«Zivilisation und zivilisiert sein hat nichts miteinander zu tun». Ich mag solche Western Mini-Serien, die nicht nur die Romantisierung des Wilden Westens zerfetzen, sondern gleichzeitig auch die generelle primitive Natur des Menschen offenlegen – welche selbst heute noch in uns schlummert. Die dabei eine Geschichte erzählen, welche nicht nur das Schreckliche zeigt, sondern auch immer wieder der Kern der Menschlichkeit inmitten dieser Wildnis sichtbar macht.
GODLESS und THE ENGLISH zähle ich dabei zu den mit Abstand besten Mini-Serien in diesem Bereich. Das von Peter Berg inszenierte AMERICAN PRIMEVAL gehört ebenso in die beschriebene Kategorie, erreicht für mich jedoch nie die Klasse der anderen beiden genannten Werke.
Dennoch: Peter Berg inszeniert mit einem guten Überblick und feinem Gespür die Gegebenheiten einer Zeit, die eigentlich gar nicht so lange zurückliegt. Die Handschrift vom Co-Autor von THE REVENANT, Mark L. Smith, ist jede Sekunde zu spüren. So kann man sich Denken wie es hier zu und her geht.
Für mich haben ein paar Ungereimtheiten dann doch das Gesamtbild gestört. Auch was die Erzählung und Figurenzeichnung betrifft, wäre mehr möglich gewesen. Es gibt ein paar wirklich markante und interessante Charaktere, welche man im Verlauf der 6 Folgen durchaus viel besser hätte zeichnen und vertiefen dürfen. Ohne dabei an Laufzeit einzubüssen, denn teilweise plätschert das Geschehen eher leer vor sich hin. Auch die Geschichte stellt sich dann eher als Gerüst für die raue Gewalt heraus. Hier und da werden aber immerhin ein paar stimmige zwischenmenschliche Aspekte gezeigt, die AMERICAN PRIMEVAL als Gesamtpaket durchaus sehenswert machen.