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"Marvel's The Punisher" - Staffel 1 - Kritik

Stu

Von Stu in "Marvel's The Punisher" - Staffel 1 - Kritik

"Marvel's The Punisher"  - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © Netflix

Story

Frank Castle, der sich in ganz New York einen Namen als der Punisher gemacht hat, muss die Wahrheit über die Ungerechtigkeiten herausfinden, deren Auswirkungen weit über seine eigene Familie hinausgehen.

Kritik

Eiskalte Rächer haben schon immer fasziniert. Vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass sie etwas tun, was in der Normalität verachtet wird. Das Gesetzt selbst in die Hand zu nehmen erweist sich in der Realität nämlich als eines: Ein Verbrechen. Ein Verbrechen das vor allem hässlich, anstrengend und wenig ehrenhaft ist. Da ist es umso besser, wenn man sich zurück lehnen kann während der fiktive Vigilant im Kino oder auf dem heimischen Bildschirm für Gerechtigkeit sorgt. Bei unserer Vorliebe für solche harten Männer und Frauen, verwundert es schon etwas, dass die Comicfigur des Punisher zwar schon drei Kinofilme hatte, sich aber niemals wirklich durchsetzen konnte. Egal ob Dolph Lundgren, Ray Stevenson oder Thomas Jane (der die Figur zumindest zweimal verkörpern durfte), kein Darsteller vermochte es die Figur an sich zu nehmen. Für den Filmfan war der Punisher ein bekannter Name ohne wirkliches Gesicht.

Mit der zweiten Staffel von Daredevil könnte sich dies geändert haben. Dort feierte seinen Einstand als Frank Castle alias The Punisher und sorgte nicht nur dafür, dass der Body Count der Staffel in die Höhe ging, sondern auch für einige unvergessliche wie nicht sonderlich zimperliche Actionszenen.  Man denke nur einmal an die Prügelei im Gefängnis, deren Gewalt viszeral einschlug. Dass Netflix und Marvel nun eben genau diesen Punisher eine eigene Serie spendierten, war nach dieser Season von Daredevil keine Überraschung. Nun ist sie da...

...und beginnt erst einmal enttäuschend. Zumindest für die, die gehofft hatten, Showrunner Steve Lightfoot würde gleich von Beginn an auf Gaspedal treten. Natürlich, die ersten Augenblicken wird der Wunsch nach harter Action erfüllt, aber schon nach knapp fünf Minuten macht Lightfoot mit einer Szene eine klare Ansage: Frank Castle verbrennt seine schusssichere Weste mit dem ikonischen Totenkopf-Symbol, gefolgt von einem Zeitsprung. Sechs Monate nachdem Castle die Mörder seiner Familie ausgeschaltet hat, versucht der ehemalige Marine sein Leben so gut es eben geht zu leben. Mit neuer Identität, einem Job beim Bau und keinerlei sozialen Kontakten hämmert er sich tagtäglich seinen Frust von der Seele. Die Serie macht keinen Hehl daraus, dass es in Franks Inneren immer noch ordentlich brodelt.© Netflix

Bis das Brodeln richtig nach außen tritt, dauert es aber. Natürlich findet Lightfoot irgendwie Mittel und Wege, damit aus Frank kurzzeitig wieder der Punisher wird, im Grunde ist die erste Episode aber nur eine Art Einleitung. Auch danach schleppt sich die Serie sehr behäbig voran. Mit der Figur des Micro (), der in vielen Comics der Reihe sein Assistent, bzw. Gehilfe ist, der ihn mit Waffen und technischen Spielereien versorgt, wird dazu eine Figur eingeführt, die zu Beginn mehr stört als alles andere. Erst nach und nach entwickelt sich zwischen Castle und ihm so etwas wie eine richtige Dynamik. Bis es soweit ist heißt es auch hier gedulden und sich an der formidablen Präsenz von Jon Bernthal erfreuen. Denn selbst wenn die erste Hälfte der Staffel sich mehr schlecht als recht  vorwärts bewegt, so überzeugt Bernthal doch dennoch zu jeder Sekunde.

Von der Handlung kann man das nicht unbedingt behaupten. Wer gehofft hatte, dass die Serie in jeder Folge erzählt, wie der Titelheld ein anderes Syndikat ausschaltet, der irrt sich. Netflix und Marvel bleiben dem Konzept ihrer Heldenserien treu. Es wird eine große Handlung erzählt, in die ein Nebenstrang eingegliedert wird. Bei Marvel's The Punisher erweist sich gerade dieser Nebenstrang als verzichtbar, bzw. als zu ausgebreitet. Generell täte es der ersten Staffel gut, hätten die Macher hier und da den Rotstift angesetzt. So kommt die Story erst so richtig ab der siebten oder achten Episode in Rollen. Bis dahin ist das Narrative nicht uninteressant, aber teilweise schon sehr phlegmatisch, auch wenn andere Figuren wie Bill Russo (Punisher-Kenner dürften bei diesem Namen hellhörig werden) durchaus ihre Reize haben.

Dennoch weiß Lightfoot natürlich was die Fans sehen wollen und so gibt es in jeder Folge mindestens eine Actionszene. Die können sich alle sehen lassen, aber auch hier muss man Geduld aufbringen, bis die Serie mit dem Kleckern aufhört und beginnt zu klotzen. So richtig in Fahrt kommt Marvel's The Punisher in der achten Folge. Hier präsentieren uns die Macher dann Action wie sie beim Punisher sein soll: hart, rau, dreckig, gnadenlos und sehr blutig. Schön: Wie bereits bei den Actionszenen von Daredevil gibt es keine Stakkato-Schnitte oder hyperaktive Kameraeinstellungen. Alles wird schnörkellos präsentiert. Für zart besaitete Zuschauer ist das nichts und spätestens in der vorletzten Folge zeigt sich auch, warum Netflix die Serie nur für Erwachsene empfiehlt.© Netflix

Ist Staffel eins von Marvel's The Punisher also gelungen? Ja, ist sie. Aber sie auch weit davon entfernt auf einem goldenen Podest zu landen. Neben der erwähnten Langatmigkeit stört vor allem auch, dass die Serie tatsächlich versucht so etwas wie Relevanz zu erzeugen. Die Thematik des Schusswaffenbesitzes wird so z.B. in eins, zwei Folgen behandelt. Dabei versuchen die Macher aber niemanden vor den Kopf zu stoßen. Die Materie wirkt leider nie wirklich wie ein essentieller Bestandteil, sondern meist nur wie Füllmaterial, um irgendwie auf 13 Folgen zu kommen. Und spätestens dann, wenn der Punisher mit einer automatischen Schrotflinte Köpfe zerschießt, sind der Serie die Pros und Kontras zum Thema herzlich egal. Ob das nun eine vertane oder eine genutzte Chance ist steht im Auge des Betrachters. In dieser Kritik bekommen die Serienmacher dafür kein Extra-Lob.

Wofür sie hingegen Lob erhalten ist die Tatsache, dass sich Marvel's The Punisher niemals versucht in den Kanon der bereits existierenden Marvel-Serie von Netflix zu drängen. Mit der Figur der Karen Page (Deborah Ann Woll) gibt es zwar jemanden, der zu Daredevil gehört, dies bedeutet aber nicht, dass es hier Andeutungen, Querverweise oder Set-Ups für mögliche Zusammenführungen gibt. Der Punisher kocht sein eigenes Süppchen: Keine anderen Helden, keine Ninjas oder mysteriösen Organisationen und keine Versuche die anderen Marvel-Serien anzuteasern oder zu bewerben. Das tut gut. Gewiss kann es natürlich sein, dass Frank Castle irgendwann wieder auf Daredevil oder erstmals auf Iron Fist trifft. Davon ist in Staffel eins aber keine Rede. Wenn man so will, ist Marvel's The Punisher eine Solo-Veranstaltung mit zu vielen Längen, einem tollen Hauptdarsteller und harter Action, nach der die Figuren schon einmal aussehen, als hätten sie in Blut gebadet.

Fazit

"Marvel's The  Punisher" ist nicht das erhoffte Serien-Highlight. Dafür hat die erste Staffel zu viele Probleme mit einer recht steifen und gestreckten Handlung. Wenn diese dann aber endlich einmal richtig in Fahrt kommt, zeigen sich die Qualitäten: Harte Action nach Maß und eine bodenständige Inszenierung. Dazu kommt mit Jon Bernthal ein Darsteller, der wie kein anderer der Figur des Punishers seinen Stempel aufdrückt.

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