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Stu

Kritik von Stu

Gesehen: Juli, 2014

Eigentlich wollte er ja nicht mehr den Kampf zwischen Autobots und Decpeticons dirigieren. Doch Michael Bay überlegte es sich letztlich doch anders, nachdem er mit „Pain & Gain“ ein langgehegtes Wunschprojekt realisierte und damit einen seiner besten Filme ablieferte. Nun ist er aber wieder der Herr über die Transformers und schickt die Roboterkolosse zum vierten Mal ins große Gefecht gegen ihre Feinde. Davon gibt es in „Ära des Untergang“ wahrlich genug, denn neben arglistigen Menschen wollen außerdem noch die Schöpfer von Optimus Prime und Konsorten die Transformers aufhalten und senden dafür den gefährlichen Kopfgeldjäger Lockhead auf die Erde. Irgendwo dazwischen kommt ein alleinerziehender Vater, Cade Yaeger, zwischen die Fronten und muss mit Tochter und deren Freund wie die Zuschauer auch mitansehen, wir wieder jede Menge Altmetall verursacht und ganze Hochhäuser eingerissen werden. Kein Zweifel, „Transformers: Ära des Untergangs“ ist dasselbe Format Film wie seine Vorgänger. Diesmal allerdings mit über 160 Minuten Laufzeit im XXL-Format. Vier Jahre ist es her, seit dem die Autobots im Kampf gegen die Decepticons halb Chicago in Schutt und Asche legten. Seitdem ist das Bündnis Autobots und Menschen aufgehoben und die Roboter werden gejagt. Nur wenige gibt es noch. Einer von ihnen, Optimus Prime, gerät als alter, rostiger Truck an den Farmer Cade Yaeger, der eigentlich nur einen Truck zum Ausschlachten brauchte. Doch der Transformer in seiner Garage sorgt schnell für Probleme, als Regierungsbeamte bei Cade auftauchen und seine Familie bedrohen. Dies ist der Beginn eines weiteren, großen Kampfes der Transformers. Auch die vorangegangen Teile der Reihe waren alles andere als Kurzfilme, doch schaut man sich die Handlung von „Transformers: Ära des Untergangs“ an, drängt sich schon die Frage aus, mit was Bay seinen Blockbuster eigentlich füllt. Die Antwort, die gewiss die Meisten erwarten lautet: mit Krawall. Das ist richtig, doch im Gegensatz zu den vorherigen Filmauftritten der Roboter aus des Hause Hasbro bietet „Transformers: Ära des Untergangs“ durchaus den einen oder anderen Lichtblick. Um eines vorweg klar zu machen, es reicht nicht aus, um Teil vier endgültig eine Empfehlung auszusprechen. Dafür inszeniert Bay immer noch zu leb-, lieb- und seelenlos. Aber wenn sich die Transformers und ihre menschlichen Anhängsel ins Raumschiff des finsteren Lockhead verirren, dann punktet „Transformers: Ära des Untergangs“ mit einem wirklich beeindruckenden Produktionsdesign (welches letztlich wohl zu 90% am Hochleistungsrechner Hollywood entstand). Im Inneren dieses Raumschiff treffen gleich mehrere grafische Sci-Fi-Muster aufeinander. Allesamt nicht sonderlich innovativ, dafür referenziell. Hier ein paar düstere Gange a la „Alien – Das unheimliche Wesen aus dem Weltall“, dort etwas „The Matrix“ und hin und wieder fühlt man sich auch an Paul W.S. Andersons „Event Horizon“ erinnert. Somit generiert „Transformers: Ära des Untergangs“ wohliges Staunen, welches nicht mit Explosionen und Radau in Verbindung steht. Innerhalb des Films, ist diese Passage wahrlich eine willkommene wie einnehmende Abwechslung. Das war es dann aber auch schon mit der Abwechslung. Nun gut, dass Mark Wahlberg jetzt der menschliche Held von nebenan sein darf, tut dem Franchise durchaus gut. Seine Figur wirkt griffiger und weniger hyperaktiv. Während Shia LaBeouf („Nymp()maniac“) in den ersten drei Teilen wild stotternd von A nach B rannte, wirkt Wahlberg als Cade Yaeger fast schon erfrischend ruhig. Ebenfalls neuartig (für Bay-Verhältnisse) wirkt die Reduktion von rassistischen Stereotypen und frontalem Sexismus. Auch bei „Transformers: Ära des Untergangs“ gibt es Szenen, die einem die Schamesröte ins Gesicht treiben (z.B. scheinen alle Asiaten perfekt ausgebildete Kampfkünstler zu sein) und verglichen mit einem vernünftigen oder wohltuenden Maß dieser filmischen Abszesse, geht Bay auch hier wieder in die Vollen, aber stellt man den Sexismus und Rassismus seinen Vorgängerfilmen entgegen, wirkt „Transformers: Ära des Untergangs“ doch etwas reifer. Allgemein versucht er den vierten Teil der Reihe gröber zu gestalten. Zwar gibt es mit Samurai-Autobots und den werbewirksamen Dinobots immer noch einen Überschuss an Infantilismus, dafür aber auch den Versuch die Transformers nicht nur als gigantische Blechhaufen darzustellen, sondern erstmals auch wirklich als Persönlichkeiten (zumindest einige von ihnen). Das ist wie zu erwarten war ganz weit weg von wahren, dynamischen Charakterentwicklung und dank der doch sehr hölzernen, pardon, eisernen Robo-Mimiken auch eigentlich immer zum Scheitern verurteilt. Hey, ein Versuch war es aber wert. Gut, an den Versuch wird sich wohl niemand erinnern, denn im Grunde geht es selbstverständlich auch in „Transformers: Ära des Untergangs“ nur wieder um Destruktion mit dem Profil Höher, Schneller, Weiter. Wer sich immer noch dafür begeistern kann, dem sei viel Freude bei „Transformers: Ära des Untergangs“ gewünscht. Es sei hier aber noch einmal erwähnt, dass Teil vier trotz einzelnen, viel zu kurzen und oft auch viel zu Schwachen Versuchen zumindest ein bisschen aus dem ewig gleichen Konzept des Filmfranchise auszubrechen. Kurz: It’s always the same! Gebäude stürzen ein, Straßen zerbersten, alles fliegt mit Karacho in die Luft und die Geschichte besitzt den Anspruch einfach nur da zu sein, aber darf bloß nicht irgendwelche geistigen Anforderungen stellen. Die Handlung von „Transformers: Ära des Untergangs“ ist genauso redundant wie bei den Vorgänger. Mit dem Unterschied, das Drehbuchautor Ehren Kruger einen Hauptplot dadurch erschafft, in dem er gleich mehrerer Subplots ineinander stapelt. „Transformers: Ära des Untergangs“ besitzt quasi eine Koffer-Handlung. Interessant ist das Endergebnis vermutlich nur für echte Fans der Hasbro-Spielzeuge und alten Cartoonserien, deren narrative Wahrnehmung bei Hochhauszerstörung Nummer sechs immer noch unabgelenkt funktioniert und fokussiert ist. „Transformers: Ära des Untergangs“ ist, um es noch einmal deutlich zu machen, wahrlich kein guter Film. Aber er weiß dennoch wirklich zu überraschen. Es sind nur kurze, aber wohlige Injektionen des Glücks. Etwa wenn Michael Bay beim Showdown Mark Wahlberg mit seiner Kamera durch die verwüsteten Straßen Hongkongs begleitet und die Linse mobil und ohne Schnitt immer bei Wahlberg verweilt. Diese Sequenz ist nicht einmal 60 Sekunden lang, aber für Bay-Verhältnisse kann man hier durchaus von einer Plansequenz reden, die mit viel guten Willen ein wenig an Alfonso Cuarons Meisterwerk „Children of Men“ erinnert. Wirklich aber nur mit sehr viel guten Willen. Ebenfalls zu den positiven Eigenschafte von „Transformers: Ära des Untergangs“ gehört Stanley Tucci, der als übertriebene Steve Jobs-Kopie sich vom Widerling zum komischen Sidekick entwickelt, dabei aber von allzu tumben Klamauk verschont bleibt. Tucci ist zweifelsohne die größte und beste Bereicherung/Neuerung bei „Transformers: Ära des Untergangs“. Es gibt aber auch Figuren, deren Dasein sich wohl am ehsten damit erklären lassen, dass man noch eine Projektionsfläche für männliche Teens und Twens benötigt. Das Ergebnis ist Rallyefahrer Shane (Jack Reynor), der Freund von Yaegers Tochter Tessa (Nicola Peltz), dessen schlampige Einführung in die Story bereits Kopfschmerzen verursacht. „Transformers: Ära des Untergangs“ ist trotz einigen Veränderungen immer noch ein echter Bay- und Transformers-Film. 165 Minuten wird man Zeuge, wie Figuren mit der Haltbarkeitszeit von Eiswürfel in der Sonne, mit Riesenroboter gegen Riesenroboter kämpfen. Es wird geschrien, gerannt, zerstört, gewütet und wenn am Ende in futuristischen Lettern „Directe by Michael Bay“ auf der Leinwand steht, verlässt man das Kino entweder bespaßt und gut gelaunt oder doch leer und genervt. Es kommt wohl einfach ganz darauf an, welchen Anspruch man das Kino hat. Soll es neue Welten erschaffen, eröffnen und definieren oder doch einfach nur fast drei Stunden lang technisierte Action im Overkill-Modus bieten? Dass muss jeder selbst entscheiden. Aber falls es bei der Entscheidung hilft: „Transformers: Ära des Untergangs“ ist kein guter Film (es hätte aber auch schlimmer sein können).

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