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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In vier Kapiteln wird die Geschichte von zwei Frauen erzählt, die beide Helen heißen. Der älteren Helen, die ihre Zeit am liebsten mit ihrer seltsamen Babypuppe verbringt, kommt urplötzlich der Gatte abhanden. Die jüngere Helen erwartet ein Baby und erhält im Krankenhaus eine Diagnose, die ihre Psyche noch mehr belastet als die mysteriösen Dinge, die überall in der Stadt passieren.

Kritik

Das Ende der Welt gilt vielerorts als etwas Schreckliches, als Untergang der Menschheit, Chaos, Anarchie und letztlich sogar ewige Verdammnis. Dabei kann man ganz vergessen, dass ein Ende durchaus auch positiv, gar erlösend auf den einzelnen Menschen wirken kann. Lars von Trier griff dieses Thema vor einiger Zeit in seinem überraschend versöhnlichem “Melancholia” äußerst gelungen auf und auch das mystisch angehauchte Drama “H.” von den Regisseuren Rania Attieh und Daniel Garcia folgt diesem Apokalypsenkonzept, welches sich primär auf die Wiedergeburt und die Erlösung eines potenziellen Weltendes konzentriert. Verpackt ist das ganze in einer äußerst dichten Atmosphäre, inklusive teils großartiger Darstellerleistungen. Am Ende steht “H.” aber sein eigener Anspruch im Weg, weil sich hier auf eine fast verschwenderische Symbollast verlassen wird, anstatt auf eine zufriedenstellende Erzählung  der eigenen Geschichte.

Vor allem im Rahmen des Fantasy Filmfests konnte “H.” mit seiner erstaunlichen Ruhe sowie seinem unverkennbaren Arthouse-Anspruch erstmal positiv überraschen. Hier wird teils bemerkenswert mit verschiedenen Einstellungen und Situationen gespielt, denen ein unangenehmer Subtext hinzugefügt wird. So beschäftigt sich allein die Eröffnungssequenz mit der künstlichen Herstellung einer erstaunlich realistisch anmutenden Babypuppe, welche mitsamt Nadel und Faden malträtiert wird. Dieser Eindruck Zeuge einer Geburt zu sein, welche sich visuell aber durch Versatzstücke des Leids und Todes ausdrückt, bleibt auch über die gesamte Laufzeit des Films bestehen. “H.” spielt ausschweifend mit den eigenen Spiegelmotiven, überstrapaziert ihre Aussagekraft in Hinsicht auf alt und neu, Geburt und Tod aber teils auf unangenehme und überdeutliche Art und Weise, was zu leichten Ermüdungserscheinungen beim Zuschauers führt, welche sich vor allem durch das letzte Drittel des Films ziehen.

Zu Anfang mag das aber noch erstaunlich gut funktionieren. “H.” avanciert in vielerlei Hinsicht sogar zu einem überraschend beunruhigenden, teils gar gruseligen Beitrag ans Apokalypsenkino. Durch inszenatorische Kleinigkeiten, minimale Ungereimtheiten in der Welt sowie teils hervorragend eingesetzte Geräusche und Stimmen, entfaltet sich hier eine durch und durch düstere und bedrückende Grundstimmung, die den Film in seinen besten Momenten gar erstaunlich spannend und immersiv formt und das nahende Weltende auch für den Zuschauer auf unangenehme Weise spürbar macht. Da ist etwas Großes, Erhabenes, im Kommen, aber was genau das sein soll, bleibt unklar. Der Inbegriff der Furcht überhaupt, überraschend mitreißend inszeniert.

Den hohen Erwartungen, die sich beim Zuschauer über den Großteil der Laufzeit manifestieren, kann “H.” dann aber leider nicht ganz standhalten. Inszenatorisch bleibt das hochwertig (wenn teils ein bisschen zu selbstgefällig), darstellerisch kann man ebenfalls kaum meckern (vor allem Robin Bartlett(“Shutter Island”) als alte Helen liefert hier eine hervorragende, weil  in ihren Eigenheiten absolut natürliche Performance ab). Auch den anhaltenden Realismus, mit einer winzigen Note Surrealismus, muss man loben, nur das letzte Drittel des Films verliert sich zusehends in seiner eigenen Symbolflut. Eine echte Pointe fehlt am Ende und mag das die Sinnlosigkeit der Suche nach Antworten vielleicht noch ausgezeichnet unterstreichen, macht “H.” vor allem gegen Ende einfach nicht mehr deutlich genug, worum es hier eigentlich gehen soll. Da reduziert sich dieser sonst so einnehmende Streifen gegen Ende gar auf eine platte Reinkarnationsmetapher, die den Zuschauer etwas ratlos und verdutzt zurücklässt. Die Kritik verlangt bei einem bedeutungsschwangeren Arthousebeitrag sicher keine absolute Klarheit, aber “H.” verliert sich im Laufe der 93 Minuten einfach zu sehr in seinem eigenen Anspruch, sodass am Ende kaum mehr als ein ratloses Schulterzucken für das Geschehene übrig bleibt.

Fazit

Bedeutungsschwangeres und symbollastiges Apokalypsenkino, welches sich vor allem durch eine äußerst packende und beinahe gruselige Grundstimmung sowie eine gute, aber teils zu selbstgefällige Inszenierung auszeichnet. Vor allem darstellerisch und visuell macht “H.” eine Menge richtig, dem gelungenen inhaltlichen Set-Up vermag der Film dann aber nicht ganz standzuhalten, weil er sich gegen Ende einfach zu sehr in den eigenen Metaphern und mythischen Motiven verliert, ohne eine befriedigende Pointe an sein Ende zu stellen.

Kritik: Thomas Söcker

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