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Schlopsi

Kritik von Schlopsi

Gesehen: Juli, 2015

Der Zweiteiler "Sühne" oder auch "Shokuzai" ist nicht ganz ohne, zehrt an den Nerven und auch an der Geduld. Fünf Mädchen spielen auf dem Schulhof ihrer Schule, als ein Mann um Hilfe bittet und eines der Mädchen weglockt. Die Mädchen sind skeptisch, doch lässt sich die neueste in der Clique darauf ein und geht mit dem Fremden mit. Besorgt warten die Mädchen und als ihre Freundin nicht zurückkehrt, machen sie sich auf die Suche nach ihr. Sie finden jedoch nur ihre geschändete Leiche in der Turnhalle. Obwohl sie den Täter gesehen haben, können sie ihn nicht beschreiben, woraufhin die Mutter des getöteten Kindes, Asako, sie unter Druck setzt und dazu zwingt, dieses Unvermögen zu sühnen. Wie, ist ihnen überlassen... doch lebt Asako in der Hoffnung weiter, dass sich die Mädchen dadurch an den noch immer freilaufenden Täter erinnern mögen und er so seine gerechte Strafe erwartet. In zwei Teilen, die zusammengezogen 4 1/2 Stunden dauern, begleiten wir die nun erwachsenen Mädchen 15 Jahre später und blicken in ihren Alltag. Jede der Frauen versucht, die Vergangenheit auf andere Weise zu bewältigen, versucht sich daran, das zu sühnen, was sie damals nicht konnten: Die nötigen Hinweise der Polizei zu liefern, weshalb der Täter noch immer auf freiem Fuß ist. Dabei werden in jedem Teil je zwei Schicksale behandelt, die in episodenhaften Einzelgeschichten in das Gerüst des großen und ganzen zusammengefügt werden. Es ist mit Sicherheit erbaulich, das Thema der Sühne nicht in einem obligatorischen Blutbad serviert zu bekommen, sondern tatsächlich vermehrt im dramaturgischen Rahmen behandelt zu sehen. Das funktioniert hier jedoch mehr schlecht als recht, denn für die eingeschlagenen Lebenswege der vier Frauen benötigt es nicht nur einiges an Fantasie, sondern auch eine kühne Toleranz gegenüber dem Drehbuch. Gerade im ersten Teil fordert die Erzählung schon einiges an Nerven und Glaubwürdigkeit ein, die man als Zuschauer nur schwer aufzubringen vermag, da es leider zu früh abstrus wird. Doch hat man diese erste Geschichte erst einmal verwunden, überrascht "Sühne" mit einer unbewussten Kälte, die zunächst von den einzelnen Frauen und am Ende von der Mutter des ermordeten Mädchens ausgeht. Das Erlebte hat sie geprägt und der nach außen hin offene Schein trügt. Sie alle tragen ihre Schuld mit sich herum, die sie zwar verborgen halten möchten, es aber nicht können. Dafür begegnen sie nicht nur auf ihren selbstentschiedenen Pfaden gravierenden Wegpunkten die sie zur inneren Einkehr zwingen, sondern über kurz oder lang auch Asako, der Mutter des ermordeten Mädchens, die sie an ihre gegebenen Versprechen erinnert und auf diesem Wege die Sühne der Mädchen einfordert. So werden alle Geschichten gebündelt, auf einen Nenner gebracht, doch wirklich unter einen Hut bekommt es die Regie unter Kiyoshi Kurosawa nur selten. Dafür sind die Einzelgeschichten zu bewusst zu unterschiedlich, drängen sich und den Frauen eigene Marotten auf und scheitern im Endeffekt an deren Glaubwürdigkeit. Natürlich spielt hier auch die japanische Kultur eine Rolle, in der manches nun mal anders läuft, als hier im Westen und diverse kulturelle Gepflogenheiten auch gänzlich anders aufgefasst und/oder behandelt werden. Damit hat man sich hier anzufreunden, oder man scheitert allein deswegen an dieser kleinen japanischen Mammutserie. Ist das Eis jedoch erst einmal gebrochen, offenbart sich in „Shokuzai“ eine Finesse. Der Teufel liegt im Detail, was auch die Inszenierung selbst früh verdeutlicht: Während dem eigentlichen Auslöser der Geschichte vergleichsweise wenig Zeit eingeräumt wird, erhalten die Frauen sehr viel Raum, unabhängig voneinander. Wir blicken in ihren Alltag, ohne jedoch das Gefühl zu erhalten, sie wirklich kennenzulernen. Stattdessen beobachten wir sie, wie ihr Karma sie einholt, sie sich an prägnante Wendepunkte begeben, die ihnen dann ihre Konturen verleihen. Vieles vorher ist unter überflüssiges Geplänkel einzuordnen. Denn wirklich erzählt wird dort nichts, stattdessen wird ausufernd in (Selbst-)Mitleid gebadet, wofür die Serie schlichtweg als zu lang zu betrachten ist. Was den Film- und Serienfreund jedoch immer wieder erstaunt aufschrecken lässt, ist die wunderbare Ästhetik. Die "Mise en Scène", der Bildaufbau im Inneren. Die gezeigten Bilder brennen sich aufgrund ihrer Einfachheit förmlich ins Gedächtnis, dennoch sind sie nicht als simpel zu betrachten, sondern als wunderschöne Cinematographie, die speziell die ruhigen Passagen mit dieser unangenehmen Kühle unterlegt - dem Zuschauer immer vor Augen führend, dass es nicht vorbei ist, ehe das, was Asako fordert, erfüllt ist. Aufgrund der unterschiedlichen Schicksale, die etwas zu konstruiert daherkommen, könnte man der viereinhalb stündigen Serie Langatmigkeit vorwerfen. Und das ist sie auch. Eine Stunde hätte sie sich bestimmt kürzen lassen können, ohne dabei um ihre eigentlich angepeilte Aussage fürchten zu müssen. Die letzte Stunde erinnert dann auch eher an ein gesetztes Rachedrama und spult die Konsequenz aller vorangegangenen Handlungen gnadenlos und für sich selbst stehend herunter. Was man nun von der Quintessenz der Geschichte halten mag, sei mal verhalten dahingestellt. Zumindest hätte es für einen eigenen Film gereicht. „Sühne“ oder eben „Shokuzai“ fordert. Fordert vom Zuschauer und bedient sich an dessen Geduld. Weitestgehend unkommentiert zeigt es die Frage und den Gedanken hinter der Sühne, der sich letztlich jeder Mensch auf eigene Weise stellen muss, ehe das Ende dann mit einer eigenen Antwort auf den Zuschauer lauert. Dazwischen liegen jedoch rund 270 Minuten, die es dem Zuschauer nicht immer leicht machen. Immerhin sei der Serie die ruhige, auf den dramatischen Aspekt beruhende und weitestgehend gewaltfreie Herangehensweise zu Gute gehalten.

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