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Quelle: themoviedb.org

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Realeyz

Inhalt

Jonas ist 12 Jahre alt und übernimmt zuversichtlich die Verantwortung für seine beiden jüngeren Geschwister, als seine Mutter sie allein zurücklässt. Doch ihre Abwesenheit zu verheimlichen, überfordert Jonas. Er isoliert sich und die Geschwister zunehmend und sie gleiten in eine eigene Phantasiewelt ab. Was als Abenteuer beginnt, wird zum Kampf um Leben und Tod. Allein die Freundschaft mit dem geheimnisvollen Felix gibt Jonas Hoffnung und Mut.

Kritik

Sie müsse sich mal wieder für eine Weile ins Sonnental zurückziehen und erholen, die Dämonen bekämpfen, sagt Mutter Sabine nach einem nervlichen Zusammenbruch zu ihren drei kleinen Kindern. Der erwachsene Zuschauer ahnt bereits früh, was sich hinter dieser Aussage verbirgt und was für Dämonen das sind, mit denen die Mutter zu kämpfen hat. Den Geschwistern ist das unregelmäßige Verschwinden der Mutter allerdings ein Rätsel, sie bleiben alleine in dem großen Haus zurück und sind auf sich gestellt. 

In ihrem Langfilmdebüt Im Spinnwebhaus widmet sich Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt voll und ganz der Perspektive von Jonas, Nick und Miechen. Nach einer wahren Begebenheit, wie sie es selbstverständlich in vielfacher Anzahl überall auf der Welt gibt, erzählt Eibl-Eibesfeldt vom irritierenden Gefühl des Alleingelassen-Seins als Kind, von zunehmender Verwahrlosung aufgrund stetiger Überforderung und von Urängsten, die in einem in Zusammenhang mit stetiger Ungewissheit aufkeimen. Die Handlung, welche in einem eher kleineren Rahmen verläuft und unaufgeregt voranschreitet, ist dabei durch eine besondere Inszenierung geprägt, bei der die Regisseurin für eigentlich vertraute, altbekannte Situationen und Szenarien wunderbar eigenwillige Bildkompositionen sowie Ideen findet. 

Im Spinnwebhaus verschreibt sich vollständig dem logischen Verständnis von kleinen Kindern, empfindet ihre spezielle Sichtweise auf Geschehnisse nach und rückt somit sämtliche Ereignisse in ein mal kindlich-naives, mal bedrohlich-schauriges, mal abenteuerlich-aufregendes Licht. Dafür kippt die Erzählweise regelmäßig in überaus fantasievolle, verspielte Gefilde, wenn Insekten oder Vögel mit neugierigen Close-ups in den Fokus gezogen werden, fremde Personen wie typische Charaktere aus Märchengeschichten wirken, ein Ausflug in einen Freizeitpark wie ein unglaubliches Abenteuer in Szene gesetzt wird oder ein Gang durch ein Waldstück extrem unheimliche Stimmungen erzeugt. In düsteren Schwarz-Weiß-Aufnahmen kreiert Eibl-Eibesfeldt die harte Realität der Kinder, eine finstere Tristesse, der sie im gleichen Moment stets surreale Impressionen gegenüberstellt, die eine Flucht ins Fantastische garantieren und den Geschwistern einen möglichen Ausweg ihrer momentanen Lage anbieten. 

Neben diesem durchwegs vorhandenen Kontrast zwischen nüchternem Realismus und sanfter Verzauberung funktioniert Im Spinnwebwald vor allem auch durch die tollen Kinderdarsteller. Oftmals ist es so, dass Kinder in Filmen für ihr Alter entweder viel zu reif erscheinen oder durch eine bestimmte Unglaubwürdigkeit nervig wirken. Hier hat man mit Ben Litwinschuh, Lutz Simon Eilert und Helena Pieske (Bibi & Tina - Voll verhext) drei Volltreffer in der Besetzung gelandet, denen man in jeder Szene abnimmt, dass sie einfach nur ganz normale Kinder sind, die zwar manchmal seltsame, aber dafür umso nachvollziehbarere Dinge tun. Ohne jemals zu dick aufzutragen legt die Regisseurin ihren Film fast komplett in die Verantwortung der drei Jungschauspieler, die das Werk souverän auf ihren Schultern stemmen. Eine faszinierende Nebenfigur ist daneben Ludwig Trepte (Schwesterherz) in der Rolle des Felix, der mit seinen auffälligen Tattoos und den abgenutzten Klamotten nicht nur an sich schon eine markante Erscheinung ist, sondern im weiteren Verlauf eine Art Schlüsselfigur darstellt, womöglich sogar nur eine Metapher. Eine von vielen, die man als Zuschauer frei interpretieren oder als Zeichen schleichender Realitätsflucht der Kinder deuten kann.

Fazit

Im Spinnwebhaus behandelt eine ernste Thematik auf denkbar ungewohnte und dadurch äußerst kreative Weise. Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt erzählt nach einer wahren Begebenheit von drei Kindern, die auf sich alleine gestellt sind, und filtert ihre Geschichte durch eine surreal-verspielte Inszenierung, bei der die nüchterne Tristesse der Realität stets im Einklang mit einer sanften Unwirklichkeit steht, wodurch die Perspektive voll und ganz der kindlich-naiven Sichtweise der Hauptfiguren verschrieben ist. Ein kleiner, unaufgeregter, aber dafür sehr schön umgesetzter und sehenswerter Film.

Kritik: Patrick Reinbott

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