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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Als der Vater von India Stoker (rollengerecht stoisch und unnahbar: Mia Wasikowska, die Alice aus „Alice im Wunderland“) just an ihrem 18. Geburtstag unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, gerät die Welt des in sich gekehrten Teenagers aus den Fugen. Nicht besonders hilfreich bei der Verarbeitung dieses Verlustes ist einerseits die unvergleichlich kühle Beziehung zu ihrer Mutter Evelyn (überraschend gut: Nicole Kidman) und andererseits die Ankunft des, ihr bisher unbekannten, Bruders ihres Vaters – Onkel Charlie (beeindruckend abgehoben: Matthew Goode, der Ozymandias aus „Watchmen“) – welcher sich umgehend dazu entschließt im Familienanwesen einzuziehen. Als in Indias näherem Umfeld einige Menschen verschwinden, wird das Mädchen, das gerne jagt, Klavier spielt und altmodische Kleider trägt, misstrauisch und beginnt die eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Charity begins at home


Der Koreaner Park Chan-Wook hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre, durch seine stilsicheren, ausgesprochen kompromisslosen und äußerst nihilistischen Streifen rund um die Themenfelder Verlust, Trauer, Einsamkeit und Rache, einen zugkräftigen Namen im Arthouse-Bereich erarbeitet. Angefangen mit dem sozialkritischen, durchaus harten „Joint Security Area“ über seine sogenannte Rachetrilogie („Sympathy for Mr. Vengeance“, „Oldboy“ und „Lady Vengeance“) bis hin zum etwas anderen Vampirstreifen „Thirst“ wurde nahezu jeder seiner Filme vom Feuilleton gefeiert. Im Zuge dieses rasanten Popularitätszuwachses war es natürlich nur eine Frage der Zeit bis auch die Advokaten des Bösen aus Hollywood, auf den 50jährigen Asiaten und dessen Händchen für ebenso pointierte wie aufrüttelnde Werke aufmerksam wurden. Da kam wiederum das Drehbuch „Stoker“ von „Prison Break“ Star Wentworth Miller gerade zur rechten Zeit, um Park Chan-Wook mit einer vielversprechenden Drama-Thriller-Horrormischung nach Tinseltown zu locken.


Stoker“ wird allerorts als besonders gelungenes Amerikadebüt von Park Chan-Wook gefeiert, als Arthouse-Meisterwerk betitelt und als gar beeindruckendes Kinoerlebnis bezeichnet. Die schauspielerische Leistung wird ebenso hochgelobt, wie die technische Umsetzung, das Drehbuch und die Inszenierung. Die Erwartungshaltung des geneigten Betrachters wird durch diese Lobeshymnen ebenso wenig eingedämmt, wie durch eine auffallend hohe Einstufung auf imdb.com – immerhin die meistfrequentierte Filmseite der Welt. Somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Streifen auf den diesjährigen Fantasy Filmfest Nights in München, für eine restlos ausverkaufte Vorstellung und gespannte Gesichter gesorgt hat. Was dem Publikum dann jedoch vorgesetzt wurde, erzeugte weder Begeisterungsstürme in den Reihen der Zuschauer noch besonders intensive Reaktionen nach Ablauf der Credits. Es führte lediglich zu einem kollektiven Achselzucken und der Feststellung, dass das gerade eben Gesehene visuell ansprechend und sehr gut gespielt, aber bei Weitem nichts wirklich Besonderes war.


Doch woran liegt es, dass ein Film vom Macher eines dermaßen kranken Stücks Filmgeschichte wie „Oldboy“, ausschließlich durch die wirklich exzellenten schauspielerischen Darbietungen und einige gut getimte optische Spielereien, aus der Masse ähnlich gearteter Drama-Thriller-Produktionen hervorsticht und nicht durch kontroverse Ideen und storytechnische Überraschungen, und trotzdem als tiefgründiges Meisterwerk verkauft wird. Zum Einen sicherlich an dem Hype, der um Park Chan-Wook in bestimmten Kunstkreisen veranstaltet wird und gewissen Kritikern bei jedem seiner Werke ganz automatisch die kritiklose, rosarote Arthousebrille aufsetzt, wie sie normalerweise nur ein gewisser Quentin Tarantino für sich verbuchen kann. Zum Anderen sicherlich auch daran, dass Park Chan-Wook nicht am Drehbuch von „Stoker“ beteiligt war, wodurch seine typische, äußerst elegische Inszenierung auf eine eher mäßig spannende Grundstory, ohne besondere Wendungen trifft. Das Problem hierbei ist, dass die Story somit vorhersehbarer und klischeebelasteter ist, als in seinen Vorgängerproduktionen und Spannung folglich nur aus der Musik-Bild-Schnitt-Komposition gewonnen wird.


Diese Kombination aus herausragender Kameraarbeit (von Chan-Wooks Stammkameramann Chung-Hoon Chung), tadellosem Schnitt (Nicolas De Toth, der bei „Stirb Langsam 4.0“ die Finger im Spiel hatte) und fantastischer musikalischer Untermalung (Clint Mansell, Golden Globe nominiert für „The Fountain“) wiederum, und das muss man dem Film neidlos zu Gute halten, ist beeindruckend. Wenn die Kamera langsam beinahe tranceähnlich die Haare von Nicole Kidman entlang streicht, nur um übergangslos die Maserungen eines Tisches zu zeigen und wiederum unmerklich in die Aufnahme eines Feldes überzugehen versprüht „Stoker“ wahre Kinomagie. Auf diesem Gebiet gibt es folglich Nichts zu meckern. Da greift eine Szene perfekt getimt in die Nächste über, da unterstützt die Musik die Stimmungsentwicklung, da erzeugt die Licht-Bild-Montage faszinierende Momente, ohne dass auf der Leinwand jedoch wirklich viel passiert.


Ein weiterer positiv hervorzuhebender Faktor von „Stoker“ ist die Besetzung der Hauptdarsteller. Mia Wasikowska überzeugt als eigenartige, kalkweiße Lolita ebenso wie Matthew Goode als kühl kalkulierender, ausstrahlungsstarker Onkel. Ihnen Beiden stiehlt jedoch eine fantastische Nicole Kidman die Show. Unglaublich trocken, erfüllt von unterdrückter Verzweiflung und doch verführerisch schön gibt sie die Witwe und Mutter, die sich weder in der einen noch in der anderen Rolle so wirklich wohl fühlt. Hierbei ist es wiederum äußerst schade, dass die restlichen Darsteller eher wie Laien wirken und von dem behäbigen Drehbuch auch noch die ein oder andere unlogische Handlung diktiert bekommen.

Fazit

Stoker“ ist ein bild-, ton- und schnitttechnisch meisterhaft umgesetztes Hollywoodstarvehikel, dem es jedoch sowohl an einer attraktiven Grundstory und neuen Ideen als auch an dem gewissen nihilistischen Park Chan-Wook Feeling fehlt. Ausgesprochen gute (Haupt-)Darstellerleistungen stehen einer Regiearbeit gegenüber, die keine wirkliche Spannung aufkommen lässt. Was bleibt ist ein stinknormaler Thriller mit Familiendramaeinschlag. Ein gehyptes Arthousefilmchen, das nur allzu deutlich unter Beweis stellt, dass eine vorhersehbare Story und ausgelutschte Ideen nicht zur Gänze durch einen tollen visuellen Stil und eine fesselnde Atmosphäre ausgeglichen werden können.

Kritik: Christoph Uitz

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