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Interview: Robert Hofmann (Teil 2)

GoldenEra

Von GoldenEra in Filmkritiker im Gespräch (Folge 2): Robert Hofmann und die gemeinschaftliche Filmrezeption

Interview: Robert Hofmann (Teil 2) Bildnachweis: YouTube: "Robert Hofmann"

Das Motto Deines Kanals lautet „Für alle Freunde des Films“ und diesen Satz hast Du bei Deinen früheren Videos auch noch in die Begrüßung mit eingebaut. Schaut man sich das Konzept Deines Kanals mit den auf die verschiedenen Zielgruppe gerichteten Genre-Wertungen und Social Movie Nights an, bekommt man das Gefühl, dass „Gemeinschaft“ für Dich eine große Rolle spielt. Inwiefern ist Film für Dich etwas Gemeinschaftliches?

Es ist cool, dass Du das sagst. Ich habe diese Betrachtungsweise tatsächlich noch nie gehört, dass man dieses Gemeinschaftliche herausstellt. Ich liebe einfach Filme, in erster Linie. Und Filme sind ja nun mal etwas, das sich zwischen Künstlern, den Filmemachern auf den verschiedensten Gebieten, sei es Musik, Kamera oder Schauspiel, zwischen den Studios und Produktionsfirmen, die die Filme produzieren und vertreiben, und dem weltweiten Publikum, das diese Filme sehen will, abspielt. Also ist diese Produktion im Grunde genommen bei jedem Produkt etwas Gemeinschaftliches. Die einen erzählen Träume, Geschichten und Abenteuer, was fernab von anderen Produkten wie einem Handy oder einer Tasse ja schon etwas zutiefst emotional Geladenes ist.  Und dann gibt es die ganzen Menschen, die es lieben ins Kino zu gehen, in Lichtspielhäuser, die eben deshalb gebaut wurden, damit man dort gemeinsam Filme schauen kann. Deshalb bleibt es etwas Gemeinschaftliches.

Was bringt es mir, und so ist auch die Auffassung von meinem Beruf, wenn ich immer nur herausposaune, was ich ganz persönlich von einer Sache halte. Ich sehe das mehr als Dienstleistung: Ich versuche all diese Filme so für das Publikum zu sortieren, dass deutlich wird, welcher Filme einem bestimmten Teil des Publikums gefallen könnten. Deswegen ist es zwangsläufig gemeinschaftlich. Denn ich in meinem stillen Kämmerchen macht nicht so viel Sinn, glaube ich.

Dieses Gemeinschaftliche passt ja in gewisser Form auch zum Zeitgeist in Bezug auf die sozialen Netzwerke. YouTube und damit Filmkritiken auf YouTube sind verhältnismäßig noch eine relativ neue Form der Kritik. Welche Vorteile hat ein Filmkanal für Dich einem Artikel in einem Feuilleton gegenüber? 

Ich muss ja sagen, dass ich mich mit den geschriebenen Medien wenig auseinandersetze. Klar, bei Pressevorführungen sitzen wir alle zusammen, aber tatsächlich reden die Kritiker von Zeitungen nicht so viel mit mir. Ich sitze da ja schon über Jahre, sechs Jahre jetzt schon insgesamt. Es ist sehr verhalten. Da ich den Arbeitsablauf von geschriebenen Medien nicht kenne, und ich nicht weiß wie da die Zeiten, die Termine oder so sind, kann ich mir vorstellen dass es auf gewisse Art und Weise einfacher ist einen Text zu schreiben, weil man  Zeit hat, genau zu korrigieren, was man dort macht. Auf der anderen Seite werde ich meines Gesichts, meiner Stimme, meiner Art und Weise etwas auszudrücken, beraubt. Um das zu sagen, was ich möchte, muss ich das demzufolge filigraner schriftlich tun. Ich glaube es hat alles seine Vor- und Nachteile. Aber mein Gefühl sagt mir, dass das Schriftliche ein wenig gemächlicher abläuft als dieses schnelle Internet, aber mit letzter Gewissheit kann ich das nicht behaupten.

Ich kenne nur meine eigene Welt. Ich könnte nicht mal genau sagen, was meine YouTube-Kritiken von den YouTube-Kritiken anderer unterscheidet, denn ich schaue so wenig andere Kritiken, eigentlich so gut wie gar nicht. Ich bin so ein Mensch, der wenn er frei hat, auch gerne frei macht. Und in meiner Freizeit beschäftige ich mich auch gar nicht so viel mit Film, weil mein ganzes berufliches Leben damit voll ist. Und ich will, dass ich es nach wie vor liebe und darum darf es nicht zu viel werden.

Wo siehst Du bei Streaming und Co. die Zukunft des Filmes? Denkst Du, dass das Kino irgendwann gänzlich von Netflix, Amazon, Maxdome usw. abgelöst wird?

Wenn man sich anschaut, dass Netflix mit „Bright“ einen sehr teuren Film hatte und dass sie jetzt „Die Auslöschung“ haben und „Cloverfield 3“, „Mute“ ist dieser Tage gestartet und „Mudbound“ ist für mehrere Oscars nominiert, mit „The Irish Man“ von Scorsese haben sie einen Film mit einem Budget von 140 Millionen, der eigentlich ins Kino gehört, wird einiges klar: Streamingportale sind auf jeden Fall eine Änderung und ein Gamechanger. Andererseits wird der Alltag der Menschen immer effizienter, sie haben mehr Freizeit als früher, weil einfach vieles schneller geht. Man kann sein Essen zum Beispiel nach Hause bestellen und sich die Zeit zum Einkaufen sparen. Sie haben mehr Zeit zum Konsumieren. Und die junge Generation setzt weniger auf Statussymbole und teure Anschaffungen wie Häuser, Autos und Co. und geben mehr Geld für Streaming, Kino und Itunes aus.

Zusammengefasst denke ich, dass Kino zwar rückläufig sein wird, was die Zuschauerzahlen in Deutschland angeht, ich glaube aber das liegt an der Qualität des Kinobesuchs. Ich denke, dass sich Menschen viel zu oft daneben benehmen, Popcorn und Getränke sind viel zu teuer und Kinokarten im Durchschnitt auch. Trotzdem schauen die Leute insgesamt viel mehr mediale Inhalte wegen der Streamingportale. Ich glaube alles wird weiter bestehen, weil alles weiterhin seine Existenzberechtigung hat. Ich hoffe aber, dass sich das Kino in Bezug auf das Erlebnis ein wenig reformiert, neuer und moderner wird und damit schöner für den Zuschauer. 

Gerade in Berlin haben wir ein gutes Beispiel mit dem Zoopalast, wo man als Gast ein wirklich tolles Gefühl hat, wenn man ins Kino geht. Wir brauchen mehr davon, dann gehen Leute wahrscheinlich auch wieder lieber ins Kino, wenn die Menschen vor allem auch wieder lernen sich im Kino zu benehmen und nicht den anderen das Erlebnis ein Stück weit ruinieren. Es liegt also an den Kinos wie die Zukunft aussieht. Und Netflix und Co. haben rosige Zeiten vor sich.

Wie bewertest Du diese Entwicklung?

Wettbewerb belebt das Geschäft. Und im Endeffekt ist der Konsument ja irgendwie der Gewinner. Nenne mir eine Zeit, die es jemals vorher gab, in der man für so gute Konditionen ein so großes Angebot bekommen hat wie jetzt in der Zeit der Streaming- Portale. Früher hat man DVDs, Blu-Rays und Videokassetten gekauft. Die werden vielleicht aussterben, die haben eine schwierige Zeit vor sich. Aber für die Zuschauer ist es toll.

Du betonst in Deinen Videos immer wieder, welchen Zielgruppen der Film gefallen könnte und welchen nicht. Gibt es für Dich so etwas wie den universellen Begriff eines guten Filmes? Gibt es für Dich den objektiv guten Film?

Es würden schon Leute darüber streiten, ob man überhaupt darüber streiten kann, ob es einen guten Film gibt. Ein guter Film muss Dich auf jeden Fall in irgendeiner Form berühren und etwas Unvergessliches an sich haben. Berührung kann vieles sein. Das kann lachen sein, das kann weinen sein, das kann ein episches Gefühl oder auch Gänsehaut sein. Und je mehr du von solchen Momenten innerhalb einer sinnvollen Geschichte aneinander reihst, desto höher sind die Chancen, dass es sich um einen guten Film handelt. Ein guter Film muss also berühren. Ich glaube es gibt keinen guten Film, der nicht berührt.

„Über Geschmack lässt sich nicht streiten“, sagt man ja gerne. Gibt es so etwas wie schlechten Geschmack?

Wenn jemand aus Transformers 5 kommt und behauptet, das wäre der beste Film des Jahres, dann ist das fragwürdig. Oder Der Spiegel hat letztes Jahr über Kong: Skull Island geschrieben, dass sie schon im März wissen würden, dass das der schlechteste Film des Jahres sein würde. Das ist schlechter Geschmack, finde ich. Wenn jemand schon im März behauptet, dass ein großer Affenfilm mit tollen Effekten der schlechteste Film des Jahres ist, wobei dreiviertel des Jahre noch gar nicht stattgefunden haben, dann ist das unprofessionell. Ich finde, es gibt schlechten Geschmack und man kann Dinge lieben und mögen, aber man sollte sich dessen bewusst sein, dass das vielleicht auch ein bisschen einfältig ist. Es gibt beispielsweise Leute, für die ist Transformers das Allergrößte, aber ich finde ab dem vierten Teil wird es absurd mies und scheiße. Es gab sicherlich auch welche, die fanden das Remake von Power Rangers ganz toll. Ich würde für mich dann sagen, aber ich bin da auch schwierig weil ich sehr leidenschaftlich bin, dass das schlechter Filmgeschmack ist. Natürlich lässt sich über Geschmack streiten, aber es gibt zumindest…schwierigen Geschmack.

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