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Daredevil - Staffel 1 - Kritik

Aurea

Von Aurea in Daredevil - Staffel 1 - Kritik

Daredevil - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © Marvel / Netflix

Daredevil aus dem weitläufigen Hause Marvel hat in den letzten Jahren ein Schattendasein geführt. Nachdem der gleichnamige Film mit Ben Affleck seinerzeit keinen großen Anklang fand, blieb es lange ruhig um den blinden Anwalt, der nachts auf Verbrecherjagd geht. Bis Netflix sich in die Produktion von Marvel-Serien einklinkte.

Das ist in direkt mehrfacher Hinsicht interessant. Nicht nur verteilt Marvel damit seine Produktionen auf mehrere Netzwerke (bisher laufen Serien wie Agents of Shield und Agent Carter auf dem disney-eigenen Sender ABC), Netflix wird ganze fünf Serien produzieren. Daredevil macht den Anfang, ihm werden Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist folgen. Comic-Kenner werden nun aufhorchen, und tatsächlich werden diese vier Serien in einer Miniserie namens „The Defenders“ zusammenkommen. Doch der Plan ist riskant, denn Netflix bindet sich damit für mehrere Jahre. Und während Daredevil bereits einem breiteren Publikum bekannt ist, müssen die anderen drei den Zuschauern erstmal schmachhaft gemacht werden. Zumindest AKA Jessica Jones bringt aber mit Krysten Ritter ("Breaking Bad") und David Tennant ("Doctor Who") namhafte Unterstützung mit.

Doch wenden wir uns Daredevil zu, dessen erste Staffel am Wochenende auf einen Schlag veröffentlich wurde, zeitgleich mit dem Auftakt der neuen Staffel von Game of Thrones. Was kann die Serie, welche Schwächen hat sie?

Matt Murdock und sein Kollege Foggy Nelson haben gerade ihre eigene Kanzlei eröffnet. Noch fehlen die Klienten, aber die beiden wollen in ihrem Stadtteil, Hells Kitchen, dafür sorgen dass auch die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft repräsentiert werden. Matt führt darüber hinaus ein Doppelleben, denn nachts geht er maskiert auf Verbrecherjagd. Zwar ist er blind, aber seine restlichen Sinne sind so ausgeprägt, dass ihm kein Nachteil entsteht. Doch dann kommt er langsam einer Sache auf die Schliche, die vielleicht zu groß für ihn ist…

Die gute Neuigkeit kann man sicherlich direkt am Anfang verkünden: Daredevil sticht angenehm aus der mittlerweile doch recht großen Masse des MCU heraus.

Interessant ist zunächst erstmal das Intro. Aus rotem Wachs oder sehr dickflüssiger Farbe (oder vielleicht doch Blut?) bildet sich langsam das Kostüm, welches Matt Murdock später tragen wird. Ob sich da absichtlich an Hannibal als Vorlage bedient wurde? Die Ähnlichkeit ist jedenfalls vorhanden. Die Rottöne sind dann auch ein passender Vorbote auf die Dinge, die folgen werden.

Daredevil ist erfreulicherweise kein Stück zimperlich. Es geht gut zur Sache, es wird sich fleißig geprügelt. Blut fließt, Haut ist zu sehen und es wird zeitweise arg geflucht. Zwar findet die Action, wie so häufig, im Dunklen statt, doch die Macher schaffen es, trotzdem vieles zu zeigen. Wer einen empfindlichen Magen hat und dem abtrennen diverser Körperteile mit kreativen Mitteln skeptisch gegenüber steht, sollte vielleicht lieber wegschauen. Ebenfalls ins Auge fällt das minimalistische Editing, welches viele Kampfszenen aussehen lässt wie aus einem einzigen Guss So passiert es dann doch häufiger mal, dass man staunend vor dem Bildschirm sitzt und sich völlig der Action hingeben kann.

Hells Kitchen ist ein düsterer Stadtteil, einer in dem man nachts nicht allein unterwegs sein wollen würde. Über mangelnde Atmosphäre kann man sich hier wirklich nicht beschweren. Natürlich findet vor allem in der ersten Folge eine Menge Exposition statt, aber man verzichtet auf eine zu ausführliche Origin-Story. Diese wird sowohl für den Helden als auch für den Gegner im Verlauf der Serie mit eingeflochten, sie ist aber nie der wichtigste Bestandteil. Hauptsächlich dient sie im aktuellen Moment dazu, das Verhalten einer Figur genauer zu erklären.

Zum Abschluss noch ein paar Worte über die Schauspieler. Charlie Cox, der im Serienbereich schon bei "Boardwalk Empire" Erfahrung sammeln durfte und sich ab und an auch im Kino blicken lässt, macht einen souveränen Eindruck. Er wechselt munter zwischen dem fröhlichen Matt und seinem Alter Ego hin und her, welches sich durchaus mit der Frage nach Schuld im katholischen Sinne auseinandersetzt. Deborah Ann Woll hat sich von der letzten und desaströsen Staffel "True Blood" erholt und zeigt sich als Karen von ihrer besten Seite. Rosario Dawson ("Sin City") als Ärztin ist ebenfalls eine Bereicherung.  Und Vincent D’Onofrio ("The Cell") als Wilson Fisk liefert nicht viel weniger als den perfekten Gegner ab. Kein bisschen einseitig kommt er daher und er zieht den Zuschauer unweigerlich in seinen Bann. Seine Einführung ist wundervoll gelungen, seine ganze Art faszinierend. Immer wieder stellt man sich als Zuschauer die Frage, ob er wirklich der Böse ist, oder ob es doch Daredevil ist, der einem guten Mann mit einem guten Plan im Weg steht.

Fazit: Das einzige, was ich persönlich Daredevil vorwerfen kann, ist die Tatsache dass bisher noch nicht über eine zweite Staffel geredet wurde. Die Serie eröffnet ein ganz neues Kapitel für das MCU, eines in dem nicht alles immer bunt und zufrieden endet. Eines, in dem Ungerechtigkeit im Kleinen herrscht, in der es keine großen, strahlenden Helden gibt. Die Ereignisse aus Avengers sind hier nur ein Auslöser für das Leid. Was passiert, wenn eine riesige Aal-Schildkröten-Mutantenkreuzung aus dem Weltall durch deinen Stadtteil fetzt? Dein Stadtteil geht kaputt, jemand muss ihn reparieren. Was, wenn eine korrupte Baufirma dafür über weitere Leichen gehen würde? Jemand muss sie aufhalten, ganz klar. Doch die großen, strahlenden Helden haben keine Zeit, also muss man die Sache eben selbst in die Hand nehmen. Erfrischend wenig Superheldenstory, gepaart mit einem Hauch von Crime-Drama, gewürzt mit einer Prise Anwaltsshow, abgeschmeckt mit einer guten Portion der Sorte Action, die für familientaugliche Filme und Serien nicht geeignet ist: Daredevil ist erfrischend anders, aufregend erwachsen und absolut faszinierend. Diesen Helden in einer Serie zu präsentieren ist wohl das Beste, was diesem Charakter passieren konnte, und die Erwartungen an weitere Serien aus dem Hause Netflix sind nach diesem außergewöhnlichen Auftakt  sehr, sehr hoch.

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Die Blu-ray: Seit dem 27. Oktober 2016 ist die erste Staffel auch für das Heimkino erhältlich, im Vertrieb von Marvel / Disney. Die vier Discs kommen in einem etwas dickeren Amaray-Keepcase ins Haus, ein schicker Pappschuber liegt ebenfalls bei. Leider ist das FSK Logo dort fest aufgedruckt und auch die Plastikhülle hat kein Wendecover. Sowohl die englische als auch die deutsche Tonspur liegen in DTS-HD MA 5.1 vor, der Sound muss sich nicht verstecken. Beide Tonspuren sind gut ausbalanciert und auch gleichmäßig abgemischt, die Dialoge bleiben durchweg verständlich und die Effekte können sich hören lassen. Auch das Bild ist gestochen scharf, dazu kommen noch schöne Kontraste, welche vor allem die Nachtszenen zu einer Augenweide machen. Die insgesamt 13 Episoden sind auf den Discs leider alleine, es gibt keinerlei Bonusmaterial, was durchaus schade ist.

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