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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die Jüdin Luisa wird während des 2. Weltkriegs von ihrem deutschen Ehemann in einer leer stehenden Münchner Dachgeschosswohnung vor dem nationalsozialistischen Terror versteckt. Ausgegrenzt von der Gesellschaft, eingeschlossen auf engstem Raum, verfolgt von Zweifeln und Ängsten verliert sich Luisa nach dem Verschwinden ihres Mannes in ihrer eigenen Realität. Allein die Schauspielerin und Widerstandskämpferin Judith steht ihr als einziger menschlicher Kontakt zur Seite. Sie begleitet Luisa auf eine geheimnisvolle Reise aus der brutalen Wirklichkeit in eine poetische Welt der Sehnsüchte und Abenteuer ...

Kritik

In einem dunklen Spiegel sieht Luisa (Kirstin Fischer) die Welt. Der Spiegel steht in der Dachwohnung, in welcher die Jüdin sich Anfang der vierziger Jahre vor den Nazis versteckt. Kaum einen Laut wagt Luisa zu verursachen, aus Angst, die Nachbarn im Mietshaus könnten Verdacht schöpfen. Ihr deutscher Ehemann Karl (Dragan Mija Kovic) bringt ihr Essen, dazu Bücher und Zeitungen, die voll von faschistischen Hetzartikeln sind. Seine Besuche sind der letzte und einzige Kontakt der jungen Frau zur Außenwelt. Bis auf die Stimmen, die durch die Wände in den geschlossenen Raum dringen: Gespräche der Nachbarn, Hausdurchsuchungen, Verhaftungen auf der Straße. Was das für Musik sei, wird in einer Szene gefragt, als sie schwermütige Streicherklänge vernimmt. Beethoven. Ertönen die tragischen Noten, steht meist Schicksalhaftes an. So auch in Rudi Gauls vieldeutigem Debütfilm. Eines Abends wartete Luisa vergeblich auf Karl. Statt seiner kommt ein anderer Gast. 

Eine mysteriöse Frau steht vor der Tür: die mondäne Judith (Eva Wittenzeller), eine Schauspielerin und Widerständlerin. Traum und Realität verschmelzen in den dunklen Räumen diesseits und jenseits des Spiegels. Surrealistische Elemente, psychologischer Subtext und Symbolismus sollen die Komplexität der Handlung maximieren. Dabei ist der Plot trotz einiger origineller Ansätze zu jeder Zeit durchsichtig und die stilistischen Elemente mehr als vertraut. Das führt rasch dazu, dass die künstlerische Patina allzu kulissenhaft wirkt. Zur Bühnenhaftigkeit tragen zudem die Theaterrequisiten, die das Szenenbild prägen, bei. Mit der Isolation der Hauptfigur beginnt das Ahnen. Steht Judith vor der Tür, weiß man längst, wohin die Handlung läuft. Gauls Grundidee ist zwar nicht neu, dafür aber immerhin konsequent und stilistisch versiert umgesetzt. Nur fehlt es seiner Mischung aus Drama, Experimentalfilm und psychologischem Horror an inszenatorischer Überzeugungskraft. Gauls obskures Drama ist ein filmisches Wagnis, das in seinen besten Momenten den Sog einer Fieberfantasie entfaltet. Wie in einer Schaueroperette werden die Lieder Brechts und Weills von den Figuren mit rezitiert. 

Als seien sie sich der Zuschauerschaft bewusst, provozieren die Figuren mit ihrem seelischen und physischen Exhibitionismus den Voyeurismus der Zuschauer. Versponnen und abstrakt, schöpft das Melodram aus der subjektiven Perspektive eine trotz des minimalen Budgets beeindruckende Optik. Zwei Spiegel gibt es in der Handlung: den plastischen Spiegel als Teil der Einrichtung und das Szenenbild als Spiegel Luisas Psyche. Je verwirrter ihr Geist, desto desolater werden die Räume. Vom Gefängnis wird die Wohnung für Luisa zum Spiegelkabinett ihrer Imagination. Wunsch- und Albtraum verschmelzen in ihrer Gedankenwelt. Der reizvolle Kontrast zwischen historischem Setting und fantastischer Handlung wird in der Dramaturgie dennoch nie voll genutzt. „Das Zimmer im Spiegel“ ist kein Film, dem man im Kino erwartet. Dass es die eigenwillige Produktion einst dennoch dorthin schaffte, ist sicher ein gutes Zeichen für die Filmlandschaft. Sie braucht mehr unangepasste Projekte, auch wenn es in dieses Mal nur zu einem hübschen Versuch gereicht hat.

Fazit

Die ungewöhnliche Ästhetik und der verspielte Surrealismus der Handlung verleihen dem ungewöhnlichen Kammerspiel einen eigentümlichen Reiz. Trotz der inszenatorischen Mängel ist das Resultat immer noch lohnender als ein austauschbarer Mainstreamhit.

Kritik: Lida Bach

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