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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Lokführer Jacques Lantier hat immer wieder mit depressiven, bald schizophrenen Verstimmungen zu kämpfen. Eines Tages wird er zum wichtigen Zeugen in einem Mordfall, hält aber sein Wissen zurück, um die verdächtige Séverine zu schützen. Sie und ihr Ehemann haben ihren Patenonkel getötet, der sich einst an ihr verging. Jacques hat sich auf den ersten Blick in sie verliebt und offenbart ihr das auch kurz nach Ende der offiziellen Ermittlungen. Was Folgen mit sich bringt…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Allmählich glaube ich, dass ich für die anderen büße. Die Väter, die Großväter die getrunken haben. Die vielen Generationen von Trinkern, die mein Blut verdorben haben.“

Jacques Lantier (Jean Gabin, Endstation Schafott) ist eine traurige, einsame Gestalt. Offenbar geprägt von Gewalt und Alkoholismus versucht der Lokführer aus dem Proletariat durch harte, ehrliche Arbeit und eine dankbare, tugendhafte Lebensweise seine inneren Dämonen im Zaum zu halten. Die sich scheinbar immer dann an die Oberfläche wühlen, wenn er sich offen und unverkrampft seinen Emotionen hergibt. Darum mauert er sie ein, bevor das gewalttätige Biest in ihm noch einen Fehler begeht, für den er dann büßen muss. Das funktioniert so lange mehr schlecht als recht und vor allem furchtbar isoliert, bis er der bildhübschen Séverine (Simone Simon, Katzenmenschen) begegnet. Nur leider in einer denkbar ungünstigen Situation.

Sie und – in erster Linie - ihr aufbrausender Ehemann Roubaud (Fernand Ledoux, Der Prozess) haben während einer Zugfahrt ihren Patenonkel ermordet, der sie einst sexuell missbrauchte. Lantier hat sie auf ihrem Weg zurück in ihr Abteil gesehen, was ein wichtiges Indiz sein könnte. Dennoch bestreitet er das bei der folgenden Untersuchung…weil er Séverine decken will, in die er sich sofort verliebt hat. Sie freunden sich an, auch weil ihr Gatte darauf besteht. Denn schließlich könnte der Zugführer jederzeit die Erinnerung zurückgewinnen, wenn ihm etwas passt oder nicht. Tatsächlich entwickelt sich aus diesem „Arrangement“ eine echte, verbotene Romanze. Zeitgleich verfällt der anfangs wirklich als liebender und fürsorglicher Ehemann dargestellte Roubaud immer mehr der Spielsucht und moralischen Verrohung. Eine fatale Dreiecksbeziehung, an deren Ende mindestens einer nicht mehr am Leben sein dürfte.

Meisterregisseur Jean Renoir (Die große Illusion) widmet sich bei der Romanverfilmung Bestie Mensch der Tristesse der niederen Arbeiterklasse. Beschreibt diese mit dem Kampf zwischen selbstauferlegten wie echten psychischen Problemen und der allgemeinen Ausweglosigkeit, die auch und besonders vom Gesellschafts- und Geschlechterrollenverständnis geprägt ist. Eine eheliche Harmonie wird urplötzlich zur von Gewalt und Abscheu gezeichneten Zweckgemeinschaft, obwohl  der auslösende Faktor von außen kommt. Der das Gemeinsame, Liebevolle nicht beeinflussen sollte, und dennoch komplett zerstört. Nun erscheint auf der Bildfläche auch noch ein Schutzengel, der sich selbst erst richtig dazwischen drängelt und eine vernichtende Kettenreaktion heraufbeschwört. Technisch enorm fortschrittlich und inhaltlich von erschlagendem Pessimismus ummantelt ist Bestie Mensch ein einziges Klagelied über unerfüllte Bedürfnisse, gekränkten Stolz, aufbrausende Emotionen, soziale Schieflagen, fehlinterpretierten Beschützerinstinkt und die damit einhergehende Manipulationen, die wahrscheinlich eher unterbewusst stattfinden. Die eigentlich so fragile und unbedarft-naive Séverine verkommt zur waschechten Femme fatale, die das Unheil erst ins Rollen bringt und alle um sie herum mit in den Abgrund zieht.

Fazit

„Bestie Mensch“ verdient sich seinen Titel, weil das Grausame in der Natur des Menschen immer dann alles vernichtet, wenn eigentlich die Zärtlichkeit und Intimität droht die Oberhand zu erlangen. In dieser wenig erbaulichen Realität. Wo ein Lokführer wie Lantier sich nur dann frei und unbeschwert fühlt, wenn ihm der Fahrtwind um die Nase weht. Sobald es zwischenmenschlich konkreter wird, gar ein Lichtblick am Ende des Tunnels zu erhaschen ist, holt ihn sein bitteres Selbstwertgefühl wieder ein. Was unweigerlich irgendwann sogar zum Bestialischen ausufern wird. Eine unendlich depressive Bestandsaufnahme von Jean Renoir, die aber wohl sehr genau die Perspektivlosigkeit dieses Milieus mit den Mitteln der klassischen Tragödie widerspiegelt.

Kritik: Jacko Kunze

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