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Quelle: themoviedb.org

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Auch wenn der Name der Kurzfilmsammlung „Chillerama“ entspanntes Programm verspricht, geht es in den nostalgischen Trashproduktionen der Regisseure Adam Green, Tim Sullivan, Joe Lynch und Adam Rifkin keineswegs ruhig und gesittet zur Sache. Wenn ein Riesenspermium New York angreift, Werbäre mit ihrer Erektion Leute abstechen und sich Adolf Hitler ein jüdisches Monster züchtet, wird wohl kein Zuschauer ruhig in seinem Sessel sitzenbleiben. Ob dies nun daran liegt, dass man sich vor Lachen schüttelt oder aufgrund der zahlreichen Geschmacklosigkeiten seinen Sitz lieber komplett räumt hängt davon ab, wie viel Trash das jeweilige Kinogewissen verkraften kann. Ein hervorragender Indikator dafür ist bereits die Eröffnungssequenz in der wir uns auf dem Friedhof befinden und beobachten dürfen wie ein Mann versucht, seine Nekrophilie an seiner Ex-Frau auszuleben. Leider ist diese gar nicht so tot wie er dachte und beißt ihm promt sein besten Stück ab – natürlich in Nahaufnahme. Für alle, die darüber lachen können: Herzlichen Willkommen bei „Chillerama“ und Herzlich Willkommen in Kaufmans Autokino!

Kritik

Das Autokino des alten Cineasten Cicil Kaufman (Richard Riehle) bildet den Schauplatz von Joe Lynchs Kurzfilm ‚Zom-B-Movie‘. Dieser würde zwar auch als eigenständiger Kurzfilm funktionieren, dient in Chillerama aber auch als Überbau für die restlichen Geschichten. Beginnt der Abend im Autokino noch ganz klassisch mit Einblendungen diverser Pärchen und Filmzitate werfenden Jugendlichen, so endet die Szenerie letztendlich in einem furiosen Zombiegemetzel. Lynch präsentiert sexuell sehr aktive Untote und sorgt für augenzwinkernde Momente am laufenden Band. Doch bevor der Abend eskaliert, serviert ihnen Kaufman seine Liebsten B-Horror Movies als filmische Henkersmahlzeit…

Der Filmabend beginnt für das nichtsahnende Publikum mit „Wadzilla“, eine Hommage an 50er Jahre Monsterfilme, in dem der mäßig potente Miles (Adam Rifkin) mit medikamentöser Nachhilfe plötzlich Riesenspermien produziert. Leider stellt sein Samen nach kurzer Zeit eine Bedrohung für ganz New York City dar und es kommt zum Showdown mit der heißesten Frau, die der Big Apple einem hochhaushohen Spermium anzubieten hat – der Freiheitsstatue! Die Story ist genial hohl und wird durch witzige Dialoge und gnadenlose Ekeleffekte im Minutentakt garniert. Die Optik ist verwaschen, die Schauspieler hatten offensichtlich Spaß am Dreh und Auftritte von Eric Roberts (The Dark Knight) und Ray Wise (Reaper) geben dem Zuschauer das Rätsel auf, ob die beiden überhaupt wussten, auf was sie sich da eingelassen haben. Unterm Strich bietet „Wadzilla“ Trash der Oberklasse und setzt nach dem größten kreativen „Erguss“ der Filmgeschichte sogar noch einen der amüsantesten Dialoge des Kinojahres drauf. Denn nicht vergessen: „At least it’s good for the skin!“.

Unter der Regie von Tim Sullivan entstand der zweite und leider schwächste Kurzfilm „I was a Teenage Werebear“. Das Thema: homoerotische Teenager, die sich in Bestien verwandeln, sobald es zwischen 2 Männern zu prickeln beginnt. Wieder können wir eine gelungene Optik bewundern; Sullivan serviert eine knallbunte 60er Jahre Idylle, durch die sein fast nackter Hauptdarsteller rennt, singt und metzelt. Die Rockabilly Werbärclique anschmachtend, geht dieser einem aber recht schnell auf die Nerven und so hangelt sich „I was a Teenage Werebear“ von Gag zu Gag. Diese sind aber nicht immer überraschend und so ist man dann doch recht froh, wenn dieses Segment von Chillerama vorbei ist. Der größte Joker der homosexuellen Killer ist letztendlich der lustige Cameo von Porno-Ikone Ron Jeremy.

Chillerama ist bis zu diesem Zeitpunkt schon sehr obszön und geschmacklos, lässt sich in dieser Hinsicht aber noch die Krone von Regisseur Adam Green aufsetzen. Wenn der 3. Kurzfilm in Kaufmans Autokino anläuft, haben die Kreativen glücklicherweise bereits klargestellt, dass sie nicht annähernd vorhatten, nur ein intellektuelles Statement abzuliefern und sich ausschließlich in der Ecke des filmischen Abfalls einordnen möchten. Dies muss man sich dringend vor Augen halten, wenn man plötzlich den Titel „Das Tagebuch der Anne Frankenstein“ auf der Leinwand sieht. Politisch unkorrekt inszeniert Green hier, wie Adolf Hitler das „wahre“ Tagebuch der Anne Frank erbeutet, sich das jüdische Monster „Meshugannah“ zusammenschustert und dieses getreu der filmischen Vorlage nicht mehr unter Kontrolle halten kann. Bei der Aufführung auf dem Fantasy Filmfest 2011 sorgte diese Frankensteinhommage für regelrechte Begeisterungsstürme im Publikum und zeigt ähnlich wie Quentin TarantinosInglourious Bastards“, dass historische Verantwortung und die humorvolle Demontage altbekannter Hassfiguren tatsächlich Hand in Hand gehen können. „Das Tagebuch der Anne Frankenstein“ ist in deutscher Sprache gehalten, bis auf den Hitler-Darsteller Joel David Moore wurde mit Muttersprachlern gearbeitet. Da Moore kein Deutsch spricht, Hitler sich jedoch nicht auf Englisch ausdrücken sollte, ist von ihm nur ein unverständliches Kauderwelsch zu vernehmen. Die Szenerie entgleitet nach wenigen Sekunden in kompletten Nonsens und hat neben zahlreichen urkomischen Momenten auch liebevolle Lobhuldigungen an Klassiker des Genres anzubieten.

Nach Greens Kurzfilm gibt es noch ein kleines Intermezzo mit einem Clip, der im wahrsten Sinne des Wortes so Scheisse ist, dass er schon wieder verdammt unterhaltsam rüberkommt. Und da bemerkt man es: Chillerama ist insgesamt so dermaßen abstoßend, obszön und dumm, dass es schon wieder faszinierend und unglaublich begeisternd ist. Im blutigen Finale darf Cecil Kaufman dann noch einmal richtig ausrasten, jede Menge Zombies hinrichten und dabei mit berühmten Actionfloskeln um sich werfen. Cineasten werden Mühe haben, sich auch nur an die Hälfte aller im Film verwendeten Zitate zu erinnern.

Fazit

Chillerama ist definitiv ein Kunstwerk des Trashkinos. 4 Regisseure haben hier obszöne Hommagen an ihr Lieblingsgenre geschaffen und überschreiten dabei Grenzen von denen manch Zuschauer vorher nicht einmal wissen wird, dass es sie überhaupt gibt. Freunde einladen, dickes Fell anziehen und jede Menge Spaß haben!

Kritik: d kr

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