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Juwelendieb Maurice (Serge Reggiani) erschießt den Hehler, der seine Freundin getötet hat. Bei seinem nächsten Coup stirbt sein Komplize Rémy (Philippe Nahon), während er selbst verletzt wird und schließlich durch Denunziation im Gefängnis landet. Die Schuld gibt er seinem Freund Silien (Jean-Paul Belmondo), der als Spitzel für die Polizei arbeitet. Maurice setzt einen Killer auf ihn an. Doch ausgerechnet Silien versucht mit allen Mitteln, Maurice zu entlasten. Er will erreichen, dass die Polizei jemand anderen für den Mord festnimmt. Deswegen fälscht er Indizien, beeinflusst eine Zeugin und begeht einen Doppelmord. Schlussendlich kommt Maurice tatsächlich frei. Sein Freund erklärt ihm, wer der wirkliche Verräter ist - doch der Auftragskiller will seine Mission trotzdem zuende bringen...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es gestaltet sich gar nicht mal so einfach, über einen Film wie „Der Teufel mit der weißen Weste“ eine halbwegs ausführliche Kritik zu schreiben, ohne entscheidende Plot-Details zu enthüllen und somit ihm seiner Wirkung zu berauben. Keine Sorge, dass wird natürlich vermieden, aber es sollte doch mal erwähnt werden.

Jean-Pierre Melville („Der eiskalte Engel“), voll in seinem Element. Desillusionierte Figuren in einer Hechtsuppe aus dichtem Nebel und dunklen Schatten, Einzelgänger in einer Parallelwelt zur normalen Gesellschaft. Vertrauen ist schwer, Verrat wiegt noch viel schwerer. In einer formalen Perfektion, stilisierter Eiseskälte liegt der Fokus immer auf zwischenmenschlichen Zwickmühlen. Seine Figuren gehen nicht in der Präsentation unter, ihre Verbindungen und Schicksale sind ihm mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar deutlich relevanter. Dieser Themenkomplex zieht sich durch den Großteil seiner Werke bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1973. So auch hier. In der Geschichte um den Gauner Maurice (Serge Riggiani, „Armee im Schatten“), der nach einer vierjährigen Haftstrafe wieder in der Unterwelt aktiv wird. Dies war ihm eine Lehre. Nicht um einen ehrlichen Lebensweg einzuschlagen, dafür ist es schon viel zu spät, aber nie wieder den falschen Menschen zu vertrauen. Zu einem Bruch nimmt er keine Waffe mit, das verbietet ihm das ungeschriebene Gesetz seiner eigenen Ganovenehre, doch Verräter haben nicht mit Gnade zu rechnen. Dennoch hat er nicht verlernt sich anzuvertrauen, der Kreis ist nur enger. Zu dieser intimen Runde gehört auch Silien (Jean-Paul Belmondo, „Angst über der Stadt“). Gewarnt wurde er vor dem angeblichen Polizeispitzel, diesem undurchsichtigen Typen, doch Maurice hält an der Freundschaft fest. Ein fataler Fehler?

Schnell legt Melville scheinbar seine Karten offen auf den Tisch, lässt die Masken augenscheinlich fallen, nur um den Zuschauer im Anschluss mit unvorhergesehenen Handlungen seiner Figuren noch mehr zu irritieren. Speziell im Fall von Belmondo, der sich von der anfänglichen Nebenfigur zum glasklaren Protagonisten dieser bedacht konstruierten und enorm cleveren Geschichte entwickelt. In den Folgejahren manifestierte Bebel sein Image als stolzer, von Testosteron strotzender Gockel, wurde zum Prinz Cool des französischen Männerkinos, hier zeigt er sich noch wenig festgelegt, kaum durchschaubar. Zwischen berechnend hinterhältig, dann wieder plötzlich ungeahnt herzlich, bald verletzlich und im Gegenzug ruckartig skrupellos. Wer ist dieser Kerl, diese nicht greifbare Figur? Belmondos Charakter ist durchgehend geprägt von einer bald glitschigen Ambivalenz, man kann ihn nie festnageln, obwohl man meint es bereits getan zu haben. Von ihm großartig verkörpert, jederzeit glaubhaft. Ein großes Fragezeichen schwebt durchgehend über seiner Rolle und obwohl scheinbar eindeutige Indizien vorliegen, so richtig gelingt es einem nicht, seinen nächsten Zug voraus zu sehen. Damit spielt Jean-Pierre Melville natürlich exzellent, wiegt in vermeintliche Sicherheit und täuscht immer wieder an, manipuliert mit als eindeutig geahndeten Perspektiven, was nicht negativ gemeint ist. Ganz und gar nicht, das macht die enorme Klasse seines Films erst aus.

Das Finale, in dem sich das eigentlich schon lange gefestigte und nur leicht unscharfe Bild in ein komplexes Puzzle verwandelt, erzeugt in wenigen Minuten eine fast schockierende, auch jeden Fall ergreifende Tragik. Jetzt erst wird jedem klar, wie wunderbar und gleichzeitig hinterhältig man hier in Sicherheiten gewogen wurde, wie man auf einfache Illusionen hereingefallen ist und wie simpel es doch letztlich ist. Das Schlimme dabei: Für uns hat es den positiven Effekt der Überraschung, für die Figuren ist es nun zu spät. Die Kettenreaktion wurde schon gestartet und sie aufzuhalten scheint unmöglich. Hier schließt sich wieder der Kreis. Vertrauen und Misstrauen, Loyalität und Verrat, Freundschaft und Feindschaft, Leben und Tod. Alles liegt so dicht beieinander. Wie ergreifend Melville seinen Film enden lässt, wie bitter sich dieser Kloß nur runterschlucken lässt, es ist schlicht brillant. Ein großer Mann des europäischen Kinos, auf seine Art einzigartig. 

Fazit

Der Meister der europäischen Gangsterfilms hantiert mit seinen Lieblingszutaten, heraus kommt das gewohnte Schmuckstück. „Der Teufel mit der weißen Weste“ ist ein Melville wie er im Buche steht. Technisch exquisit, in seiner düsteren, nihilistischen Stimmung bald schon surreal, dann aber wieder so emotional und erschreckend ehrlich im Umgang mit seinen Figuren, in dieser Kombination ist das mehr als schwierig, für manche unmöglich. Ein pessimistisches Krimidrama, das mit Erwartungshaltungen, Fehleinschätzungen und deren Konsequenzen jongliert und diese in einem niederschmetternden Finale bündelt.

Kritik: Jacko Kunze

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