisten dieser Effekte sind leider sehr digital. Für diejenigen, die keine Fans von CGI-Blutbädern sind, könnte dies zu einem gelegentlichen Seufzer führen. Dennoch ändert dies nichts daran, dass die Action hier recht saftig ist, wenn auch stets mit einem übertriebenen und komödiantischen Unterton, der die ironischen Absichten der Serie klar erkennen lässt. Besonders deutlich wird dies, wenn die Action mit absurden Einflüssen der postapokalyptischen Umwelt von Fallout gepaart wird, wie zum Beispiel gefräßigen Flussviechern, deren Design herrlich übertrieben wirkt – fast so, als wären sie direkt aus dem Spiel importiert worden, was vermutlich auch der Fall ist.

© Prime Video

Hier stoßen wir wieder auf die stilistische Ambivalenz, die eine entscheidende Rolle spielt: Was funktioniert gut in einem Videospiel, aber weniger in einer filmischen Umsetzung? Dies ist vermutlich der größte Knackpunkt. Immerhin macht Fallout von der ersten Episode an klar, welchen Weg die Serie einschlagen wird. Es ist keine Serie, die erst nach und nach ihre Absichten enthüllt. Neugierige Zuschauer und Fans sollten daher definitiv einen Blick riskieren, insbesondere weil die erste Staffel mit einem Ausblick endet, der darauf hoffen lässt, dass in der zweiten Staffel eines der beliebtesten Spiele der Reihe als Vorlage dient. Wenn das der Fall ist, dürfte das ein wahrer Jackpot für die Fans sein.

Fazit

"Fallout" von Prime Video etabliert sich als führend in atmosphärischer Nähe zur Vorlage. Die stilistische Treue zum Original hat ihre Reize, führt jedoch auch zu einer gewissen Überladung. Dennoch bieten die acht Episoden der Staffel reichlich Action, Ironie und dürften vor allem Fans der Videospiele große Freude bereiten.

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