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Inhalt

Millionenerbin Linnet Ridgeway verdirbt es sich mit jedem: Sie spannt Freundin Jacqueline den Verlobten aus und verbringt mit ihm die Flitterwochen auf einem Nil-Dampfer. Jeder der Reisenden hätte einen Grund, sie zu töten. Als es dazu kommt, ermittelt Hercule Poirot.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Agatha Christie Collection 1/3: Tod auf dem Nil

Nach dem großen Erfolg von „Mord im Orient Express“ (1974) machten sich die Produzenten John Brabourne und Richard B. Goodwin gleich an die nächste Verfilmung einer Agatha Christie-Geschichte. Wiedermal mit ihrer – neben Miss Marple – bekanntesten Figur, dem belgischen Mastermind-Schnüffler Hercule Poirot. 1974 noch von Albert Finney („Wolfen“) verkörpert, ging die Rolle diesmal an Mr. Multikulti Sir Peter Ustinov („Spartacus“). Ein Glücksfall für beide Seiten, da dieser sie wie kein Zweiter prägte und im Laufe seiner Karriere noch fünf weitere Male spielen sollte (so auch in dem ebenfalls in der Agatha Christie Collection enthaltenem „Das Böse unter der Sonne“)

Beim restlichen Cast lässt man sich erneut nicht lumpen und stellt dem molligen Charakterkopf namenhafte Kollegen wie David Niven („Der rosarote Panther“), Jane Birkin („Blow Up“), Mia Farrow („Hannah und ihre Schwestern“), Jon Finch („Frenzy“), Jack Warden („Die Zwölf Geschworenen“), George Kennedy („Die nackte Kanone“), Angela Lansbury („Botschafter der Angst“), Maggie Smith („The Second Best Exotic Marigold Hotel“) und natürlich die grandiose Bette Davis („Was geschah wirklich mit Baby Jane?“) zur Seite. Mit der Marke Agatha Christie generiert man scheinbar immer einen prominenten Cast, zumindest in den aufwändigen Kinoproduktionen. Aufwändig ist auch „Tod auf dem Nil“, Regisseur John Guillermin („King Kong“, 1976) versieht seinen Film mit einer schicken Optik und lässt sich genügend Zeit für den Aufbau der Geschichte wie die Einführung der zahlreichen Charaktere. Wie immer bei Agatha Christie dürfte auch für Nichtkenner der Vorlage schnell klar sein, wer hier irgendwann zwangsweise ins Gras beißen wird (zumindest als „Hauptopfer“) und das alle bis auf den (oder in dem Fall DIE Ermittler) verdächtig sind. Doch auch das benötigt Zeit, will man jedem potenziellen Mörder das nötige Motiv liefern und somit dem Zuschauer die Möglichkeit, seinen jeweiligen Favoriten rauspicken zu können. In der Hinsicht sind die Storys wirklich immer gleich, aber darauf stellt man sich ja von vornherein ein. Ein klassischer Whodunit-Krimi, im Idealfall auf begrenztem Raum, frei nach dem Motto „Wer setzt seine Mordgedanken wirklich in die Tat um?“.

Was bei „Tod auf dem Nil“ erfreulich gut funktioniert, ist das Zusammenspiel aller Komponenten, die insgesamt die Umsetzungen von Agatha Christie-Romanen und im speziellen Fall wie hier bei der dreiteiligen Collection bestimmen. Das wie vorgestanzte Muster ist extrem harmonisch. Schlaumeier Poirot (oder eben Miss Marple) beobachtete und analysiert messerscharf (bald übermenschlich präzise) das Geschehen, konfrontiert die üblichen Verdächtigen mit ihrer möglichen Tat und zieht daraus weitere Schlüsse für das Zusammensetzen des Puzzles. Da geben sich exzentrische Egomanen die Klinke in die Hand, jeder auf seine Art ein Killer in Lauerstellung, wer hat ein wasserdichtes Alibi? Dem zu folgen macht Spaß, gerade wenn nicht mit gewissen Dingen übertrieben wird. „Tod auf dem Nil“ verzichtet nicht auf den formelhaften Figuren, die an ein Krimi-Diner oder eine Runde CLUEDO erinnern, überspitzt sie dabei aber nicht zu krass. Eine leichte Ironie und selbstverständlich Klischees zeichnen sie aus, lassen sie dabei nicht zu Karikaturen verkommen. Humor ist erlaubt, dennoch dezent, angebracht. Um am Ende (eventuell) zu überraschen, muss nicht eine völlig haarsträubende Pointe präsentiert werden, in dem hier konstruierten Universum ist das durchaus noch im Rahmen des „realistischen“.

„Tod auf dem Nil“ versteht es einfach, die etwas edleren Groschenromane seiner Autorin würdevoll und elegant auf Zelluloid zu bannen. Mit den verschrobenen Eigenarten, den simplen Strukturen, die gleichzeitig ihren Charme und Reiz ausmachen. Dazu auf die Cleverness besonnen, die diese Geschichten trotzdem inne haben. Der fantastische Cast ist da fast schon nebensächlich. Man fühlt sich direkt eingeladen, mit zu rätseln und Theorien zu spinnen, wird dabei nicht zu sehr in die Schickeria-Trash-Ecke gedrängt, denn dafür ist der Film schlicht viel zu gut gemacht.

Fazit

Ohne Frage das Highlight der „Agatha Christie Collection“. Eine reizvolle Geschichte mit interessantem Setting, großen Schauspielern und frei von jeder Hektik vorgetragen, ohne das die lange Laufzeit dabei stören würde. Das zeugt eher von Vertrauen in die Kraft der Handlung und die Fähigkeiten der Beteiligten, das Publikum nicht über die Zeit zu verlieren. Das ist geglückt. Kein Nägelkauer, aber ein schönes Stück Krimi, liebevoll gemacht, toll abgeschmeckt.

Kritik: Jacko Kunze

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