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Quelle: themoviedb.org
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Trailer

Inhalt

Dokumentation über den Lebensalltag des Corps de Ballet der Pariser Oper.

Kritik

Ein Phantom geht um im Grand Palais der Pariser Oper. Es ist die Dokumentarfilmer Frederick Wiseman, der mit seiner Kamera jeden Winkel des Prachtbaus aus dem 19. Jahrhundert erkundet. In seiner minutiösen Reportage über Künstler und Kunst, Leid und Leidenschaft, Perfektion und Perfektionismus des Spitzentanzes spürt er einer Form von Anmut und Harmonie nach, die dem Ebenmaß der Architektur in nichts nachsteht. An diesem prunkvollen Ort tritt eines der besten Ballettensembles der Welt auf. In Szenen kühler Konzentration trägt das präzise Filmdokument Momente von atemberaubender Grazie und Leichtigkeit weit jenseits der Mauer des Grand Palais, Momente, die unwiederbringlich verloren wären, würde sie Wiseman nicht einfangen. Der atemberaubende Bilderreigen, der trotz der Länge nicht langweilig wird, ist eine Verneigung vor dem Tanz. Zugleich ist es eine Hommage an den Ehrgeiz der Künstler und die Ausdruckskraft der Kunst. Die tänzerischen Höchstleistungen nehmen unwillkürlich den Betrachter gefangen, ganz gleich ob Ballettfan oder nicht. 

Hinter der Perfektion stecken schier unendliches Training und viel selbst auferlegte Quälerei. Das Engagement des Ensembles wird zu Hingabe, ihre Hingabe mitunter zu Aufopferung. Schmerz und Schönheit verschmelzen in den melodischen Bildern. Beinah scheint es, die beiden Faktoren würden einander im Ballett bedingen. Kleinere und oft auch größere Verletzungen sind Teil des jahrelangen Trainings. Selbst zu Knochenbrüchen kommt es. Manchmal verheilt eine Verletzung nie. Mitunter verursachen die extremen Belastungen den Tänzerinnen und Tänzern lebenslange Handicaps. Der Schmerz ist oft ein doppelter. Zum körperlich Leiden kommt jenes darüber, nicht mehr tanzen zu können. Zweites ist für die Protagonisten oft das größere Übel. Um so tragischer zeigt sich der unvermeidliche Abschied von der Bühne und vom Tanz, wenn der Körper die physische Zumutung eines Tages nicht mehr mitmacht. Obwohl es einige berühmte Ballerinen mittleren Alters gab und gibt, ist das Durchschnittsalter des Ensembles jung. Der Zenit der physischen Leistung scheint fast ebenso flüchtig wie die Momente der Vollkommenheit während einer Aufführung. 

Die Perfektion hat einen hohen Preis. Ohne Hintergrundkommentar oder inszenatorische Spielereien ist die sachliche Doku das Gegenteil eines romantisierenden Tanzfilms. Fast reserviert wirken die Aufnahmen, die den Künstlern zugleich mit respektvoller Distanz und großer Empathie bei der Arbeit zuschauen. Wie das Ballett selbst sind die Aufnahmen weniger opulent als puristisch. Kongenial fängt die Kamera die Strenge hinter der tänzerischen Leichtigkeit ein. Die Eindrücke, die dabei entstehen, sind einzigartig in ihrer Nähe und Expressivität. Wiseman selbst sagt, wenn er dem Ballett zusehe, erfülle ihn Bewunderung, aber auch Wehmut. „Weil es nicht dauern kann, weil diese Vollkommenheit vergänglich ist“. Trotz all der Authentizität und Beobachtungsgabe vermag die Dokumentation letztlich nur einen Bruchteil der Schönheit einzufangen, weil eine unüberbrückbare Kluft zwischen unmittelbarere Wahrnehmung und filmischer Abbildung liegt. Der Augenblick verweilt nicht, sei er noch so schön.

Fazit

Dem vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilmer Wiseman gelingt weit mehr als ein adrettes Szenenpanorama zu klassischer Musik. Die faszinierenden Einblicke in den strapaziösen Alltag des Ensembles und die komplexen Vorgänge um die Inszenierung einer Aufführung schlagen das Publikum von der ersten Szene an in seinen Bann.

Kritik: Lida Bach

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