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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Klimawandel, Terrorismus, Finanzkrise, Wasser- und Ölknappheit: Unsere Wohlstandsgesellschaft wird von allen Seiten bedroht. Was passiert, wenn das System plötzlich zusammenbricht? Mit der Geschichte zweier Schwestern und ihrer unterschiedlichen Lebenswege geht der mehrfache Grimme-Preisträger Lars Kraume dieser Frage in einer außergewöhnlichen Nahzeit-Utopie nach.Während die impulsive Cecilia (Johanna Wokalek) tiefer und tiefer in die Terrorszene rund um ihren Freund Konstantin (August Diehl) abtaucht, hält Laura (Bernadette Heerwagen) immer noch an ihrer Vorstellung von einer heilen Welt fest, selbst als ihre große Liebe Hans (Daniel Brühl) seine eigenen Konsequenzen zieht und der Zivilisation endgültig den Rücken kehrt.

Kritik

Deutschland ist eine schwer bewachte Festung. Hier rein kommt keiner der verzweifelten Immigranten aus von Krieg und Armut geplagten Ländern. Wer die sich jenseits der Mauer um die privilegierte Hochburg begibt, tut es auf eigene Gefahr. Die EU hat sich aufgelöst. Nach einem dritten Öl-Krieg am Golf ist die Welt aus den Fugen geraten. Das Szenario klingt bedrohlich real, fast als könnte man es schon übermorgen so in den Nachrichten sehen. Doch 2010 war das noch Zukunftsmusik, wenn auch ganz sicher keine angenehme. Lars Kraume zeichnet in seinem düsteren Thriller ein pessimistisches Bild von einer Welt, die heute beunruhigend nah scheint. Reizvoller als die zum Standardrepertoire des Endzeitfilms zählende Grundidee ist ihre angenehm zurückgenommene Umsetzung. Die Apokalypse kommt nicht als Naturkatastrophe, sondern schleicht sich heimlich ein. Erst in Retrospektive sind die Schritte zum Abgrund für die Charaktere als Sezession erkennbar. 

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist das gesellschaftliche System zusammengebrochen. Laura (Bernadette Heerwagen) wagt sich mit ihrem kleinen Sohn außerhalb Deutschlands, auf der Suche nach ihrem früheren Freund Hans (Daniel Brühl). Vor wenigen Jahren war ihr Leben ein völlig anderes. Dort beginnt die Haupthandlung des durchaus auf Charakterentwicklung bedachten Dramas. Mit ihrer Schwester Cecilia (Johanna Wokalek) und deren Freund Konstantin (August Diehl) lebt Laura in einer Studenten-WG, distanziert von ihren reichen Eltern. Doch die Sicherheit ist trügerisch. Lauras Ehe mit dem Ornithologen Hans geht in die Brüche und bald noch viel mehr. Eifersüchteleien und banalen Streitigkeiten begleitet der kontinuierliche Wegfall der Luxusgüter, die für die westliche Gesellschaft selbstverständlich sind. Bei Aldi sind plötzlich die Regale leer und andere Kunden klauen einem die letzte Milchpackung aus dem Einkaufswagen. Wer es sich leisten kann, hat einen Sicherheitsmann, der den Einkauf sicher in die Wohnung bringt. Diebe wollen keine bunten Papierscheine, sie brauchen Lebensmittel. Schwarzmärkte florieren und an U-Bahnhöfen stehen bewachte Passierposten. Und die Elite? Tanzt wie damals in den Zwanzigern auf dem Vulkan. 

Die erste Hälfte der Story übt zaghafte Kritik an einengenden Familienstrukturen, beschränkt sich jedoch auf individuelle private Zwänge. Im Kontrast dazu zeigt der Plot Elite, Bürgertum und Kernfamilie als einzig stabilisierenden Faktor in einem zerfallenden System. Der in der erodierenden Gesellschaft auflodernde Terrorismus fällt mit grotesker Comic-Fratze über die Protagonisten her. „CAPITALISM KILLS LOVE“ steht im terroristischen Labor für biochemische Anschläge in Neon-Buchstaben an der Wand. In solchen Szenen bedient sich der Regisseur einer versimpelnden und plakativen Gleichsetzung von systemkritischen Elementen und skrupellosen Terroristen. Etwas mehr Differenzierung, mehr Konstruktivität und weniger Holzhammermoral; dann hätte aus einer Handvoll passabler Ideen ein spannendes Low-Budget-Experiment werden können. So schwankt die Dramaturgie zu stark zwischen Pamphlet, Kinderkino und Beziehungsdrama, um dem selbst behaupteten Anspruch an Hintergründigkeit und Komplexität zu genügen.

Fazit

Trotz deutlicher Längen und thematisiert Kraume in seine dystopischen Drama einige Themen, die durch die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre sogar an Aktualität gewonnen haben. Gerade die für das Genre verhältnisweise zurückhaltende Inszenierung geben dem Geschehen einen Realismus, der vielen teuren Science-Fiction-Krachern fehlt.

Kritik: Lida Bach

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