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Die „Father-Knows-Best“-Trilogie

Souli

Von Souli in Ang Lee Collection Kritik

Die „Father-Knows-Best“-Trilogie Bildnachweis: © Nerdacy

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Koch Media tut allen Cineasten in Deutschland mal wieder einen gehörigen Gefallen: Nicht damit, dass sie am 23. April einfach nur eine Ang Lee Collection auf dem Markt bringen (was im Prinzip ja auch nie etwas schlechtes sein kann), sondern, weil nun auch dem teutonischen Filmliebhaber die Chance gewährt wird, Ang Lees hochwertiges Frühwerk in komplettierten Umfang zu betrachten. Mit seinem Debüt „Pushing Hands“ (erstmals erhältlich), sowie den beiden Nachfolgern „Das Hochzeitbankett“ und „Eat Drink Man Woman“ hat sich der taiwanische Kinopoet Ang Lee schnell einen Namen im florierenden Weltkino machen können und wiederholt mit autobiografischer Tendenz die Kollision des divergenten Kulturverständnisses zwischen Ost und West dokumentiert. 


„Pushing Hands“ (1992)

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Man merkt „Pushing Hands“ den debütierenden Charakter durchaus an: Ang Lees unverkennbare Handschrift ist hier noch lange nicht so ausgereift, wie wir es von ihm inzwischen gewohnt sind, dass es allerdings ein reinrassiger Ang Lee ist, steht bereits nach wenigen Minuten nicht mehr zur Debatte. Anhand des alternden Taijiquan-Professoren Chu, der nach dem Tode seiner Frau die taiwanische Heimat verlässt und zu seinem Sohn in die New Yorker Vorstadt zieht, bereitet Ang Lee das Leitmotiv seines gesamten Outputs auf: Die schmale Bruchstelle zwischen Zugehörigkeit und Heimatlosigkeit. Wie so oft, trägt „Pushing Hands“ autobiografische Züge in sich, ohne aber den Anspruch zu besitzen, als reine Nabelschau verstanden zu werden. „Pushing Hands“ ist vielmehr die sensible, sich gleichwohl aber nicht jeder Komik entbehrende Auseinandersetzung eines familiären Konstrukt, das sich im Zusammenstoß von Tradition und Moderne einer interkulturellen Inkompetenz ausgesetzt sieht. Der gefallene Patriarch Chu muss Veränderungen akzeptieren und damit jede ideelle Grundlage seiner Weltanschauung hinter sich lassen, um es nicht nur für sich, sondern auch für sein privates Umfeld zu ermöglichen – und dafür fungiert das von Chu praktizierte Taijiquan als Metapher – die irdische Balance, das Zentrum ihrer Gravitation zu finden.

Bewertung: 6 von 10

„Das Hochzeitsbankett“ (1993)

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Es ist schon beeindruckend, wenn man sich einmal vor Augen führt, mit welch unverkennbarer Lebensreife sich Ang Lee im sehenswerten „Pushing Hands“ schon zu artikulieren wusste und wie er dieses reflektierte Level mit seinem zweiten Spielfilm „Das Hochzeitsbankett“ zu akzentuieren wusste. Der Mittelteil der sogenannten „Father-Knows-Best“-Trilogie, der Ang Lee dann auch folgerichtig zum internationalen Durchbruch verhalf, bündelt all das künstlerische Vermögen, welches Lees Œuvre charakteristisch beschreibt: „Das Hochzeitsbankett nämlich ist mitunter urkomisch, von Lee selbst aber niemals nur auf die bloße Pointe ausgelegt, sondern als eingeschriebener Teil des porträtierten Aufpralls kultureller Verständnismodelle. Traditioneller Usus und die moderne Selbstverwirklichung verbeißen sich in einem Zustand innerer (An-)Spannung, entwickeln ein fragiles Lügenkonstrukt, in dem sich Komik und Tragik die Hand reichen. Resultieren wird aus diesem beschwingten Tiefgang aber etwas ganz Entscheidendes: Nämlich ein Appell an die Individualität eines jeden Menschen – Wir mussten uns zu lange verstecken, es ist an der Zeit, aus alten Mustern zu brechen, auch wenn es womöglich den familiären, auf konfuzianischen Säulen errichteten Segen kosten wird.

Bewertung: 8 von 10

„Eat Drink Man Woman“(1994)

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Mit „Eat Drink Man Woman“ kredenzt uns Ang Lee den gar vorzüglich arrangierten Schlussakkord seiner „Father-Knows-Best“-Trilogie. Herrlich ist es hier nun auch zu beobachten, wie Lee den selbsttherapeutischen Aspekt seines Quasi-Dreiteilers zu einem absolut stimmigen Finale geleitet und damit auch die Beziehung (und allgemein die maskuline Autorität) zu seinem Vater, den er, nach eigener Aussage, genauso sehr verehrte, wie er ihn auch verabscheute, zu einem versöhnlichen Punkt führte, der es nunmehr keiner weiteren filmischen Behandlung bedarf – jedenfalls nicht in dieser expliziten Motivik (wie die Exposition von seinem nächsten Film „Sinn und Sinnlichkeit“ auch noch einmal eindeutig unter Beweis stellen wird). „Eat Drin Man Woman“, in dem die Tragödie aus der Komödie wächst und andersherum, widmet sich den Grundbedürfnissen des Menschen, und folgt somit auch einer Wahrheit, die sich bereits im so simpel anmutenden Titel spiegelt. In der fernöstliche Kulinarik nämlich liegt er hier begraben, der Schlüssel zur Kommunikation, was vorerst einmal den Staub greller amouröser und familiärer Verstrickung aufwirbelt, schlussendlich aber auch zu der Erkenntnis führt, dass jede Rebellion auch immer mit dem Wunsch nach emotionaler Bindung konnotiert ist.

Bewertung: 7 von 10


Wer sich für so unterhaltsame wie tiefgehende Filmkunst unter bilingualem Banner interessiert, dem kann diese Ang Lee Collection ohnehin nur wärmstens ans Herz gelegt werden – selten war ein Appell an die individuelle Natur des Menschen herrlicher. Und wem das als Argument nicht reichen sollte (sic!), dem sei gesagt, dass zu jedem Film noch (mindestens) eine ausführliche Dokumentation im Bonusmaterial beigelegt wurde, die es dem Zuschauer durchaus ermöglicht, noch tiefer in die Materie einzusteigen. Eine überdeutliche Kaufempfehlung!

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