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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Enzo kehrt nach 14 Jahren im Gefängnis zurück nach Genua. Er streift durch die veränderte Stadt, die in dokumentarischen Bildern ihre schäbigen und schönsten Seiten zeigt. In einem kleinen Haus in der Altstadt wird Enzo von Mary, seine Lebensgefährtin erwartet. Täglich haben der Verurteilte und die Transsexuelle während der Haft Briefe und gesprochene Nachrichten ausgetauscht.

Kritik

In den schäbigen Straßen, am Kai des heruntergekommenen Hafens lauert die Vergangenheit. Sie begegnet dem alternden Kriminellen Enzo (Vincenzo Motta) an jeder Ecke und bleibt doch ungreifbar. Jahrelang war der Protagonist von Pietro Marcellos dokumentarischem Porträt von einer Stadt und zwei Menschen im Gefängnis. Nach seiner Entlassung führt Enzo die Sehnsucht zu einer wartenden Geliebten. Ist es seine untergehende Heimatstadt Genua, die ihn mit bittersüßen Erinnerungen umarmt? Oder ist es doch seine Freundin Mary (Mary Monaco), die mit ihm den Traum von einer Hütte am Meer teilt. 

„Das Maul des Wolfs“ bedeutet der Titel der stimmigen Melange aus Realismus und Fiktion. Die wehmütigen Bilder verströmen den morbiden Charme eines cineastischen Kleinods. Die ungewöhnliche Romanze zwischen zwei Ausgestoßenen der Gesellschaft umrahmt der Regisseur und Drehbuchautor mit einer geistigen Romanze, der zwischen dem Betrachter und der Stadt. Die Liebesgeschichte der Hauptfiguren, die unter ihren realen Namen auftreten, ist konstruiert und dennoch in ihrer ungeschönten Darstellung voller Authentizität. Kennengelernt haben Enzo und die drogensüchtige Transsexuelle Mary einander im Gefängnis. Von ihrem Wiedersehen in Freiheit erhoffen sie sich ein Ende ihrer seelischen Einsamkeit und ein wenig Glück. Doch ihre Zukunft scheint mindestens ebenso unsicher wie die der Stadt. Aus musealen Archiven und privaten Sammlerbeständen schöpft die filmische Ode, die auf der großen Leinwand sicher noch einmal viel schöner anzusehen ist, einen ungeahnten visuellen Reichtum. In dokumentarisch anmutenden Szenen lässt Marcello ein Genua auferstehen, wie es nur noch in der Erinnerung der Figuren existiert. In diesen buchstäblichen Gedankenbildern der Stadt vermischen sich Legende, Fiktion und Realität. 

Marcello berichtet, sein Bild von Genua gehe auf Geschichten seines Vaters zurück. „Ich habe versucht, in diesem Film über die Gegenwart zu sprechen, über die Hinterlassenschaften einer verlorenen Welt“, sagte der Regisseur über seine Filmstudie. Diese verschwundene Welt ist zugleich ein Sinnbild für die verlorene Zeit, die Enzo durch die langen Jahre der Haft genommen wurde. In weiterem Sinne womöglich auch für ein vergeudetes Leben. Über dem Handlungsort hängt der von Rauschwaden durchzogene Himmel wie ein düsterer Rachen. Überall klafft der alles verschlingende Abgrund des Zerfalls. Das sensible Liebesdrama besitzt nicht nur ein Auge für die verborgene Schönheit der auf den ersten Blick tristen Hafenstadt, sondern auch für die ihrer Bewohner. Zwei von ihnen sind Mary und Enzo, die sich gegen alle Widrigkeiten an ihr kleines Bisschen Hoffnung von einer gemeinsamen Zukunft klammern. Erst spät begegnen sich die beiden Charaktere von Angesicht zu Angesicht. Bis dahin scheinen sie Verlorene, wie die anderen verarmten Einwohner auf der Suche nach etwas menschlicher Wärme. 

Es gibt die italienische Redewendung „In Bocca del Lupo“, das bedeutet „Viel Glück“. Marcellos geplagte Figuren können es sicher gebrauchen. Trotz eines Hangs zum Pathetischen nehmen die impressionistischen Aufnahmen gefangen. Die fragmentarische Story überzeugt durch ihre atmosphärische Dichte und ihre Eigenwilligkeit. Nur etwas Geduld muss man dafür aufbringen.

Fazit

Die einst blühende Hafenstadt Genua ist die heimliche Hauptdarstellerin des filmischen Gedichts. In den verschlungenen Gassen und zwischen den bröckelnden Fassaden fängt die Kamera Spuren vergangener Pracht ein und untermalt sie mit opernhafter Musik. Die visuelle Gewichtigkeit kann erdrückend sein, doch dies gehört zu ihrem eigentümlichen Reiz.

Kritik: Lida Bach

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