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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Es ist eine Liebe, die zum Scheitern verurteilt scheint... Zu groß sind die Unterschiede zwischen der zwar klugen und schlagfertigen, aber nicht sonderlich gebildeten Schneiderin Fanny und dem jungen und sehr begabten, aber auch reichlich schwermütigen Poeten John. Gleich von zwei Seiten wird ihre Beziehung skeptisch beobachtet: Fannys Mutter ist in Sorge, weil John über keine finanziellen mittel verfügt. Johns väterlichem Mentor Mr. Brown missfällt die hübsche Fanny, weil er sie für eine bloße Ablenkung von der Dichtkunst hält. Immer wieder voneinander getrennt, bleibt den Liebenden ihr inniger Briefwechsel, um einander nah zu sein. Doch als John schwer erkrankt, spitzt sich die Lage dramatisch zu...

Kritik

Für immer an der Liebsten schwellender Brust ruhen oder dahin schwinden ... So ersehnte es John Keats in dem Gedicht, das Jane Campion zum Titel ihres Liebesdramas machte. Da scheint es halb so tragisch, dass der Dichter so jung verstarb. Nicht nur erfüllte sich sein Traum vom Schwinden an der künstlerischsten aller Krankheiten, der Schwindsucht, sondern auch sein weniger poetischer und mehr praktischer Traum von Erfolg. Der Ruhm kam verspätet, aber dafür umso heftiger. 

Zu Lebzeiten kaum bekannt, wurde Keats posthum als einer der bedeutendsten Dichter der englischen Romantik gefeiert. Ebenso sehr wie seine Gedichte fasziniert sein tragisches Schicksal eines unglücklichen Liebenden. Anfang des 19. Jahrhunderts begegnen sich der mittellose Poet (Ben Wishaw) und die temperamentvolle Näherin Fanny Brawne (Abbie Cornish). Johns anfängliche Abneigung gegen die selbstbewusste junge Frau verwandelt sich in Anziehung, doch seine finanzielle Lage verhindert eine Ehe mit der vergleichsweise gut situierten Fanny. Sein chauvinistischer Freund und Gönner Mr. Brown (Paul Schneider) hält Fanny seines Freundes für unwürdig, weil sie eine Frau ist. Die resolute Mrs. Brawne (Kerry Fox) hält John ihrer Tochter für unwürdig, weil er arm ist. Bevor die guten Sitten auf die Probe gestellt werden, meldet sich die Tuberkulose. Weder Keats Dichterkarriere noch Johns Gesundheit stehen unter einem guten Stern. Liebe gegen gesellschaftliche Konventionen, unerfülltes Verlangen und über allem schwebt Tod. 

Die historischen Umstände sind wie geschaffen für ein hochkarätiges Rührstück. Doch Campion nutzt die sozialen Zwänge und Gender-Bias nicht als romantische Staffage, sondern streicht deren destruktive Wirkung heraus. Das malerische ländliche Setting, in dem Fanny und John einander verfallen, enthüllt sich subtil als trügerisches Idyll. Moralismus und Berechnung zwingen sich den Charakteren in dem erstickenden Dekorum geradezu auf. Letztendlich ist Fanny, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird, weit mehr Opfer der äußeren Umstände als John. Von der Boheme, die Keats und Brown in dem provinziellen Milieu repräsentieren, ist sie als Frau kategorisch ausgeschlossen. Brown, selbst nicht gerade ein dichterisches Genie, sieht sich als Mann zum Verständnis von Keats Werken prädestiniert. Fannys künstlerisches Interesse betrachtet er als albern und unschicklich. Derartige bigotte Vorurteile lassen Mrs. Brawne fürchten, die Freundschaft zu Keats könne dem Ruf ihrer Tochter und deren Heiratschancen schaden. 

Ohne materielle Sicherheit und die Option der Selbstversorgung ist die junge Näherin darauf angewiesen, einen Ehemann als Versorger zu finden. Eine höhere Aspiration im Leben, als eine gute Partie zu machen, wird ihr nicht zugestanden. Ihre Faszination für Gedichte tut Brown als Flirten ab, obwohl es tatsächlich Interesse für den kreativen Schöpfungsprozess ausdrückt. Campion mischt in ihre lyrischen Bildkompositionen eine Note leiser Trauer. Zum einen ist es Trauer über die Vergänglichkeit der Liebe zwischen John und Fanny, zum anderen über die Vergeblichkeit von Fannys Liebe zur Poesie. Das Ideal der Muse enthüllt die Regisseurin in ihrem Drehbuch so als synthetisches Konstrukt, dessen Funktion die Ausgrenzung Fannys aus einer männlichen Künstlergemeinschaft ist. Ihre Trauer nach dem unvermeidlichen tragischen Ende gilt zugleich einer Beziehung, die nicht sein sollte, und einem freigeistigen Leben, das nicht sein durfte.

Fazit

Campions bittersüße Romanze zeigt die Flüchtigkeit einer Liebe, die an erster Stelle nicht dem Tod, sondern moralistischen Konventionen zum Opfer fiel. Dieser skeptische Unterton gleicht allzu elegische Momente des sinnlichen Melodrams aus.

Kritik: Lida Bach

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