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True Detective - Kritik

OnealRedux

Von OnealRedux in True Detective - Kritik

True Detective - Kritik
Story: Im Jahr 1995 hatten die State Police Detectives Rust Cohle und Martin Hart den mysteriösen Ritualmord an der jungen Prostituierten Dora Lange untersucht. Erst nach zähen und nervenaufreibenden Ermittlungen konnten sie den Mord schließlich klären - scheinbar. Denn 17 Jahre später sollen die Cops den Fall erneut aufrollen. Ein aktueller Mord weist verstörende Parallelen auf und legt nahe, dass damals etwas gründlich schief gelaufen ist. Die erneuten Ermittlungen führen die beiden so unterschiedlichen Männer zurück in den Süden Louisianas, wo Frömmigkeit und Voodoo-Kult zu einem allgegenwärtigen Mysterium verschmelzen, und zugleich in die dunkelsten Winkel ihrer eigenen Vergangenheit. Eine Killerjagd, die zwei völlig unterschiedliche Cops an ihre Grenzen führt: Virtuos entspinnt "The Killing"-Autor Nic Pizzolatto die kühne Handlung von "True Detective" über verschiedene Zeitebenen, Blickwinkel und Rückblenden. Eine ebenso spannende wie unaufhaltsame Reise in die Finsternis vor der beklemmenden Kulisse des sumpfigen Louisiana.

Theoretisch könnte diese Kritik nur einen einzigen Absatz besitzen. Eine Zusammenfassung, die es wohl am besten auf den Punkt bringt. Eine Aneinanderreihung von höchst positiven Adjektiven, Beschreibungen sowie Sätzen, die zumindest im Ansatz versuchen, die Intelligenz dieser Serie widerzuspiegeln. Es würde in etwas wohl so klingen: „True Detective“ ist selbst gemessen an der gestiegenen Serien-Qualität Hollywoods ein wahres Ausnahmetalent. Ein Meisterwerk, welches uns ungewohnt, höchst raffiniert, ohne Schonung, intelligent und mitreißend in eine Welt entführt, in der sich zwei spezielle Cops ihrem größten Fall stellen müssen. Ein Novum in Sachen Cop-Thriller und Drama, düsterer Geschichtenerzählung, Inszenierung und  Darstellerleistung. Ein Kunstwerk voller atemberaubender Szenen, packender Dialoge, emotionaler Ausbrüche, stillen Momenten und philosophischen Verführungen. Eine Reise die uns in insgesamt acht Folgen beweist, dass Serien längst dem Kino den Rang abgelaufen haben. Es ist wohl keinesfalls übertrieben zu behaupten, dass die Jagd nach dem Mörder rund um die sumpfige Landschaft Louisianas eine der besten Serien aller Zeiten darstellt. Mehr noch: Es ist die Hoffnung, dass Qualität, Scharfsinn, Mut und der Wunsch nach Erzählung Einzug hält und „niedere“ Formate wie „Big Brother“ dauerhaft verdrängt. Doch selbst wenn nicht, was uns Nic Pizzolatto hier geschenkt hat, ist schlichtweg ein Gemälde in bewegten Bildern. Hervorragend.
 
Natürlich wird selbst dies der eigentlichen Serie nicht gerecht. So lasst uns also ein wenig auf die Reise gehen: Was „True Detective“ wohl im Kern vor allem ausmacht, sind insgesamt drei verschiedene Komponenten. Während der Kern hierbei aus den beiden völlig verschiedenen wie höchst charakterlich vertieften Figuren  Detective Rust Cohle (Matthew McConaughey) und  Detective Marty Hart (Woody Harrelson) besteht, wird nebenher durch die raffinierte wie verwobene Geschichte der perfekte Rahmen dafür geliefert. Der Rest ist schließlich Kunst: Und zwar kann uns hier Kameramann Adam Arkapaw ein Louisiana offenbaren, welches in jeder Szene gar schon mystisch wirkt. Ein gekonntes Wechselspiel aus langen entfernten wie ruhigen Aufnahmen und dichten Shots gehen Hand in Hand und präsentieren eine Inszenierung, an der sich selbst so manch ein Kinofilm ein Beispiel nehmen kann. Legendär scheint hierbei bereits die sechs minütige Plansequenz aus Folge vier, die wohl bald Filmstudenten als Lehrstunde gilt. All dies wird darauf in den acht Folgen zu einem Meisterwerk ausgearbeitet, welches den Zuschauer mitreißt und einen Fall preisgibt, der vielleicht am Ende nicht so spektakulär erscheint, dadurch aber umso realistischer wirkt. Überhaupt ist die Handlung, gemischt aus Einflüssen und Inspirationen von Pulp-Detective-Erzählungen, True Detective Elementen und Thematiken vom Weird-Fiction-Horror-Genre, eine gekonnte Mischung aus Haupt- und Nebenplots, die sich immer die Waage halten. Dazu kommen dann zeitliche Elemente, die allesamt für sich bereits höchst komplex und schwierig erscheinen, durch Regisseur Cary Joji Fukunaga aber gelungen verwoben wird. Das Finale scheint hierbei dann wie eine Erlösung aus einem Alptraum. Eine Reise ohne Wiederkehr, ein Schrecken in der Nacht. Eben ein düsteres Märchen über das leidvolle Leben selbst.

Wortgewaltig geht es dann in die Dialoge, die sogleich uns auch die Figuren näher bringen: Während Rust im Jahre 2012 abgebrannt, alkoholisiert und philosophisch wie nihilistisch ganze Bücher mit seinen Interpretationen des Lebens füllen könnte, wird uns Marty als geläuterter und zynischer Charakter eingeführt, der viel von der Vergangenheit bereut. Doch selbst dies ist nur eine Ebene. Denn wenn die beiden Figuren im Jahre 1995 Aufeinandertreffen, ist ihre Ideologie noch gänzlich anders. Was folgt ist eine „Hass“-Freundschaft oder gar Zweckgemeinschaft, die viel voneinander lernt, sich letztlich aber niemals zu einem Team entwickelt. Doch dies muss es auch nicht. Und selbst wenn Rusty des Öfteren die Präsenz, auch durch die schlichtweg beeindruckende Leistung von Oscarpreisträger Matthew McConaughey, an sich reißt, kann Marty (Woody Harrelson ist ebenso beeindruckend und wurde fantastisch verjüngt) durch seine emotionale Tiefe immer wieder Bodenhaftigkeit in die Geschichte bringen. Es ist ein Duo wie Feuer und Wasser, welches aber den Zuschauer genau aus dem Grund auch mitnehmen kann. Jeder hat seinen Favoriten, fiebert mit und hofft, dass die Serie eine Erlösung findet. Doch wenn Rusty rauchend und trinkend aus seinem Lone Star Beer Figuren bastelt, scheint diese Hoffnung trügerisch. Und so ist „True Detective“ keineswegs eine seichte Serie für zwischendurch. Sie erfordert Aufmerksamkeit, einiges an eigenem Scharfsinn und Interesse. Doch dies lohnt.

Während so die Geschichte eine düstere, teils zynische wie nihilistische Reise in das Grauen ist, die Darsteller (auch die Nebendarsteller wie Michelle Monaghan, Michael Potts oder Tory Kittles) allesamt eine exzellente Arbeit abliefern und die Inszenierung atemberaubend ist, fehlt letztlich noch ein Highlight der Serie: Louisiana. Natürlich hätte die Serie auch woanders spielen können, doch die karge, menschenleere, gar schon apokalyptische wie melancholische Szenerie des Sumpflandes, kann immer wieder zur Stimmung der Serie beitragen. Es ist der Wechsel aus halb zerfallenden Häusern, riesigen in der Ferne schimmernden Industrieanlagen und Einsamkeit die gefällt. Und so passen sich die Kulissen stets der Erzählung an, welches zusammen mit dem ruhigen wie unauffälligen (aber dafür umso intensiveren) Soundtrack jede Szene wie ein Kunstwerk erscheinen lassen. Kameramann Adam Arkapaw weiß dieses zu nutzen und liefert Bilder, die so auch allesamt im Museum hängen könnten. Wahrlich perfekt.

Blu-Ray: Gerade das Bild (Bildformat: 1,78:1), welches auf 32mm Film gedreht wurde, kann uns einen wahren Kinolook offenbaren, der mehr als gefällt. Eine hohe Dichte an Details sowie eine Freude an den Szenen ist die Folge. Doch auch der deutsche DTS 5.1 Ton steht dem englischen DTS-HD Ton qualitativ in nichts nach, sodass hier die Atmosphäre perfekt übertragen wird. Für Sammler sind unterdessen auch die Extras ein Highlight: Egal ob Audiokommentare (unter anderem mit Showrunner Nic Pizzolatto), ein kleines Making-Of, Diskussionen zu den Episoden oder zwei Deleted Scenes. Dies zusammen alles in HD, ist einen Kauf der blauen Scheibe mehr als Wert.

Fazit

Was soll letztlich den bisherigen Begeisterungsstürmen von „True Detective“ noch ergänzt werden? Vielleicht nur dies: Das Fernsehen hat sein bisher größtes wie schönstes Kunstwerk bekommen. Danke dafür.

Wertung: 10 von 10

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