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Far Cry [2008] - Levins Meinung

Smooli

Von Smooli in Best of the Worst: Wofür Kotztüten, wenn es diese Filme gibt? - Teil 2

Far Cry [2008] - Levins Meinung

5. September, 1 Uhr nachts, die Schlechtwetterfront gibt sich Mühe, genug Regen für drei Wochen über unser Grundstück zu verteilen. Und ich nehme mir Zeit für „Best of the Worst“ und Zeit für Uwe Boll. Zum ersten Mal flimmert ein Bollwerk über meinen Bildschirm. Hoffentlich vorerst auch zum letzten Mal. Uwe Boll, der sich wohl eine Zeit lang als Computerspiel-Filmadaptions-Spezialist sah (genau wie Paul W.S. Anderson, „Death Race“), klaubt hier mittels Schlupfloch in der deutschen Filmförderungsindustrie sage und schreibe 34 Millionen Euro zusammen und bekommt mit Til Schweiger („Honig im Kopf“) und Rolf „Ralle“ Möller („Gladiator“) zwei deutsche Exportprodukte an die Seite, für die sich heute niemand mehr interessiert und/ oder geschämt wird. 34 Millionen Euro. Eingespielt hat der Film letztendlich um die 700.000. Es ist schwer, da nicht Schadenfreude (ein weiteres deutsches Exportprodukt) walten zu lassen.

Und noch einmal, um zu verdeutlichen wie abgefahren groß diese Zahl ist: 34 Millionen Euro. Das sind umgerechnet knapp 40 Millionen Dollar. Ein Actionfilm für vierzig Millionen Dollar, der so aussieht wie die Spitze der Asylum-Produktionen („Sharknado“). Weitere Filme, die für 30 Millionen oder weniger produziert wurden? „The Raid 2“ (6 Millionen), „John Wick“ (20 Millionen), „Kill Bill Vol.1“ (30 Millionen), „Stirb Langsam“ (28 Millionen). Es ist eigentlich beeindruckend und bedrückend, wie scheiße ein Film aussehen kann, der ein so hohes Budget hat und was für ein abgefahrener Ritt ein Film mit einem Mini-Budget sein kann - vorausgesetzt das Geld ist in den richtigen Händen. Und das ist es bei Uwe Boll zu keiner Zeit. Nie. Nun geht man an einen Film wie diesen, beziehungsweise einen Boll-Film generell, nicht ohne Vorwissen heran. Man weiß, dass man gleich 90 Minuten die letzte Grütze vor den Latz geknallt bekommt und man weiß, dass man sich danach fragen wird, ob man eigentlich zu viel Zeit im Leben hat. Aber auf einige Dinge kann man sich im Leben einfach nicht vorbereiten, weshalb „Far Cry“ es tatsächlich schafft, die grenzlos tiefen Erwartungen noch zu unterlaufen.

Es ist dank Uwe Boll allseits bekannt, dass Uwe Boll an einer massiven Selbstüberschätzung, Realitätsflucht und chauvinistisch-paranoider Lebensverklärung leidet. Das beweist er ja immer wieder in seinen eigenen Videos und, so liest man immer wieder, seinen Audio-Kommentaren. Dennoch mag man bei „Far Cry" teilweise denken, dass Boll mittlerweile bewusst ist, dass er nichts kann, dass die Beteiligten seiner Filme nichts können und auch nichts versuchen. Und weil ihm das hier klar zu sein scheint, unterlegt er alles mit blödem Musikgedudel, damit man wenigstens nicht nur die beschränkt dauerlabernden Figuren hören muss. Die Musik ist zwar auch schmerzhaft eindimensional, aber… Kein „aber“, die Musik ist scheiße.

Die Komponente, die den Film jedoch so richtig jämmerlich macht, ist dieser Haufen Papier, auf den manche mal kritzeln, auch genannt das „Drehbuch“. Die Figuren, die in diesem Film zu Wort kommen, und das sind ziemlich viele, außer - Gott sei’s gedankt - Ralle Möller, sprechen ihre „Motivation“ und teilweise sogar den dramaturgischen Kniff des Drehbuches wortwörtlich aus. Sozusagen als Alibi, als „sag einfach mal das oder so“, wie es in den liebenswerten Exploitation-Filmen der 70er Gang und Gäbe war. Hier hat das aber nichts mit liebevoller Hingabe zum Medium zu tun, sondern nur mit Faulheit, Ignoranz und der Tatsache, dass Boll es wohl nicht besser weiß.

Letzte Woche wurde in dieser Reihe „Catwoman“ besprochen, wo sich bemängeln ließ, dass das kleine Bisschen Inhalt, das da war, mit der Darstellung der Heldin unwissend aber konsequent ad absurdum geführt wurde. Bei „Far Cry“ lässt sich das nicht ankreiden, weil hier nicht mal dieses kleine Bisschen an Inhalt vorhanden ist. Es gibt keine Geschichte, keine Moral, keinen Inhalt, keinen Tiefgang, keine Handlung, nur das Handeln der Figuren. Und das juckt keinen, weil die Figuren verdammt unsympathisch sind. Das fängt natürlich mit Til Schweiger an, dem sein Erfolg selbst ziemlich zu Kopf gestiegen zu sein scheint, hört mit ihm aber natürlich längst nicht auf. Ich bin ehrlich gesagt heilfroh, dass ich die deutsche Fassung gesehen habe. Ralle Möller ist tatsächlich dermaßen debil peinlich, wie man allerorts hört, aber zwischen ihm und Schweiger wären auch noch Udo Kier, dem selbst seine Ausstrahlung hier nicht weiterhelfen wird; auf die kann er sich hier echt ein schönes Hühnerei backen.

Bis hier hin ist der Film also sehr schlecht, aber so richtig ins Aus schießt er sich erst mit der weiblichen Rolle. Da verdient nicht nur die Figur, sondern auch die Schauspielerin Mitleid, dass sie sich hier von Boll so instrumentalisieren lassen musste. Wenn sie da ist, dann dafür, um gut auszusehen, von den Männern (also Til) eine reingewürgt zu bekommen („Machen Sie sich endlich mal nützlich.“), oder um dumm zu sein, sodass die Bösen wieder einen Schritt voran kommen. Mehr nicht. Ach doch, die eine Szene der Zärtlichkeit, in der Til unter irgendeinem Vorwand zu ihr unter die Decke kriecht - und dann sind’s nur noch wenige Momente, bis sich die Lippen zärtlich berühren. Ein Zungenkuss ist aber nicht drin, da hat sich die Schauspielerin, die ich hier nicht nennen möchte, wohl gesträubt. Schließich wurde es danach noch dumm genug, wenn Til seine Damsel in Distress nach der Nacht ernsthaft nach einer Wertung auf einer Skala von 1 bis 10 fragt. Der Fremdscham-Faktor, den man sich vorher mit aller Kraft abtrainiert hat, überrundet dabei alle bekannten Messwerte und geht unbändig in die Höhe. So peinlich, dass mir nicht einmal ein blöder Vergleich einfallen mag. Wahnsinn.

Was bleibt ist Scheiße. „Far Cry“ ist richtig erbärmlich. Abgefahren geschmacklos, stümperhaft inszeniert, für den Erstgebutachter eines Bollwerks mit Sicherheit eine Grenzerfahrung. Plärrende Vollidioten sind hier so weit Aug’ und Ohr’ reichen, die Dummheit und peinliche Verachtung der Szenerie schlicht nicht in Worte zu fassen. Ein quietschender, eingerosteter, von allen Vögeln der Vogelhochzeit (und das sind viele) bekackter Drahtesel von Film, dessen einzig trostspendende Assoziation die Tatsache ist, dass die meisten der Vollpfosten in diesem Film nie wieder in der Filmwelt aufgetaucht sind. Außer Kier (den man auch nicht missen möchte), Til und Ralle, der immerhin manchmal in der ARD noch auf dem Sofa einer Gewinn-Show sitzt und genau so dreinblickt, als wäre er noch in seiner Rolle aus dem Film. Ein echter Method Actor eben.

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