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Oz - Hölle hinter Gittern - Staffel 1 - Kritik

Stu

Von Stu in Oz - Hölle hinter Gittern - Staffel 1 - Kritik

Oz - Hölle hinter Gittern - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © Paramount Home Entertainment

Die Geburt des sogenannten Quality-TV, sie wurde, so die einhellige Meinung, von David Chase Mafiaserie „Die Sopranos“ eingeleitet, die von 1999 bis 2007 auf HBO lief und dafür sorgte, dass in auf den heimischen Röhrengeräten der Amerikaner nicht nur geschniegelte Anwälte und ehrliche Cops ihr Werk verrichteten und ihren Moralzeigefinger in die Höhe streckten. „Die Sopranos“ waren düsterer, böser und ehrlicher und brachen alte Klischees auf. Ein Novum zur damaligen Zeit und ohne Frage der Startschuss in eine neue Ära der TV-Serienunterhaltung, die sich über die Jahre weiterentwickelt hat und uns Serien-Hits wie „The Wire“, „Six Feet Under“ oder „Game of Thrones“ brachte. Doch so ganz alleine waren sie nicht, „Die Sopranos“. Es gab noch einige Serien, die behilflich dabei waren, eine neue Qualität zu generieren. Man sollte so z.B. nicht „Emergency Room“ vergessen. Eine Krankenhausserie, die sich verabschiedete vom alten Sittengemälde der Götter in Weiß und da wäre da auch die Gefängnisserie „Oz“, die von 1997 bis 2003 wie so viele große Serie auf HBO lief. Nun, elf Jahre nach der finalen Staffel und der Einsicht, dass Quality-TV auch in Deutschland einen festen wie lukrativen Markt gefunden hat (zumindest fürs Heimkino), erscheint die erste Season von „Oz“ bei uns auf DVD. Grund genug sich den Beginn der Serie von Tom Fontana einmal anzuschauen.

Oz“ oder wie es hierzulande heißt „Oz –Hölle hinter Gittern“, spielt in einem fiktiven US-Staat und hat das Gefängnis Oswald Maximum Security Penitentiary, von allen nur Oz genannt, als Handlungsort. Genauer gesagt die Abteilung von Gutmensch Tim McManus (Terry Kinney, „Save the Last Dance“), der hier ein neuartiges Resozialisierungsprojekt am Laufen hat, in dem einfache Strafgefangene mitlebenslänglichen Büßer zusammen inhaftiert sind. Ziel ist es, die Rehabilitation voranzutreiben. Doch dies erweist sich als alles andere als einfach. Trotz dauernde Überwachung gleicht Oz einem ewigen Brennpunkt: Drogenschmuggel, Korruption, Gewaltbereitschaft, Rassenhass, Verzweiflung und Uneinsichtigkeit machen aus McManus Abteilung einen Dorn im Fleisch des gesamten Gefängnisses. Dass dazu der neue Gouverneur, um Gelder zu sparen, den Gefangenen weitere Privilegien wie Tabakkonsum und Ehepartnerbesuch entzieht und sogar die Todesstrafe wieder einführt, mach Oz endgültig zu einem Pulverfass. Ein Pulverfass, welches mit dem neuen Gefangenen Karim Said (Eamon Walker, „Lord of War - Händler des Todes“), einem zum Islam konvertierten Afroamerikaner, der wegen eines Sprengstoffanschlags sitzt und nach und nach eine folgsame Gruppe um sich schart, nun eine weitere Lunte bekommen hat.

Es ist klar, überall bei „Oz –Hölle hinter Gittern“ schwellen Konflikte an, die meist mit Gewalt in physischer wie psychologischer Form enden. Fressen oder gefressen werden lautet die antike Devise und Serienschöpfer Tom Fontana kleckert diesbezüglich nicht. Im Vergleich zu neueren Serien wie Kurt Sutters „Sons of Anarchy“ oder dem Blu-und-Titten-Spektakel „Spartacus: Blood and Sand“ ist „Oz –Hölle hinter Gittern“ zwar nur spekulativer Kleinkram, wenn man bedenkt, dass die Serie aber 1997 erschien, mag man sich gar nicht richtig vorstellen können, wie verstörend einzelne Situation aber auch figuren auf den Zuschauer gewirkt haben müssen. Man nehme nur einmal den Nazi Vernon Schilling (J.K. Simmons, „Juno“), der sich den Neuankömmling Tobias Beecher (Lee Tergesen, „The Collection“) regelrecht als Erniedrigungsopfer hält. Das ist wirklich nicht leicht zu konsumieren, auch wenn Vernon die Entscheidung, Tobias’ zu sich zu nehmen, wohl recht bald verteufeln wird. Denn alles Gute hat auch nun mal auch etwas Böses an oder in sich. Selbst Knastpfarrer Ray (B.D. Wong, „Jurassic World“) muss einsehen, dass er im Grunde nur einem System dient, welches wieder die unchristliche wie inhumane Todesstrafe eingeführt hat. Hinter den Gittern von Oz gibt es wahrlich nur Verdammung, gekleidet in eine Hierarchie, die selbst bei den Angestellten des Gefängnisses keinen Halt macht.

In dieser Dunstwolke des Bösen dient der querschnittsgelähmte Ex-Junkies Augustus (Harold Perrineau, „Lost“) als moralische Zugmaschine mit poetischem Motor. Er fungiert innerhalb der Serie als Führungshand für den Zuschauer. Der erklärt Emotionen der Probanden und die Gesetzte von Oz. Es wirkt schon so, als ob sich Tom Fontana nicht wirklich sicher war, ob die Zuschauer die Figuren und ihre Gefühlswelten verstehen, so dass August wie der ultimative Erklärbar einen sicheren Eingang in die Figurenwelt ermöglicht. Wenn man bedenkt, wie damals TV-Serie waren, war dies gewiss eine richtige Entscheidung. Mit dem Blick eines modernen Serienfreunds, wirkt Augusts Geschwafel aber oftmals aufgesetzt und gelegentlich hört man zwischen seinen Zeilen auch das vor Stolz pochende Herz Fontanas heraus, der die häufig mehr als nur ein wenig pathetischen Zeilen zu Papier brachte. Auch der visuelle Einfall, dass August bei seinen Erklärungen in einem gläsernen, zirkulierenden Glaskubus sitzt und völlig losgelöst über oder unter den Dingen zu schweben scheint, wirkt mehr wie eine Spielerei, die nur deswegen stattfindet, damit man sich von anderen Serien abhebt.

So wie es mit Augusts ist, ist es letztlich auch mit „Oz –Hölle hinter Gittern“. Die Serie hat in ihrer ersten Staffel eine nicht zu verachtende Qualität, überrascht immer wieder mit teils drastischen Entscheidungen, bietet facettenreiche Figuren und eine Handlung die sich stetig in ihrem Spannungsgrad steigert und dazu einen sezierenden Einblick bietet. Nicht nur hinter die Knastmauern, sondern auch ins ethische wie politische System eines Gefängnis. Alles ganz wunderbar. Doch Tom Fontana traute seinen Zuschauer damals wohl noch nicht allzu viel zu. Das Ergebnis ist nun, dass Staffel 1 trotz aller Stärken immer wieder kraftlose Passagen innehat, die dafür verschwendet werden Dinge zu definieren, die man als Zuschauer auch problemlos eigenständig heraufgefunden hätte. Durch dieses andauernde Gas geben und bremsen wirkt die Premierenstaffel unschön abgehakt und stotternd und dennoch lässt es sich nicht verleugnen, dass man nach den acht Episoden der erste Staffel mehr sehen und erfahren will. Auch deshalb weil die Season mit einer extrem starken Folge endet, die so einiges offen lässt. Also, her mit Staffel 2!

Zur DVD: Die allererste Season von „Oz –Hölle hinter Gittern“ erscheint hierzulande nur auf DVD. Nicht weiter wild. Doch das Fehlen von jeglichem Bonusmaterial fällt sehr negativ auf, vor allem wenn man bedenkt was die Serie geleistet hat. Bild und Ton gehen derweil in Ordnung, auch wenn man der Serie vor allem in Sachen Schärfe und Farbe deutlich ansieht, dass sie zur Endzeit der VHS entstanden ist.

Fazit:Oz –Hölle hinter Gittern“ macht einen zufriedenstellenden Eindruck. Die erhoffte Offenbarung ist Tom Fontanas Knastserie aber bisher noch nicht. Dafür endet Staffel 1 so, dass die Hoffnung auf akute Besserung größere Schnitzer und Enttäuschungen weitesgehend vergessen lässt. Hoffentlich erscheint Staffel 2 hier reht zügig.

Wertung: 6 von 10

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