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"Criminal Minds" - Staffel 10 - Kritik

Stu

Von Stu in "Criminal Minds" - Staffel 10 - Kritik

"Criminal Minds" - Staffel 10 - Kritik Bildnachweis: © Paramount

Das Böse fasziniert uns, vor allem dann wenn es quasi gleich nebenan wohnt. Der nette Nachbar der immer seine Mülltonnen so spät nach draußen stellt, vielleicht würde er am liebsten die ganze Stadt den Flammen zum Fraß vorwerfen? Oder die ältere Dame, die einen immer wieder so seltsam angrinst, wenn man sie beim Einkaufen trifft… vielleicht versteckt sie ja nicht nur sprichwörtlich ein paar Leichen im Keller? Es ist genau dieses mentale Spiel der Möglichkeiten einhergehend mit unserer eigenen Phantasie - die wir durch News-Meldungen und diversen Geschichten unterfüttern - dass das Böse so interessant ist. Das wissen auch die Macher der Thriller-Serie „Criminal Minds“ deren zehnte Staffel nun endlich auch bei uns auf DVD erschienen ist.

Auf dem deutschen Privatsender Sat1 läuft die Serie seit einigen Jahren äußerst erfolgreich. Mittlerweile sogar so erfolgreich, dass man eigentlich jeden Abend mindestens eine Folge sehen kann und wenn es nur im Spätprogramm ist. Das erinnert schon ein wenig an „CSI“, eine ehrwürdige Krimiserie, die nach über 15 Jahren eher etwas unehrenhaft beendet wurde. Da stellt sich die Frage, ob „Criminal Minds“ nach über zehn Jahren noch den Glanz frühere Tage besitzt, oder ob die Serie nur noch im eigens erschaffenen Fahrwasser frühere Folgen und Staffel umherdümpelt und letztlich nur immer wieder dasselbe Konzept benutzt.© Paramount

Ja, das tut sie. So knapp fällt das Fazit aus, aber dennoch gelingt es den Machern immer wieder sich aus der lethargischen Sicherheit bekannter stilistischer Muster zu befreien. Auch in der zehnten Staffel gibt es immer wieder Episoden, die mit einem besonderen Kniff eine sehr notwendige Würze mitbringen und damit verhindern, dass sich „Criminal Minds“ nicht selbst nur wiederholt und dabei rezitiert. So bietet die Serie in der zehnten Staffel u.a. eine überaus spannende Episode, in der ein Serienmörder im Gefängnis tätig wird.

Die Reduzierung auf ein Gebäude und dann noch eine Strafvollzugsanstalt bringt eine ordentliche Dosis Pep mit. Dagegen fallen andere Folgen natürlich ab, weil diese nur wieder das altbekannte Ritual der Mördersuche repetitiv durchexerzieren. Die Tatsache, dass die Serie dabei nicht bloß die Arbeit der Ermittler ins Zentrum stellt, sondern auch immer den oder die Täter im Blick hat, sorgt auch schon lange nicht mehr über wirklich Abwechslung.

Viel mehr täte es „Criminal Minds“ wirklich einmal gut, die Täterperspektive entweder rigoroser zu verfolgen, bzw. einzunehmen oder komplett darauf zu verzichten. Denn letztlich ist dieses Stilmittel nur dafür existent, der Zuschauerschaft Angst zu suggerieren, denn in den meisten Fällen wartet das Böse eben nicht in weiter Ferne, sondern gleich nebenan. Diese Verängstigungs-Taktik, die oftmals auch verstörend akkurat durchgezogen wird, stößt die gesamte Serie immer wieder in ein tiefes, sehr konservatives Loch. Es wirkt häufig beinah so, als ob „Criminal Minds“ sich nicht wirklich trauen würde Dinge, die abseits eines eher biederen Weltbilds positioniert sind, nicht automatisch als gefährlich abzutun. Anders ausgedrückt: Nicht jeder Masochist wird zum Triebtäter und nicht jeder Sadist verschleppt zum Vergnügen kleine Kinder.© Paramount

Es wirkt manchmal fast wie ein Märchen, die Geschichten die „Criminal Minds“ erzählt. Die kinderfressenden Hexen, die blutgierigen Wölfe, die argwöhnischen Feen. Das alles findet seinen Platz innerhalb der Serienkosmos und mit etwas mehr Phantasie und dem Willen sich gegen allzu harteingesessene Vorurteile zu wehren, besäße „Criminal Minds“ wirklich auch heute noch das Potenzial zu fesseln und zu überraschen.

Aber ist „Criminal Minds“, bzw. die zehnte Staffel eine Enttäuschung? Nein, nicht wirklich. Wie gesagt, die Abnutzungserscheinungen sind klar vorhanden und auch die Mutlosigkeit ist äußerst präsent vertreten aber auch im zehnten Jahr kann die Serie dank des eingespielten Teams vor der Kamera und solide inszenierten Geschichten immer noch Fans und Freunde von schnell konsumierbaren Thrillern zufriedenstellen. Dazu gibt es, wie bereits erwähnt, auch einige Episoden, die wirklich einen wohltuenden Perspektivwechsel bringen. Dass mit Jennifer Love Hewitt („Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“) eine neue Hauptfigur zum Team hinzustößt ist jedoch nicht wirklich wichtig. Ihre Rolle erweist sich nämlich als tiefer Kniefall vor dem ohnehin schon maßlos zelebrierten, konservativen Weltbild und bietet weder Ecken und Kanten.

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Die DVDs: Staffel 10 kommt von Paramount Home Entertainment (im Handel erhältlich) in einer schicken Box daher. Auf 5 DVDs finden sich alle 23 Episoden dieser Staffel, darunter auch ein Crossover aus dem altbekannten und dem neuen „Criminal Minds International“-Team, in dem u.a. Anna Gunn („Breaking Bad“), Tyler James Williams („The Walking Dead“) und Gary Sinise („Forrest Gump“) als Ermittler in Erscheinung treten. Ob das Spin-of fortgeführt, bzw. realisiert wird, ist aktuell noch unklar. Bild und Ton sind absolut in Ordnung und auch die diversen Sprachfassungen mitsamt Untertitel haben ihren Weg auf die DVDs gefunden. Auf der fünften Disc finden sich dazu noch einige Extras, die vor allem für Fans interessant sein sollten. So gibt es neben Bloopers und entfernten Szenen auf kleinere Featurettes, etwa darüber wie es für einen Darsteller ist, wenn er selber auch Regie führt. Gewiss wäre in Sachen Bonusmaterial noch mehr drin gewesen, wirklich mager ist die Ausbeute aber auch nicht.

Fazit: Wer „Criminal Minds“ immer bedenkenlos mochte wird auch in Staffel 10 wenig finden was dagegenspricht. Schaut man sich die Serie aber etwas genauer an, wird klar, dass hinter ihrer Fassade vor allem ein bräsiges Weltbild propagiert wird, angetrieben durch Angst und Einseitigkeit. Lässt man die Kirche aber im Dorf und erwartet von der Serie nicht mehr als pro Folge knapp 40 Minuten einfache und hin und wieder auch recht packende Unterhaltung, ist „Criminal Minds“ doch recht gut gealtert. Bleibt die Frage wie lange die Zuschauer dem Format die Treue halten. Schade, dass diese Frage letztlich noch spannender ist, als die, wie das Team wohl beim nächsten Mal den Mörder überführen wird.

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