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DVDMAX

Kritik von DVDMAX

Gesehen: Juni, 2016

Ich für meinen Teil bin politisch sehr interessiert und finde es gerade bei den aktuellen Wahlergebnissen faszinierend, mich zeitlich ein paar Jahre zurückzuversetzen und polarisierende Probleme noch einmal zu betrachten.
2009 fällt bereits eine enorme Unzufriedenheit auf.
Damals boten Parteien wie Die Linke oder Die Grüne die sogenannte "Alternative" zu der sonstig dominierenden CDU bzw. der SPD.
Das fällt in der Retrospektive gerade bei Schlämmers Gesprächen mit den alternativen Politikern auf.
Thesen wie "Die DDR war ja nicht komplett schlecht" oder "Wir sollten spiritueller an alles herangehen" polarisieren sicher ebenso wie Thesen der AfD in den letzten Jahren.
Der feine Unterschied besteht darin, dass sich die alternativen Wähler damals eher nach links orientiert haben, während sich die Wahlergebnisse nun eher nach rechts ausweiten.
Warum ich diese Einleitung nun anführe?
Horst Schlämmer-Isch kandidiere! ist aus heutiger Sicht für mich sicherlich erheblich interessanter als aus damaliger Sicht.
Die Bedürfnisse des Volkes, nach Aufmerksamkeit, ja nach Beachtung, haben sich nicht geändert, sie haben sich nur auf andere Aspekte verlagert. Aus dieser Sicht ist die Entwicklung der politischen Meinung nach Rechts nur allzu gut nachvollziehbar, denn letztlich hat sich nichts in Bezug auf den Willen des Volkes geändert.
Es ist die Verzweiflung, ja die Ignoranz, die das Volk nach rechts treibt. Ich persönlich distanziere mich komplett von AfD, werde aber auch sicherlich niemanden verurteilen, der diese Partei wählt.

Nun zum eigentlichen Film:
Horst Schlämmer soll hier einen Mann aus dem Volk darstellen, jemand, mit dem sich jeder identifizieren soll.
Die Komik wird daraus gezogen, dass man ihm typisch deutsche Klischees zuordnet und diese erheblich überspitzt.
Schlämmer stellt den ungebildeten, leicht trotteligen Deutsche dar, der sich von den Parteien nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen möchte.
Er beruft sich auf sein eigentliches Recht, sich selbst politisch zu engagieren und erfährt, dass das Ganze vermutlich doch nicht so leicht ist, wie man sich das erhofft hat.
Damit kritisiert der Film ein wenig das deutsche System, dass ja eigentlich politische Partizipation fördern sollte, aber warum sollte man wählen gehen, wenn eh keine Partei den eigenen Standpunkt vertritt? Warum sollte man sich politisch einschalten, wenn man eh keine große Möglichkeit hat, weit aufzusteigen, weil alleine schon die finanziellen Mittel nicht mitspielen?

Schlämmer stellt die überspitzte, erheiterte Fassung des Wutbürgers dar.

Bis dorthin eine für mich sehr gelungene Darstellung, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Augenzwinkernde und leichte Kost, die trotzdem eine gewisse Tiefe mit sich bringt.
Probleme hat Horst Schlämmer meines Erachtens erst bei den Gesprächen mit den einzelnen Politikern. So gelingt es hier nach meinen Ansprüchen nicht, die Neutralität zu bewahren.
Die Violetten oder die FDP werden gar nicht erst ernst genommen, während die Konversation mit der SPD oder der CDU wieder einigermaßen vernünftig verläuft. Damit besteht ein Widerspruch in der Figur des Horst Schlämmers, der als gezähmter Wutbürger doch eigentlich viel mehr Wahlalternativen aufweisen müsste. Im Gegenteil! Hier wird die bestehende Ordnung bestärkt, was meiner Meinung nach gar nicht mal so verwerflich ist, aber eben den kompletten Reiz, den der Film ausmacht, entreißt.
Auch der Humor funktioniert bei mir mal mehr und mal weniger, was vor allem an den Gegensätzen aus intelligenter Satire und absoluten Klamauk liegt.

Insgesamt betrachtet handelt es sich bei Horst Schlämmer-Isch kandidiere! um einen meiner Meinung nach relativ gelungenen Film, der vor allem eine tolle Grundprämisse mit sich bringt, wobei ich ihn mir noch etwas bissiger und satirischer gewünscht hätte.

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