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Paolo Sorrentino Director's Collection - Kritik

Vitellone

Von Vitellone in Paolo Sorrentino - Director's Collection - Kritik

Paolo Sorrentino Director's Collection - Kritik Bildnachweis: © Universum

Einleitung

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In Neapel geboren ist Paolo Sorrentino durch und durch Italiener. In der Tradition des großen Federico Fellinis stehend, stöbert er in seinen Werken dem Fantastischen, dem Traumhaften nach. Mit jeder Menge Skurrilität verpackt, verpasst er es nie seinen audiovisuellen Glanzstücken auch einen humanistischen Kern zu schenken. Diese Kombination brachte ihm zahlreiche Preise, darunter auch einen Oscar ein. Aus der aktuellen Riege europäischer Autorenfilmer ist Sorrentino längst nicht mehr wegzudenken. Grund genug einen Blick auf seine jüngst erschienen Collection zu werfen.


Die Filme

Il Divo (2008)

Obwohl sich diese politische Biografie eng an die Tatsachen hält, fühlt sie sich erstaunlicherweise einem Mafiafilm sehr ähnlich an. Das liegt zu einem großen Teil an der virtuosen Inszenierung, Sorrentino versteht sein Handwerk und gestaltet seine Bild- und Tonkomposition völlig bewusst auf eine kunstvolle Weise. Aber auch das Netz aus Gesichtern, Namen und Beziehung erinnert an den Aufbau einer mafiaähnlichen Organisation. Es gleicht einem Ding der Unmöglichkeit dieses vertrackte Konstrukt vollends zu durchdringen, vorausgesetzt man ist kein Experte der italienischen Politik, aber darauf kommt es dem Regisseur auch nie an. Vielmehr will er seinen Zuschauern dadurch ein Gefühl für die Macht und den weitreichenden Einfluss Andreottis geben und in Kombination mit der gekonnten Inszenierung diese Figur ein Stück weit greifbarer und erlebbarer gestalten. Ein Versuch, der Sorrentino zu großen Teilen geglückt ist.

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Cheyenne - This Must Be the Place (2011)

Als Mittel zum Zweck wirkt die Geschichte des ehemaligen SS-Aufsehers teilweise deplatziert, erfüllt wiederum aber auch ihre Aufgabe und konfrontiert den Protagonisten mit der Vergangenheit. Dass einige Elemente doch sehr an den Haaren herbeigezogen wirken, stört kaum, denn unter Sorrentinos gekonnter Regie verkommt die Skurrilität nie zum Selbstzweck. Die bizarren Szenarien bleiben stets Ausdruck des amerikanischen Zeitgeistes. Popkulturelle Anspielungen und feinfühliger Humor stehen melancholischen Momenten gegenüber, Sorrentino schafft den oftmals schwierigen Spagat zwischen Humor und Dramatik. Allgegenwärtig umgibt den Film eine ganz eigene Atmosphäre. Musik und Szenerie gehen ineinander über, die Landschaften im Hintergrund wirken wie Postkartenmotive. Wie gewohnt ist sein Film dadurch vor allem ein sensorischer Genuss, erzählerisch von fließender Natur, ist es in erster Linie die Inszenierung, die das Narrativ vorantreibt.

La Grande Bellezza (2013)

Die traumhaften Bilder bringen indes jene Oberflächlichkeit auf den Punkt, die Sorrentino auf der Inhaltsebene kritisiert. Doch ebenso, wie sich diese Bilder nicht auf ihre polierte Fassade reduzieren lassen, wäre es auch zu einfach, die dekadente Gesellschaft leichtfertig zu verdammen. Sorrentino ist sich der zwiespältigen Natur der Angelegenheit bewusst und bewegt sich deswegen vornehmlich in einem Spannungsfeld aus gesunder Neugier, verführerischer Anziehung und begründetem Zweifel. Indem er nicht schlichtweg verurteilt, sondern auch die Verlockung und Faszination eines solchen Lebens spürbar macht, beweist er seine Klasse. Seine Botschaft ist einfach und doch bezaubernd. Wahre Schönheit gibt es überall, es liegt im Auge des Betrachters, ob man diese erkennen oder sich ihr verschließen mag.

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Ewige Jugend (2015)

Und so ist Ewige Jugend insgesamt ein Film, der nicht nur sehr schön anzuschauen ist, sondern auch zu unterhalten und in einigen Momenten wirklich zu berühren weiß, ganz besonders, wenn Fred Ballingers Geheimnis zuletzt gelüftet wird. Den ausdrucksstarken Bildern, der mit einer Mischung aus Melancholie und feinem, augenzwinkerndem Humor erzählten Geschichte und einem in seiner Schrulligkeit liebenswerten Charakter-Ensemble steht lediglich eine gelegentliche Überdosierung an gezwungen wirkendem Tiefgang und übertrieben betonter Symbolhaftigkeit gegenüber. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen und hätte den Rest des Films noch deutlich stärker wirken lassen. Wer sich damit arrangieren kann und sich die Zeit nimmt, in eine bizarre Parallelwelt irgendwo zwischen sonnendurchfluteten Almwiesen und halbdunklen Hotelkorridoren einzutauchen, wird an Ewige Jugend gewiss Freude haben.

Blu-ray

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Die Paolo Sorrentino Director's Collection ist bei Universum Film seit dem 24. November im Handel erhältlich. Die vier Filme des italienischen Regisseurs bestechen durch eine hervorragende Bildqualität, die vor allem durch satte und klare Farben überzeugen kann. Ein Aspekt, der bei den visuell betörenden Filmen Sorrentinos eine große Rolle spielt. Auch der Ton ist rundum gelungen und liefert keinen Grund zur Beanstandung. Der dicke Pappschuber wirkt sehr wertig und beinhaltet vier Amarays mit Wendecover. Zum Bonusmaterial der Veröffentlichung zählen Interviews mit Sorrentino selbst sowie mit seinem Cast und seiner Crew, ebenso wie ein interessantes Making-of.

Fazit

"Ich bin sehr glücklich, dass die Vollversion von La Grande Bellezza nun veröffentlicht wird. Bei meiner ersten Fassung war es noch notwendig, einige Szenen für Kompromisse zu opfern. Diese neue Extended Version liefert den Film nun in seiner angedachten Gesamtheit, so dass die Leistungen aller Schauspieler voll zur Geltung kommen.“ Mit diesen Worten begründet Paolo Sorrentino höchstselbst, warum auch gestandene Besitzer seiner Werke trotzdem über eine Anschaffung nachdenken dürfen. Erstmals gibt es die um 30 Minuten erweiterte Version in Deutschland zu kaufen. Wer also großer Fan ist oder noch nicht alle Werke in der heimischen Sammlung stehen hat, bekommt seine vier Filme in einer ansehnlichen Hartbox versammelt. Wer ohnehin noch ein unbeschriebenes Blatt ist, sollte sich die Box für aktuell rund 20€ auf jeden Fall zulegen, schließlich sind alle beiliegenden Werke zumindest sehenswert.

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