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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Val als Haushälterin bei einer wohlhabenden Familie in São Paulo. Pflichtbewusst und mit Hingabe kümmert sie sich um alles und erträgt so manches. Für den 17-jährigen Sohn Fabinho ist sie wie eine zweite Mutter. Eines Tages kommt ihre eigene Tochter Jéssica, die sie als kleines Mädchen bei einer Freundin zurückgelassen hat, zu ihr, um die Aufnahmeprüfung an der Universität zu machen. Und damit gerät nicht nur Vals Weltbild, sondern auch das strenge Machtgefüge im Haus ins Wanken. Denn Jéssica ist nicht bereit, sich den starren Standesregeln unterzuordnen und mischt den Haushalt auf.

Kritik

„Der Sommer mit Mama“ ist wieder eines dieser Beispiele, bei denen sich der deutsche Vertrieb einen möglichst grausamen Titel für die Übersetzung des Originaltitels ausgesucht hat. „Quel Horas Ela Volta?“, was ungefähr „Wann kommt sie zurück?“ bedeutet, erscheint nämlich viel passender für einen Film, bei dem die Mutter und nicht die Tochter die Hauptrolle spielt und die Jahreszeit eigentlich ziemlich egal ist. Wie dem auch sei, der mittlerweile sechste Film von Regisserin und Drehbuchautorin Anna Muylaert mit Regina Casé in der Hauptrolle bekam seinen deutschen Kinostart für den September 2015 nachdem er unter anderem bereits auf dem Sundance Festival lief und auf der Berlinale sogar den Publikumspreis gewann. Vollkommen gerechtfertigt, denn „Der Sommer mit Mama“ ist ein in mehrerer Hinsicht ziemlich schöner Film:

Ein glitzernder Pool in einem perfekt gepflegten Garten mit Spielzeugen überall darum verstreut. Die erste Einstellung sieht bereits aus, wie aus einem Gemälde entsprungen. Ein Gefühl, das einen über den  erlauf des Films mehrmals wieder einholt. Die sehr bedachte Auswahl von Motiven zeigt sich aber nicht nur in den gewählten Blickpunkten, sondern auch in einer Menge erzählerischer Details. So wird etwa der Hund der Familie zu keinem Zeit besonders wichtig, aber in seinem Verhalten wird klar, dass Val die eigentliche Seele des Hauses ist. Über genau diese Details wird auch die soziopolitische Kritik geübt, die für südamerikanische Erzählen, egal ob in Büchern oder auf dem Bildschirm, unverzichtbar scheint. Wenn man so etwas in einem Film unterbringen will, dann sollte man es so machen wie hier: Nicht ganz aufdringlich, ein bisschen im Hintergrund und nicht klar ausformuliert. Man vermeidet damit das platte Holzhammer-Feeling, dass sich sonst recht schnell einstellen kann. Etwas schade ist jedoch, dass bei der Menge an verräterischen Details, kleineren Subplots und Andeutungen eine Menge Material nur anreißt und dann auf der Strecke lassen muss. Das gibt dem Film einen realistischen Touch, führt aber auch dazu, dass es keine richtigen Höhe- oder Wendepunkte in (einer) der Geschichte(n) gibt.

Sehr schön an dem Film ist allerdings, wie er mit seinen Charakteren umgeht. Den trotz aller Sozialkritik, die immer wieder einfließt, scheut sich der Film davor, bestimmte Perspektiven, beziehungsweise die Charaktere durch die diese präsentiert werden, vollkommen zu verdammen oder zu glorifizieren. Alle haben auf ihre Art eine liebenswürdige oder zumindest nachvollziehbare Ader, aber ebenso werden allen Figuren Fehler und Irrtümer zugestanden. Bei einigen Figuren fallen diese natürlich schwerwiegender aus als bei anderen, so ist es beispielsweise schwer der Figur Barbara viel Positives abzugewinnen, aber trotzdem bewahren die verschiedenen Facetten aller Charaktere den Film davor, platt und predigend daher zu kommen.

Ein weiteres ziemlich einprägsames Element des Films ist sein Soundtrack, beziehungsweise dessen Abwesenheit. Tatsächlich sind nämlich nur eine Hand voll Szenen mit Musik hinterlegt. Was keineswegs heißen soll, dass das ein Mangel sei. Muylaert versteht es wunderbar, die Szenen lebendig und spannend zu halten und diese atmosphärisch aufzuladen, ohne dabei in die Trickkiste greifen zu müssen.

Fazit

„Der Sommer mit Mama“ ist ein sehr ruhiger und schöner Film, der nicht nur soziale Ungleichheiten und deren Auswirkungen auf Familienkonstrukte aufzeigt, sondern auch eine Reihe interessanter, wenn auch nicht immer liebenswerter Charaktere zeichnet. Insgesamt stimmig und einfühlsam erzählt, ist es dann auch kein wirkliches Problem, dass der Film keine extremen Höhepunkte oder ganz stringente Erzählweise hat, sondern eher eine Vielzahl von kleineren Handlungssträngen anreißt ohne die meisten davon konkret auszuerzählen.

Kritik: Sören Jonsson

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