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Quelle: themoviedb.org

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Mit seiner beeindruckenden Dokumentation schafft Raoul Peck eine längst fällige Reflexion über den großen US-Autor James Baldwin und dessen politischen Kampf gegen den Rassismus, der in der Sklaverei wurzelt. Der schwarze Blick, die schwarze Geschichtsschreibung sind noch nicht im Mainstream-Bewusstsein verankert. Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben, und zu denen gehörten die Schwarzen nie, weder die Afrikaner noch die Afroamerikaner. Mit James Baldwin betritt ein sprachgewaltiger Intellektueller die Bühne und setzt Marken, die heute so unverbraucht notwendig zu erkennen sind wie vor 50 Jahren.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

James Baldwin ist nicht tot. Der prägende Sozialkritiker des 20. Jahrhunderts ist Philosoph und Poet, Essayist, Novellist und Autor, unter anderem der des Drehbuchs zu Raoul Pecks brillantem Dokumentarfilm. Dass es nicht anmaßend erscheint, den zentralen Charakter im Abspann als Mitwirkenden aufzuführen, besiegelt die inhärente Kraft des eindrucksvollen Lebensbildes. Es ist neben Der junge Karl Marx der zweite Film, den der Regisseur auf der Berlinale 2017 vorstellt. Beide befassen sich mit dem Leben revolutionärer Denker und Deuter ihrer Ära, beide könnten in Inhalt und Impetus kaum unterschiedlicher sein. Zu der durch Humor und Theatralik romantisierten Fiktion ist das stringente Dokument das radikale Gegenstück. 

Seine Grundlage sind die unvollendeten Memoiren „Remember this House“, die Samuel L. Jackson mit einer aus spürbarer Hochachtung geborenen Gemessenheit vorträgt. Dabei verliert sich die Inszenierung nie in starres Referieren. Die Leinwand bebt von den packenden Archivaufnahmen der Bürgerrechtsbewegung und Rassenunruhen, die den Lebensweg des Protagonisten bestimmten. Sein eloquenter Triumph wirkt umso überragender angesichts der rohen Gewalt, von der sanktionierten Diskriminierung über allgegenwärtige Brutalität bis hin zum Mord, die ihm entgegenschlug. Sie lebt nicht nur auf historischen Bildern, sondern denen der jüngsten Vergangenheit: Beweise, dass die Gesellschaft und das System sich nicht geändert haben. 

Gefragt, ob er sich angesichts der Misere der Schwarzen hoffnungslos fühle, erwiderte Baldwin, er fühle sich hoffnungslos angesichts der Menschheit. Das Publikum fühlt mit ihm. Doch wie bei Baldwin, dessen Fragment um die Morde an John F. Kennedy, Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King kreist, bedeutet Verzweiflung nicht Resignation. Die USA nannte er ein komplexes Land, das darauf besteht, enorm engstirnig zu sein. Der Bigotterie, die ihn als schwarzen schwulen Intellektuellen mit potenzierter Wucht traf, entkam er nach Frankreich. Dort verfasste er die hintergründigen Anekdoten, profunden Observationen und schneidenden Zitate, die zu vermitteln das Ziel von Pecks unkonventioneller Hommage ist. Ein besserer Weg dorthin, als ihn die kongeniale Kompilation geht, lässt sich nicht denken.

Fazit

Leidenschaft, Kampfgeist, Schmerz und Feingefühl eines bewundernswerten Lebens transzendieren die Leinwand in diesem dokumentarischen Meisterwerk. Raoul Peck sprengt die Schranken von Biopic, Chronik und Adaption, um gleichsam die mentalen (Selbst)Beschränkungen des Publikums zu durchbrechen. James Baldwin ist lebendig, denn große Geister leben fort in ihrem Wirken.

Kritik: Lida Bach

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