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Quelle: themoviedb.org

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Die Dokumentation „Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films“ von Mark Hartley („Machete Maidens Unleashed!“) behandelt Aufstieg und Fall der berüchtigtsten Filmproduktionsfirma der 80erJahre. Dabei gewährt die Dokumentation einen detaillierten Einblick hinter die Kulissen, führt die wahnsinnigen Methoden und Auswahlkriterien der beiden Cousins Menahem Golan und Yoram Globus vor Augen, legt jedoch auch ein Augenmerk auf deren unabdingbare Begeisterung für das Medium Film. Angefangen bei ihren erfolgreichen israelischen Produktionen (vor allem die „Eis am Stiel“ Reihe, die international für Furore sorgte) und den am Zeitgeist vorbeiproduzierten Erstlingswerken in Hollywood („The Happy Hooker Goes Hollywood“, „The Apple“ und „Schizoid“) über die Hochphase der Trash-Schmiede („Enter the Ninja“, „Missing in Action“ und „The Delta Force“) bis hin zum unabwendbaren Ende der rasant expandierenden Allesverwerter (mit unglaublichen Gurken, wie „Superman IV: The Quest for Peace“ und „Journey to the Center of the Earth“) wird jede Periode ihres Schaffens beleuchtet. Im Zuge der Dokumentation kommen dabei sowohl Regisseure wie Tobe Hooper und Franco Zeffirelli als auch Darsteller wie Michael Dudikoff und Bo Derek zu Wort.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

That’s sort of the Cannon way: completely resembles something…minus good taste

Cannon Group. Lediglich die Erwähnung dieses Namens sollte genügen, um all jenen Filmfans einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen, die sich in ihrer Jugend noch mit schweißnassen Händen durch Videotheken-Schmuddel-Ecken gegraben haben, anstatt auf illegalen Download-Seiten ihren kriminellen Neigungen freien Lauf zu lassen. Immerhin hatte die Produktionsfirma der beiden israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus gefühlsmäßig bei jedem zweiten B-Movie der 80erJahre ihre Finger im Spiel. Dabei reichte ihr filmisches Spektrum von Action und Thriller über Comedy und Romantik bis hin zu Sci-Fi, Softporno und Musical. Die Dokumentation „Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films“ von Regisseur Mark Hartley, entführt den geneigten Zuschauer somit zurück in eine Zeit, in der man dem Publikum noch bärtige Totschläger wie Chuck Norris als Stars der Zukunft verkaufen konnte, ohne in die Satire-Ecke gedrängt zu werden. Im Zuge dessen kommen dutzende Wegbegleiter des ungleichen Produzentenpaars zu Wort, es werden Archivaufnahmen eingespielt und unzählige Filmausschnitte zu einem beeindruckenden Retrotrip verbunden.

Unter den vorgestellten filmischen Machwerken ist mit Sicherheit sogar für Liebhaber des abgründigen 80erJahre Kinos die eine oder andere Überraschung dabei. Denn neben Klassikern des B-Movie-Action-Films wie „The Delta Force“, „Missing in Action“ und „American Ninja“, die den meisten Filmfans zumindest ein Begriff sein sollten, produzierten die beiden Cousins noch unzählige weitere Streifen, die man im ersten Moment nicht mit der Cannon Group in Verbindung bringen würde. Da wären beispielsweise der sehr erfolgreiche erste Breakdance-Film „Breakin'“ und dessen mittelmäßige Fortsetzung „Breakin' 2: Electric Boogaloo“, das verkorkste Musical „The Apple“ und Softporno(kino-)beiträge wie „Lady Chatterley's Lover“, „Mata Hari“ und „Bolero“. Auch der zweite Auftritt von Leatherface in „The Texas Chainsaw Massacre 2“ und Tobe Hoopers Sci-Fi Ausflüge „Lifeforce“ und „Invaders from Mars“ entstanden unter der Führung von Menahem Golan und Yoram Globus. Ebenfalls erwähnenswert sind der spannende Thriller „Runaway Train“ von Andrei Konchalovsky und der ambitionierte „Otello“ von Franco Zeffirelli.

Der Fokus dieser perfekt arrangierten Dokumentation liegt jedoch nicht ausschließlich auf dem immensen Output an mittelmäßigen bis schlechten Produktionen, den die Cannon Group in den 80er Jahren an den Tag gelegt hat, sondern auf den unglaublichen Entstehungsgeschichten hinter einer Vielzahl dieser Werke. Jede Produktion wird hierbei von Wegbegleitern wie Richard Chamberlain, John G. Avildsen, Elliott Gould und Franco Nero pointiert und geistreich kommentiert. Teilweise respektvoll, streckenweise hasserfüllt und enttäuscht, ab und zu ungläubig, aber nahezu immer mit einem gewissen Grundrespekt, führen die Interviewpartner durch knapp 10 Jahre Produktions- und Entwicklungschaos. Dabei zeichnen die Befragten ein Bild der beiden Cousins, dass dem Zuschauer einerseits anschaulich vor Augen führt, mit welcher Aggressivität und rücksichtslosen Brutalität die beiden ihre Ziele verfolgt haben, aber andererseits auch mit welcher (an Besessenheit grenzenden) Begeisterung für das Medium Film, sie ihrer Arbeit nachgegangen sind.

Auch wenn in heutigen kinotauglichen B-Movies mehr Budget verheizt und etwas weniger nackte Haut präsentiert wird, bleibt die Quintessenz dieselbe wie in Cannons Hit-Filmen – Sex, markige One-Liner und knochenharte Actionszenen. Ohne diese Action-Blaupause wären viele aktuelle Produktionen undenkbar.

Fazit

Mark Hartley’sElectric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films“ ist eine wahnsinnig unterhaltsame Reise zurück ins goldene Zeitalter der B-Pictures. Dank einer interessanten und abwechslungsreichen Filmauswahl, vieler unterschiedlicher Interviewpartner und eines respektvollen, aber trotzdem augenzwinkernden Umgangs mit dem Grundthema, mit Sicherheit eine der kurzweiligsten Dokumentationen der letzten Jahre. Ein Must-See.

Kritik: Christoph Uitz

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