{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Interview mit Katja Benrath (3)

GoldenEra

Von GoldenEra in Katja Benrath im Interview: Watu Wote oder ein Appell an die Menschlichkeit

Interview mit Katja Benrath (3) Bildnachweis: Hambur Media School

GoldenEra: Interessant fand ich, wie Du das Misstrauen, die Angst zwischen den Menschen vor allem in der ersten Hälfte des Films dargestellt hast. Man sieht vereinzelt immer wieder Szenen, in denen jemand angerempelt wird und die Dialoge sind recht wortkarg gehalten. Inwiefern ist diese Kälte etwas, das Du auch in unserer Gesellschaft beobachtest?

Katja Benrath: Ich erkenne das an jeder Ecke. Ich habe das in Kenia sehr stark erlebt, vor allem mit unseren christlichen Team-Mitgliedern. Es kommt bei ihnen schon mal vor, dass sie wenn sie mit dem Bus fahren und jemand dazu steigt, der grimmig guckt oder muslimisch wirkt, dass sie dann schon mal aussteigen. Sie wissen zwar, dass es mit Sicherheit Vorurteile sind, aber dennoch haben sie Angst, weil es in der Vergangenheit eben einige Vorfälle gab.

In Deutschland…hmm…ich bin selbst was das angeht sehr vorurteilsfrei und ich kriege Aggressionen, wenn ich sehe, wie sich Menschen gegenseitig behandeln, nur weil sie anders aussehen oder ein Kopftuch tragen.

Ich erlebe es also schon in unserer heutigen Welt, in Deutschland aber zum Beispiel nicht ganz so stark wie in den USA, wo ich in letzter Zeit häufiger war.

Vielleicht bewege ich mich aber auch in Kreisen, die sehr offen und liberal sind, aber ich finde schon dass es in Deutschland dieser Tage zu spüren ist, und dass diese Kälte zwischen Menschen stattfindet und vor allem Vorurteile unseren Umgang verfärben. Und ich will mich jetzt gar nicht als Heilige darstellen, auch ich merke es bei mir selbst, dass ich mich in Gesprächen manchmal anders oder vorsichtiger verhalte. Aber ich bin einfach ein Multikulti-Kind, mein Vater kommt aus Chile und ich bin mein ganzes Leben viel gereist, ich komme gedanklich also gar nicht dahinter, wie man jemanden nur wegen seiner Herkunft diskriminieren kann.

Die Kälte in den Dialogen war insofern natürlich beabsichtigt, weil sich die unsere Protagonisten mit einer extremen Vorsicht begegnen.

GoldenEra: Jetzt habe ich Dir ja sehr viele politische Fragen gestellt,  nun würde ich Dir gerne auch nochmals eine Frage zu Deiner Intention stellen. Ich finde interessant, das hast Du eben auch schon mal angedeutet, dass es auf der einen Seite ein ungemein politischer Film ist, der auf der anderen Seite jedoch auch kein direktes Statement, sondern viel mehr einen Hoffnungsgedanken abgibt. War das Deine Hauptintention? Was möchtest Du dem Zuschauer mit auf die Reise geben?

Katja Benrath: Ich wollte zwei Dingen: Nach den Recherchen hätte ich das Projekt fast abgebrochen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich die Verantwortung übernehmen könnte, einen Film über eine Kultur zu drehen, die nicht meine ist. Nachdem ich dann aber die vielen interessanten Gespräche geführt habe, mit Menschen, die zu mir meinten, wir sollen alle unsere Fähigkeiten zusammentun und das Beste daraus machen, wollte ich einfach die Geschichte dieser Menschen erzählen, denn sie hatten es verdient und sie wollten, dass man ihre Geschichte erzählt. Diese Menschen, die bei uns im Film zu sehen sind, haben alle irgendjemanden in ihrem Umfeld, der entweder gefährdet wurde durch die Al- Shahaab oder übergewandert ist. Wenn man sich diesen Söldnertruppen der Al- Shahaab anschließt wird man bezahlt, was einige wahrnehmen, um den Lebensunterhalt ihrer Familien zu finanzieren. Andere Familien saßen selber in solchen Bussen und haben derartige Dinge bereits erlebt. All diese Menschen, mit denen ich intensive Gespräche und teils auch Freundschaften aufgebaut habe und für all die Menschen, die dort in Mandera tagtäglich füreinander einstehen und für ihre Community kämpfen…wir hatten den Drang dem eine Art Denkmal zu setzen.

Das war die eine Sache und die andere ist die, dass ich unbedingt und so viel ich kann, den Fokus auf etwas setzen möchte, das in irgendeiner Form positiv ist. Es ist in dem Sinne natürlich kein Happy End, es sind schließlich Menschen gestorben und auch die Menschen, die ich gesprochen habe, die das Ereignis miterlebt haben, waren natürlich Monate danach noch traumatisiert. Und gleichzeitig möchte ich den Fokus darauf legen, dass es eben Menschen gibt, die für einander einstehen.

Ich wollte auch kein pädagogisches Mahnmal errichten - wir hatten schlicht den Wunsch, zu zeigen dass wir füreinander einstehen können und das auch öfter tun sollten. Und wenn sie das können, dann kann ich das auch in der U-Bahn - jemanden beiseite stehen, wenn er angepöbelt wird, anstatt den Kopf einzuziehen und wegzugehen.

Mein Wunsch wäre, dass dieser Gedanke ein wenig mehr in die Köpfe rückt, dass es wieder verstärkt möglich wird, dass wir uns solidarisch zueinander verhalten.

Wird geladen...