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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die auf wahren Geschehnissen beruhende Geschichte in der irakischen Stadt Al-Haditha. 2005 ist Haditha eine Hochburg lokaler Rebellengruppen und der Al Quaida, die immer wieder die dort stationierten US Truppen angreifen. Als bei einem Bombenanschalg auf einen Millitärkonvoi ein amerikanischer Lance Coperal getötet wird, folgt darauf eine gesteuerte, aber unkontrollierte Vergeltungsaktion der Amerikaner, bei der 24 Zivilisten umgebracht werden.

Kritik

In wie fern der zweiten Einmarsch von US-Truppen im Irak überhaupt zu rechtfertigen war -   schließlich wurde weder eine direkte Verbindung von Saddam Hussein zu den Anschlägen vom 11. September bewiesen, noch wurde auch nur eine der angeblich vorhandenen Massenvernichtungswaffen gefunden -  darf grundsätzlich angezweifelt werden. Der bittere Beigeschmack vom Begleichen einer alten Familienrechnung ist nicht von der Hand zu weisen, heuchlerisch legitimiert durch die Angst des eigenen Volkes vor terroristischen Bedrohungen. Wirklich kritisch setzten sich bis jetzt nur wenige Filme mit diesem noch nicht so alten Thema auseinander. Wie diese Independent-Produktion, die sich dafür gleich einen Vorfall schnappt, der als das schlimmste Kriegsverbrechen amerikanischer Truppen in diesem Konflikt gilt.

Battle For Haditha schildert in einem Zeitfernster von gut 48 Stunden, wie es zu einem bestialischen Massaker kommen konnte, durchgeführt von einer Einheit der US-Marines. Die noch recht jungen Männer gerieten in einen Hinterhalt, eines ihrer Fahrzeuge wurde von einer am Straßenrand vergrabenen Bombe zerstört, zwei Kameraden starben, einer wurde lebensgefährlich verletzt. Die beiden Attentäter waren kurz danach schon über alle Berge, als bei den geschockten, überforderten und wütenden Amerikaner alle Sicherungen raussprangen. Paranoid stürmten sie jedes Haus in der direkten Umgebung und exekutierten ohne konkrete Verdachtsfälle Männer, Frauen, im Eifer des Gefechts sogar vereinzelt Kinder. Ein zunächst von den Vorgesetzten gar gebilligtes Verhalten, das erst drastische Konsequenzen nach sich zog, als durch einen irakischen Studenten Informationen und Bildmaterial über den vertuschten Vorfall an die westlichen Medien ging.

Harter Tobak, für dessen filmische Realisierung sich logischerweise kein großes Hollywood-Studio finden ließ, erst recht nicht erst zwei Jahre danach. Somit freie Bahn für den überwiegend als Dokumentarfilmer aktiven Briten Nick BroomfIeld (Whitney – Can I Be Me), dessen Stil eindeutig von seinem bevorzugten Betätigungsfeld geprägt ist. Fast mehr beobachtend als erzählend und ausschließlich besetzt mit völlig unbekannten (Laien)Darstellern erweckt sein Film einen beinah dokumentarischen Eindruck, vor allem da er ja sein Hauptereignis bereits am Anfang in Form von Textzeilen erläutert (deswegen sollte auch der vorangegangen Absatz nicht als Spoiler betrachtet werden). Ihm geht es darum aufzuzeigen, wie es zu diesen dramatischen Ereignissen kommen konnte. Dafür beginnt er am Vortag. Zeigt eine eingeschworene Truppe junger Marines, die sich den Job im Irak als ultimative Jagd schöngrölen; ihre Aufträge niemals hinterfragen und sich ihrer eventuell auch vorhandenen, humanitären Aufgabe gar nicht bewusst sind. Weil sie dafür nicht ausgebildet wurden. Sie sollen Terroristen aufspüren und ausrotten. Und wer ihnen dabei nicht hilft oder im Weg steht, ist im weitesten Sinne immer ein Sympathisant, wenn nicht sogar Mittäter.

So kommt es, dass diese unreflektierten, zu gering informierten und wahrscheinlich auch nicht sonderlich gut gebildeten (auch das sollte Grundvoraussetzung sein, zumindest in Bezug auf das, was man dort tut) Männer völlig die Nerven und den Überblick verlieren, als tatsächlich der Ernstfall eintritt. Und dann tun, was ihnen in dem Moment als „richtig“ erscheint. Töte, bevor du getötet wirst. Wenn ein Araber in dieser Situation hektisch auf dich zurennt und wild gestikuliert, in dieser komischen Sprache die wir nicht verstehen, leg ihn um bevor er einen Bombengürtel zündet. Denn das wurde gelehrt: Jeder ist ein potenzieller Selbstmordattentäter und jeder beherbergt einen Terroristen, zumindest wenn man keine Zeit mehr hat ihn zu verhören. Ein grausamer Akt blinder Vergeltung, der ein schockierend selbstgerechtes und in Extremsituationen völlig brachliegendes Menschenbild zu Tage fördert, dass man diesen Männern vielleicht nur zum Teil in die Schuhe schieben kann.

Es sind sicherlich auch die Umstände, unter denen sie gedrillt wurden und die ihnen rechtfertigen, warum sie dort was und wie zu erledigen haben. Das sie am Ende in viehischer Ekstase überreagieren soll und darf nicht entschuldigt werden, es erklärt nur ein Stückweit, wie es dazu kommen konnte. Und gerade da Nick Broomfield so clever vorgeht, diesem eine lange Vorlaufzeit zu gönnen. In der gerade auch die „Gegenseite“, sprich die später zu Opfern werdenden, irakischen Zivilisten genauer dargestellt und charakterisiert werden. Wo sich sehen lässt, dass sie eben keinen Sympathisanten oder gar selbst Terroristen sind und in der unangenehmen Lage, dass sie zwischen zwei knurrenden Kampfhunden nur irgendwie versuchen mit heiler Haut heraus zukommen. Er gibt dem Leid, der Trauer und auch der unweigerlich folgenden Wut eine Geschichte, ein Gesicht und im Umkehrschluss eine leider total nachvollziehbarer Motivation, wie aus verzweifelten, ursprünglich friedliebenden Hinterbliebenen am Ende doch Jünger des Hasses werden, die falschen Propheten hinterherlaufen. Ein Kampf gegen die Hydra, die durch solche Aktionen nur weiter gefüttert wird.

Fazit

Nüchtern in seiner Stilistik, umso schonungsloser in der drastischen Darstellung unfassbarer Gräueltaten. „Battle For Haditha“ scheint oberflächlich eine giftige Anklageschrift gegen vereinzelte Männer zu sein, liefert aber letztlich  - ohne patriotisch-falsche Schönfärberei – essentielle Gründe, warum (offiziell) als Beschützer und Befreier gekommene Soldaten nicht sonderlich willkommen sind und dann auch noch durch eine Eskalation zu Hassobjekten werden, was sich kaum endkräftigen lässt. Jeder handelt auf eigene Rechnung, die wahre Schuldfrage aber darf ruhig an anderer Stelle gesucht werden. Nick Broomfield lässt das sehr bewusst zwischen den Zeilen erkennen und hinterlässt eigentlich nur einen Film voller Opfer, mit wenigen Tätern und völlig frei von Helden. Krieg halt. Selten einfach, niemals schön.

Kritik: Jacko Kunze

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