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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Erzählt wird die Geschichte von Fuchs und Wildschwein, die der kleinen Eintagsfliege beim Schlüpfen zusehen. Wären die beiden doch bloß schnell abgehauen, jetzt müssen sie feststellen, dass die junge Fliege geradezu bezaubernd ist. Aber wer bringt ihr nun bei, dass sie nur diesen einen Tag zu leben hat? Kurzerhand behaupten die beiden, der Fuchs sei der Todgeweihte. Und siehe da: Die frisch Geschlüpfte beschließt voller Mitgefühl, dass jetzt eben das ganze Leben in einen Tag muss - ein ganzes Leben inklusive dem ganz großen Glück!

Kritik

Es braucht nicht unbedingt ein Millionenbudget und eine Produktionsfirma wie Disney oder Pixar, um einen hinreißenden Kinderfilm zu kreieren, der auch das erwachsene Publikum in seinen Bann zieht. Manchmal reicht ein kreativer Kopf, der sich vier begabte Schauspieler und ein kleines Filmteam schnappt und ins Bergische Land von Nordrhein-Westfalen zieht. Martin Baltscheit inszenierte mit Nur ein Tag sein eigenes Hörspiel und Theaterstück für die Kinoleinwand und schuf mit einem Budget von nur 300.000 Euro ein außergewöhnliches Filmerlebnis. Ein weiterer Beleg dafür, dass Kunstfertigkeit imstande ist, den Mangel an Moneten wettzumachen – andersherum kann dies nur schiefgehen.

Der Film fordert dem Zuschauer wahrlich ein gewisses Maß an Offenheit ab. An wenigen Schauplätzen, meist in freier Natur, entfalten sich vertrauliche Szenen in reinster Theatermanier. Die von Menschen dargestellten Protagonisten sind eine Eintagsfliege, ein Fuchs und ein Schwein. Als die Eintagsfliege (Karoline Schuch) auf anmutige Weise den Tiefen des Sees entsteigt und das Licht der Welt erblickt, sind der schlaue Fuchs (Lars Rudolph) und das dicke Schwein (Aljoscha Stadelmann) hin und weg. Sie verschweigen ihrer neuen Freundin jedoch, dass sie nur einen Tag zu leben hat und behaupten stattdessen, dass der Fuchs am Ende des Tages sterben müsse. So ziehen die drei los, um ihm einen erfüllten und glücklichen letzten Tag zu bescheren.

Martin Baltscheit lässt die Tiere in seiner Fabel von einem Wendepunkt des Lebens zum nächsten stolpern, nimmt sich aber genug Zeit, um die philosophische Essenz im Einzelnen auszukosten. Indem sich zwischen den drei Tieren auf bezaubernde Weise intime und ausgesprochen menschliche Momente entwickeln, geraten die spärlichen Kulissen und Requisiten schnell in Vergessenheit. Nur ein Tag streift dabei nicht nur die üblichen Stationen des Lebens, wie Heirat und Familiengründung, sondern beschäftigt sich in aphoristischer Form mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und dem wahren Glück auf Erden. Auch wenn der eine oder andere Regieeinfall eine Frage des Geschmacks bleibt, wirkt die Gesamtkomposition erstaunlich vollendet. In aller Einfachheit und Schlichtheit entwickelt der Film poetische Bilder, die einer Philosophie des Menschendaseins so viel näherkommen, als die aufwendigen und pompösen künstlerischen Produktionen unserer Zeit.   

Eine der vielen beeindruckenden Gratwanderungen, die dieser Film leistet, ist die Darstellung der Tiercharaktere. Karoline Schuch, Lars Rudolph und Aljoscha Stadelmann geben ihren Figuren in ihrem Aussehen und Verhalten nur den Hauch einer animalischen Natur. Die Eintagsfliege ist flatterhaft und lebenslustig, der Fuchs graziös und spitzbübisch, das Schwein träge und warmherzig. Indem sie die künstlerische Freiheit und ihre schauspielerischen Fähigkeiten voll ausschöpfen, bringen sie eine tierisch-menschliche Zwitternatur auf die Leinwand, die faszinierend und amüsant anzusehen ist. Und trotz der unabwendbaren Ernsthaftigkeit, die in der Frage nach dem Sinn des Lebens liegt, kommt der Humor keineswegs zu kurz. Von heiteren Momenten der Freundschaft bis hin zu Szenen des Ehelebens, die an Nummern von Loriot erinnern, wartet der Film mit Training für die Lachmuskulatur auf.

Gegen Ende gewinnt in Nur ein Tag, wie der Titel schon erahnen lässt, die ernste Seite des Lebens an Boden. Anke Engelke tritt in einer kleinen Rolle als zweite Eintagsfliege auf, die diverse Abgründe des Existentialismus eröffnet und Steine in einen Bach werfend ihre letzten Stunden und Minuten auf Erden zählt. Trotz der philosophischen Tragweite, die in den Dialogen und Szenen des Films zu entdecken ist, bleibt er bis zum Ende auch einem Kinderpublikum zugänglich. Auch wenn es um das Leben einer Eintagsfliege geht, versprüht Nur ein Tag eine Lebensfreude, dass der Zuschauer am Ende geneigt ist, das Wörtchen „nur“ im Titel zu streichen.

Fazit

Mit der Adaption seines Hörspiels und Theaterstücks gelingt Martin Baltscheit ein Kinofilm, der Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Vergnügen zu bereiten vermag. „Nur ein Tag“ ist eine wundersame Fabel über Glück und Bestimmung eines Lebens auf Erden. Geführt von einem einfallsreichen Regisseur und vier begeistert aufspielenden Darstellern, wandelt der Zuschauer durch philosophisch aufgeladene Szenen des Alltags. Trotz oder gerade aufgrund des geringen Budgets und der spärlichen Kulissen, gelingt dem Film eine berührende Unmittelbarkeit. Dieser feine Film bringt den Verstand auf Hochtouren und lässt das Herz jubeln.

Kritik: Jonas Göken

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