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Quelle: themoviedb.org
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Trailer

Verfügbar auf

Realeyz Mubi

Inhalt

In schäbigen Hotels und leerstehenden Lagerhallen, tief im Schatten der indischen Filmindustrie, produzieren die Brüder Sonu (Nawazuddin Siddiqui) und Vicky (Anil George) trashige C-Movies für Bombais boomenden Untergrundmarkt. Vicky ist der ehrgeizige und herrische Kopf des Betriebes. Er zieht den einfältigen Sonu immer tiefer in eine Welt aus alkoholkranken Diven, Schmiergeld und filmverrückten Gangstern. Dabei träumt Sonu davon, einen anständigen Liebesfilm zu drehen. Pinky (Niharika Singh), eine junge Zufallsbekanntschaft mit undurchsichtiger Vergangenheit, soll die Hauptrolle spielen. Aber Vicky hat ganz andere Pläne.

Kritik

Writer/Director Ashim Ahluwalia nahm sich für seinen 2012 erschienenen Debut-Film einem recht heiklen Thema an und porträtiert in „Miss Lovely“ die Sexploitation-Branche im Mumbai der 80er Jahre. Dabei wirft er, wie nebenbei, komplett das sehr einseitige Bild der indischen Filmindustrie über den Haufen. Denkt man nämlich an den 1,3 Milliarden Staat, springen aus den Gedanken Bilder von überladenen Zügen, Elendsviertel der Großstädte, sexueller Gewalt und natürlich Bollywood, welches als klares Sub-Genre im Film nur gelegentlich große internationale Aufmerksam erfährt. Meist drehen sich diese Filme um die Liebesbelange der Bessergestellten und laden dabei zum Schmachten ein. 

 Bei Ahluwalias Werk hingegeben wünscht man sich weit entfernt, denn die indische Gesellschaft zwischen schmutzigen Produktionsräumen und selbsttrunkenen Feiern der Upper middle class ist rau. Eingeengt zwischen der prekären finanziellen Situation und Druck von außen, wird die Geschichte der beiden ungleichen Brüder Sonu (Nawazuddin Siddiqui) und Vicky (Anil George) erzählt, die sich als Regisseure von billigen Exploitation-Filmen über Wasser halten. Ihr Publikum fiebert meist nur dem (Haupt) Akt entgegen, der kaum etwas zeigt, bei den äußerst stringenten Pornographie-Restriktionen Indiens aber eine schwere Straftat bedeutet. So sind sowohl die Macher, als auch die Zuschauer in eine schmutzige Nische verdammt. 

Ahluwalia bedient sich dabei diverser internationaler Genres. So stehen den Erotik-Horrorfilmen italienische Gialli als Vorbild, der verhängnisvollen Beziehung zu der nebulösen und titelgebenden famme fatale „Miss Lovely“ (Niharika Singh) findet ihr Vorbild in „Chungking Express“ und ähnlichen zum Scheitern verdammte Liebesgeschichten. Dabei stellt sich der Film als Genrepuzzle dar, bietet neben sleazy-horror Thematiken des Film noir, der Romanze und des Melodramas. Dabei stimmt er zu Weilen existentialistische Themen an, gar vom Tod des Kinos selbst erscheint eine wirre Vision. 

 Dass im Laufe der Handlung ein Mann mit einem Videorekorder erschlagen wird, ist nicht nur bloße Willkür. Ahluwalia dreht mit „Miss Lovely“ eine Liebeserklärung an den analogen Film, selbst bleibt er gegen alle internationalen Strömungen hin zum Digitalen dem Analogen treu. Wo Ahluwalia auf seiner inszenatorischen Ebene eine klare Linie fährt, so wirr sind seine zeitlichen Ebenen. Denn die Handlung von „Miss Lovely“ erstreckt sich über mehrere Jahre, ohne diese explizit zu nennen oder vorschnelle Erklärungen für geänderte Konstellationen zu liefern. So fordert er eine höhere Aufmerksamkeit, die durch verschiedenste Figurenkonstellationen auch nötig wird. 

 „Miss Lovely“ liefert aber auch Seitenhiebe an Gesellschaft und Staat, die sich problemlos auf die heutige, starbesessene indische Gesellschaft übertragen lässt. Dabei wird staatliche Zensur ebenso thematisiert wie sexuelle Unterdrückung. Doch sind die handelnden Polizisten nicht selbst lustgeifernde Bali-Gänger? Zwar konnte der Film 2012 in der „Un Certain Regard“ Sektion des Filmfestivals von Cannes keinen Preis für sich gewinnen, eine Sichtung, sogar eine Zweitsichtung dieses atmosphärisch dichten und streckenweise unbequemen Films lohnt aber auf alle Fälle. 

Fazit

Vielschichtiger Film, der eine etwas andere Sicht auf die indische Filmindustrie liefert. Dabei muss er sich mit dem Vorwurf der etwas zu kompliziert erzählten Narrative auseinandersetzen, letztendlich ist das Debut von Ashim Ahluwalia aber als äußerst gelungen zu bezeichnen. Sein filmischer Bruderzwist ist ein Kaleidoskop verschiedenster Genres und glänzt mit einer durchweg tollen Leistung der Schauspieler.

Kritik: Magnus Knoll

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