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Fargo - Staffel 1 - Kritik

Souli

Von Souli in Fargo Staffel 1 - Kritik

Fargo - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: http://meownauts.com/wp-content/uploads/2014/07/fargo-1.jpg

Story

DieFX-Mini-Serie Fargo basiert auf dem Kinofilm Fargo von Joel Coen undEthan Coen. Folglich ist die Geschichte an der Grenze zumverschneiten Minnesota angesiedelt und erzählt erneut von einemmorbiden Mord und der damit verbundenen Suche nach dem Übeltäter.Die Fernsehproduktion wickelt jedoch die Erlebnisse von MargeGunderson (Frances McDormand) im blutigen Schnee kein zweites Mal inserieller Struktur auf, sondern wirft einen Blick auf neuen Figurenund deren tragische Geschichten. Zu den Neuankömmlingen in Fargogehört unter anderem Lorne Malvo (Billy Bob Thornton). Dieser wirdvon Gewalt und Böswilligkeit getrieben. Schnell muss auch dieBevölkerung der frostigen Kleinstadt feststellen, dass der Fremdenicht dem amerikanischen Durchschnittsbürger entspricht. Es folgtein makaberes Ereignis auf das nächste und ehe sich derVersicherungsvertreter Lester Nygaard (Martin Freeman) versieht, hatsich sein Leben innerhalb weniger Tage komplett auf den Kopfgestellt.

Kritik

Der internationale Serienmarkt erfährt seit einigen Jahren einen gehörigen Boom und hat sich in derartige Qualitätsdimensionen aufgeschwungen, dass dieser eine echte Alternative zum Kino bedeuten könnte. Zuletzt hat HBO mit ihrem düsteren Crime-Opus „True Detective“ die Messlatte in Sachen seriellen Erzählen unfassbar hoch gehängt, auch wenn die Geschichte um das ungleiche Ermittlerpaar Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) gewiss nicht allen Superlativen gerecht wurde, mit der das (wirklich gelungene!) Format vorab geradezu belagert wurde. Doch die Nachfrage nach Serien ist so groß, wie sie noch war und unlängst beschleicht einen das Gefühl, jeden Monat aufs Neue einen Knüller vorgestellt zu bekommen, von „Game of Thrones“ über „Sons of Anarchy“ bis hin zu „Hannibal“. Aber greifen wir doch noch einmal das Anthologie-Konzept von „True Detective auf: Über zehn einstündige Folgen werden wir in dieses verdorbene Universum gezogen, bis die Erzählung ihr in sich geschlossenes Ende findet. 

Und genau das ist ein weiterer interessanter Aspekt: Warum eine Geschichte bis über fünf Staffeln auswalzen, wenn man in 10 konzentrierten Folgen alles darbieten kann, was vonnöten erscheint. Ohne „True Detective“ nun in seiner ohne Zweifel vorhandenen Klasse diskreditieren zu wollen: Wer sich mal so richtig überraschen lassen möchte und von der bleiernen Schwere desNic Pizzolatto Drehbuches irgendwie ermüdet ist, der greift zum von Noah Hawley geschriebenen „Fargo“. Die FX-Serie versteht sich ebenfalls als Anthologie und vermeidet unnötige narrative Verrenkungen, um die Handlungsstränge auch für die Zukunft in dieser Form aufgreifen und weiterentwickeln zu dürfen. Doch die entscheidende Frage, die von vornherein auf der Seele brannte, ist: Warum eine Serie vermarkten, die sich unbedingt lose an einem Spielfilm orientieren muss, anstatt einen vollständig originären Stoff zu entwickeln? Ideenarmut? Oder sind es tatsächlich ausschließlich die Dollarzeichen, die ihren Weg schnellstmöglich aus den Augen in die Geldbörsen finden sollen?

Man kann die Fans des kultisch verehrten Meisterwerks der Coen-Bruder aber mit ruhigem Gewissen besänftigen: Die erste Staffel von „Fargo“ ist ein Fest und wird die Anhängerschaft in jedem Fall durchweg glücklich machen. „Fargo“ nämlich begeht nicht den kläglichen Fehler, den Film weiterzuspinnen, sondern setzt in seiner Charakterkonstellation weitestgehend auf Eigenständigkeit, wenngleich unsere Protagonisten in der Serie zum Teil wie zukünftige Wiederhalle des Filmes wirken. Da hätten wir beispielsweise Lester Nygaard (Martin Freeman), der sich wie einst Jerry Lundegaard (William H. Macy) sein eigenes Grab schaufelt und dann mit Leibeskräften versucht, dieser Grube wieder zu entspringen. Oder Molly Solverson (Allison Tolman), die problemlos als Sprössling von Marge Gunderson (Frances McDormand) durchgehend würde und am Ende der Staffel ebenfalls mit rundem Babybauch ihrer Polizeiarbeit nachgeht. Dazu muss auch gesagt werden, dass „Fargo“ durchweg herausragend gespielt ist und Drehbuchautor Nick Howley seinen entworfenen Charakteren famose Dialoge in den Mund legt.

Martin Freeman hat sein britisches Englisch abgelegt und fährt auf zur persönlichen Bestleistung, genau wie die tolle Entdeckung Allison Tolman als besonnener Gegenpol die große Hollywoodkarriere mit ihrer Leistung unterschrieben hat. Über allem thront jedoch ein gewisser Billy Bob Thornton, der sich als undurchsichtiger Lorne Malvo zum alttestamentarischen Monstrum aufbäumt und schlichtweg überwältigt. Dass die weiteren Rollen mit Colin HanksBob Odenkirk oder Oliver Platt ebenfalls fantastisch besetzt sind, versteht sich ja von selber. Und dieser Lorne Malvo bringt den Schneeball zum Rollen, bis er sich zu einer überdimensionalen Kugel geformt hat und alles unter sich begraben könnte. „Fargo“ orientiert sich stilistisch natürlich sehr an dem Film und verschlägt aufrichtig in diesen verschlafenen Mikrokosmos, der den Eindruck erweckt, dass die Menschen in dieser ungemein eng verstrickten Gemeinde schon mit einem Haufen Pancakes und einem kühlen Glas Ginger Ale die höchste Zufriedenheit ihrer Existenz erreicht haben. In dieser Gegend, Bemidji, Minnesota, um genau zu sein, schlägt Lorne Malvo auf und fördert in einnehmenden Bonmots das kriminelle Potenzial des Lester Nygaard.

Das in sich ausgeglichene Nest kippt folgerichtig in Schräglage und die Menschen, die dem Leben immer wohlgesonnen die Hand gereicht haben, werden schlagartig von einer inneren Unruhe geplagt. Lorne Malvo fungiert das schelmischer Manipulator vor dem Herren, der seine Finger immer irgendwo im Spiel hat und von einer Aura begleitet wird, die es ihm ermöglicht, sich aus noch so brenzligen Situationen zu befreien – Ansonsten gibt es eben eine Kugel in den Kopf. „Fargo“ versteht sich, wie der Film, selbstredend als eine Hommage an die urigen Gepflogenheiten jener Region, in der auch die Coen-Brüder unter skurril-tapsigen Bewohnern aufgewachsen sind. Humor gibt es in Fülle, lakonisch und schwarz, so wie es sich gehört. Doch es ist der existenzialistischen Grundsatz und der daraus evozierte Kommentar zur stetig unter der Oberfläche brodelnden Gewalt in uns allen, der packt: Denn Gewalt ist zyklisch. Sie kommt immer wieder, was ein Gespräch zwischen Lou Solverson (Keith Carradine) und seiner Enkelin auf der Veranda nochmal grundlegend bestätigt. Und wenn es das Schicksal gut mit einem meint (natürlich ist auch „Fargo“ wieder ungemein fatalistisch geprägt), bekommt man die Chance, sich gegen anbahnende Gefahren zu wehren. Nur wie kämpft man gegen sein eigenes Naturell an?

Die Spannungsfelder sind dabei exakt aufgeteilt: Jeder Plot fesselt, ob es die durchtriebenen Streifzüge des Lorne Malvo sind, der durchweg eine identitätslose Dunkelziffer bleibt, die Selbsterhaltungsversuche des Lester Nygaard, der in seiner selbstverschuldeten Misere langsam zu versinken droht, oder eben Molly Solverson, die sich sicher ist, dass Lester mehr mit den Leichen in Bemidji zu tun hat, als er zugeben möchte. Herrlich ist auch, wie die Serie Brücken zum Film schlägt, ohne sich diesem anbiedern zu wollen. Der rote Eiskratzer und die darunter verbuddelte Million jedenfalls werden noch einmal aufgegriffen und manifestieren sich für einen Mann, der dachte den amerikanischen Traum gefunden zu haben, zum Terror biblischer Fasson! Wer sich also dazu entschlossen hat, sich ostentativ gegen die Serie zu stemmen, weil er doch so ein großer Fan des Films ist, dem sei gesagt: Vorurteile überwinden und anschauen, denn hier greifen tatsächlich alle Zahnrädchen kongenial ineinander. Es ist nicht nur exzellent performt, sondern auch exquisit (pointiert!) geschrieben und technisch mit seinen gediegenen Kamerafahrten durch das von ewigen Schneelandschaften akzentuierte Provinzleben meisterhaft. Und wenn dann noch endlich Carter Burwells Komposition ertönt, gibt es eh kein Halten mehr.

Die DVD

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DieDVD von Twentieth Century Fox Home Entertainment (VÖ. 7. Mai)überzeugt durch ihr sauberes Bild und klare Tonauflösung. Geradebei den anmuten Landschaftsaufnahmen aber macht sich die Investintionin die Blu-ray bezahlt, die gleichwohl auch mehr Bonusmaterial zubieten hat. Auf der DVD zählen sich einige entfallene Szenen,Audiokommentare und die Featurre "Eine wahre Geschichte" zuden Specials.

Fazit

Durchatmen ist angesagt: Das FX-Format schadet dem Kult-Film der Coen-Brothers auf gar keinenFall, sondern beweist sich als hochklassige Anthologie, dienachhaltig unter Beweis stellt, wie viel verschrobene Qualität nachwie vor aus dem Fargo-Universum geschöpft werden kann. Ein echterVolltreffer!


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