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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Nach 16 Jahren kommt Harms aus dem Gefängnis. Er trifft seine Freunde wieder, mit denen ihn das Schicksal zusammengeschweißt hat. Auch Jasmin, eine Hure, für deren Dienste er nicht zahlen muss. Dann kommt der Sechser im Lotto, die Chance, auf die man sein Leben lang wartet, das ganz große Ding. Die Bundesbank. 70 bis 100 Millionen am Wochenende. Ein ehemaliger Vorstand der Bundesbank hat es ausgeheckt und er hat den Mann in der Bank, ohne den die Sache nicht machbar wäre. Harms heuert seine alten Freunde an, die Menschen, denen er am meisten vertraut. Harms, der Profi, der Fuchs, weiß, dass man so viele Scheine in der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht, nicht schnell genug bewegen kann und bescheidet sich auf ein Drittel des vorhandenen Geldes. Beute genug, denkt Harms..

Kritik

Dass der klassische Genre-Film in Deutschland brachliegt, stimmt vielleicht nicht so ganz, gibt es doch immer wieder Regisseure, die in einem festen Metier inszenatorische Etablierungsversuche anstellen, die dann allerdings vom Massenpublikum nicht wahrgenommen respektive honoriert werden, weil Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer ihre nächste weltfremde RomCom in die Lichtspielhäuser gejagt haben und die Frauenherzen schmelzen lassen. Es ist gerade in Deutschland ratsam, wo der nationale Filmmarkt doch immer in ein schnödes Schubladendenken kategorisiert wird und angeblich einzig auf romantische Komödie und DDR- wie Weltkriegsdramen abonniert ist, unter die kommerzielle Oberfläche zu blicken. Und sind die äußeren Schichten erst einmal sorgsam abgeklopft, lässt sich ein künstlerischer Mut entdecken, den der allgemeine Tenor in der deutschen Filmkultur ja seit Jahren so schrecklich vermisst – Kein Wunder, wenn man sich einzig mit den weichgespülten Chartstürmern auseinandersetzt. „Harms“ von Nikolai Müllerschön beispielsweise ist so ein Werk, welches durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Zusammen mit Heiner Lauterbach hat Nikolai Müllerschön ein Skript entworfen, welches vor allem einen Zweck erfüllen sollte: Endlich wieder reinrassiges Gangster-Kino mit deutscher Identität aufzuziehen. Lauterbach und Müllerschön äußerten sich gelangweilt über die Tatsache, dass es keine echten Verbrecherporträts mehr aus Deutschland zu bestaunen gäbe, sondern einzig die Perspektive des Polizisten eingenommen wird. Ohne Fördergelder produziert, sondern durch Investoren, was eben auch dazu geführt hat, dass die Schauspieler für einen Mindestlohn vor die Kamera traten, trägt „Harms“ einen filmischen Wind mit sich, den man in dieser schroffen Schnörkellosigkeit nur aus England oder den Vereinigten Staaten kennt. Gleich zu Beginn schon stellt „Harms“ die Weichen in eine eindeutige Richtung: Wenn der titelgebende Knacki seinem Zellenkumpanen einen Zahn aus der Wangentasche fischt, um dann in einem Duschraum eine unglaublich brutale Schlägerei auszutragen, die in ihrem Naturalismus an die ikonische Sauna-Sequenz aus David Cronenbergs „Tödliche Versprechen“ gemahnt, dann ist die Marschroute eindeutig fernab des Mainstream-Konsens angesiedelt.

Eine Szene später wird Harms dann schon entlassen und darf wieder als freier Mann durch die tristen Großstadtstraßen gehen. Wie Heiner Lauterbach diese vom Leben gezeichnete und längst gescheiterte Existenz anlegt, darf sich womöglich als seine wohl eindringlichste Darstellung titulieren lassen. Lauterbachs Spiel ist zurückgenommen, wortkarg, verhärtet, aber mit einer solch heftigen Markanz, dass er zur Autoritätsperson wird, ohne dem Zuschauer seine Taten unter die Nase zu reiben. Natürlich ist „Harms“ nun nicht die große Filmkunst und die endgültige Erlösung vor all den beständigen Unkenrufen, dafür gibt sich das Drehbuch in der Ausarbeitung seiner Klimax um den 100-Millionen-Euro-Raubzug etwas zu verwaschen und übereilt, was sich folgerichtig mit dem Grundanspruch auf Authentizität und Nüchternheit beißt, doch so ruppig und konkret hat man das deutsche Kino wahrscheinlich lange nicht mehr erlebt – Gewiss auch nicht in Maximilian Erlenweins äußerst mäßigem „Stereo“. Nikolai Müllerschön legt Wert auf den dreckigen Ton und das verschafft „Harms“ einen erfrischenden Stallgeruch, den man so manches Mal auch noch zehn Meter gegen den Wind riecht.

Fazit

Nikolai Müllerschön und Heiner Lauterbach bringen mit „Harms“ den dreckigen Gangster-Film zurück nach Deutschland. Ohne Fördergelder produziert, durften sich die Beteiligten jegliche künstlerische Freiheiten herausnehmen und hauen endlich mal wieder auf den (Genre-)Putz. Mindestens so brutal wie ein Martin Scorsese-Streifen und hervorragend-markant gespielt von Heiner Lauterbach, lässt „Harms“ sich mal wieder als wirklich gelungener Genre-Film aus Deutschland deklarieren. Da verzeiht man dem Drehbuch sogar, dass es gewisse Handlungswege nicht immer ganz so clever löst.

Kritik: Pascal Reis

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