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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der Jugendliche Milan gesteht sich ein, dass er kein Interesse mehr an seiner Freundin hat. Er ist schwul. Unsicher, wie er dies seinem Umfeld mitteilen soll, verliert er sich im Mittel zwischen gewalttätigem Exzess und dem Familienleben zuhause.

Kritik

Nicht zuletzt wurde die Kolumne Der Ruf des deutschen Films ins Leben gerufen, um einer, durch jahrelang überzogene Polemik entstandenen, Abneigung und manchmal gar Hetzjagd gegen der/die deutsche Filmlandschaft Einhalt zu bieten. Um alle mit Scheuklappen vorgetragenen Vorurteile zu vergessen und einfach nüchtern durch die regelmäßig steigende Anzahl an Filmbeispielen zu erkennen: Der Ruf des deutschen Films ist da - und ihm zu folgen lohnt sich! Um das Ergebnis nicht zu verfälschen werden also nicht nur positive oder nur negative Filme einem Test unterzogen. Sondern alle querbeet. Glücklicherweise - nicht für die Kolumne, sondern für die Gemüter der Autoren - blieben schlechte Filme bis jetzt dennoch die Ausnahme. Aus der Haut ist eine dieser Ausnahmen. Eine, über die man sich jedoch gleichzeitig erfreulich zeigen kann, ist sie doch ein Paradebeispiel dafür, was dem deutschen Film immer und immer wieder vorgeworfen wird.

Dabei setzt sich der Regisseur Stefan Schaller (Fünf Jahre Leben) ein abermals ambitioniertes Ziel. Die Verwirrung eines homosexuellen Jugendlichen und dessen Kampf mit seiner Identität und seinem Umfeld möchte der Filmemacher ansprechend bebildern und aufregend gestalten. Und das, ohne mit der Thematik leichtfertig umzugehen. Noch bevor wir den Namen der Hauptfigur erfahren wissen wir, dass sie ein riesiges Problem und unendlichen Frust angestaut hat und des Lebens in voller Verzweiflung müde ist. Das Auto, mit ihm am Steuer, segelt durch die Luft, dreht sich um die eigene Achse und kracht auf den Asphalt. Freundlich ausgedrückt ist der Film zu Beginn aus Szenen äußerster Effizienz zusammengesetzt. Anders ausgedrückt sind es Szenen, denen jede Lebendigkeit, jedes Gespür für Timing ausgequetscht wurde. Alles muss möglichst schnell gesagt, alles möglichst schnell gezeigt werden. Damit die Zuschauer gar nicht die Chance bekommen, umzuschalten.

Und so überhastet erzählt der Film leider weiter. Auch wenn es ans Eingemachte geht und seine Hauptfigur eine erste homoerotische Erfahrung mit seinem besten Freund teilen möchte. Wirklich homoerotisch wird es jedoch nicht; abgesehen von den Hinterköpfen auf dem Sofa wird nichts gezeigt. Nur weil dieser Film sich mit der Thematik Homosexualität auseinandersetzt, muss er noch lange nicht diese als Publikum anzielen. Nein, hier wird alles so schüchtern und prüde visualisiert, wie es geht, damit die das Publikum bloß keinen roten Kopf bekommt. Das ist, im unpassenden Kontrast zur teilweise sehr derben Sprache, in seiner konsequenten Inkonsequenz irgendwie peinlich. Halb gewollt aber komplett versagt. Natürlich wird Hauptfigur Milan (Merlin Rose, der wirklich beherzt agiert und in Hot Dog zu sehen war) mehrere negative Erfahrungen machen und all seine Wut über seine Körperlichkeit in seine Umwelt steuern. Dabei ist der Film ziemlich dramatisch aufgepumpt und stürzt sich von einer Katastrophe in die nächste. In all dieser atemlosen Hast wird dabei die Bindung zwischen Film und Publikum vergessen; so sehen wir zwar extreme Emotionen und Handlungen, investieren jedoch nichts - und bekommen auch nichts zurück.

Doch ist der Film bis zu seiner abschließenden halben Stunde noch als durchschnittlicher Fernsehfilm zu sehen, verzettelt er sich gen Ende zusehends auf allen Ebenen. Dem verkorksten Drehbuch, der gezwungenen Regie, dem schablonenhaften Schauspiel, seiner verfehlt behandelten Thematik. Damit spielt er jenen Kritikern des deutschen Films wirklich auf voller Bandbreite in die Hände. Da kann man nur hilflos zuschauen. Gute Sätze werden von dem Film und seinen Figuren direkt als solche wortwörtlich gelobt (!?) und die tragische Zuspitzung wird derart unangenehm und inkohärent in die Geschichte geprügelt, dass die betroffenen Figuren alles vorher Geschehene vergessen, damit die kommenden Sätze doch wieder Sinn ergeben. Da ist es schon wenig verwunderlich, dass immer wieder zur Polemik gegriffen wird, um Filme in ihre Schranken zu weisen. Beim Ende von Aus der Haut hat der Autor dieses Textes jedes Verständnis.

Fazit

Mit „Aus der Haut“ hat Regisseur Stefan Schaller einen Film inszeniert, der in seiner Grundposition sicherlich aller Ehren wert sein könnte, wenn er sich nicht als wenig anspruchsvoller, wenig einfühlsamer, niemals mutiger und zumeist plakativer Film entpuppen würde. Konstruiert bis zum Nonplusultra, scheitert der Fernsehfilm vor allem an seiner katastrophalen Zuspitzung, die fast schon an Arbeitsverweigerung grenzt. Da hilft auch die motivierte Darstellung von Merlin Rose nicht viel.

Kritik: Levin Günther

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