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Benson

Kritik von Benson

Gesehen: Oktober, 2012

Handlung The Killing (US 2011) Sarah Linden, Detektive der Mordkommission in Seattle, tritt ihren letzten Arbeitstag an, bevor sie mit ihrem Verlobten und ihrem Sohn nach Kalifornien ziehen will. Ihr Nachfolger Detektive Holden steht schon bereit um für sie zu übernehmen, da wird Sarah ein letztes Mal zu einem Tatort gerufen. Sarah und ihr Nachfolger Holder finden gemeinsam die Leiche der 17-jährigen Schülerin Rosie Larson (Katie Findlay). Der Fall reißt bei Sarah alte Wunden wieder auf und schlagartig ändern sich all ihre Pläne. Bei ihren Ermittlungen treffen sie auf Rosis Eltern Mitch (Michelle Forbes) und Stan (Brent Saxon). Der Tod ihrer Tochter hat die Familie in den Grundfesten erschüttert. Außerdem ist da noch der Politiker Darren Richmond (Billy Campbell), der mitten im Wahlkampf zum Bürgermeister von Seattle steckt und sich plötzlich im Fokus der Ermittlungen sieht. Rosies Larsons Leiche wurde in einem Auto gefunden, dass zu seinem Kampagnenteam gehört. Kritik Es gibt Serienvorbilder, die brennen sich so stark in das Bewusstsein ein, das sie auch noch Jahrzehnte später als Inspiration und Messlatte für weitere Serien funktionieren. Die Rede ist hier von der Mystery-Serie Twin Peaks (David Lynch, US 1990). Damals wurden die Ermittlungen durch Agent Cooper (Kyle McLachlan) im Mordfall Laura Palmer zum Kult. Die Drama-Mystery Serie “The Killing“ als Kult zu bezeichnen wäre jedoch zu viel des Guten, allerdings fällt schon in den ersten Minuten des Piloten auf, dass hier Veena Sud die Entwicklerin der Serie, ihre Hausaufgaben gemacht hat und eine Serie kreiert hat, die wirklich gute und spannende Unterhaltung verspricht. Parallelen zu Twin Peaks drängen sich förmlich auf, wirken aber wie Zitate, nicht wie Plagiate. The Killing ist das amerikanische Remake der dänischen Serie „Forbrydelsen“. Das amerikanische Pendant ist aber keinesfalls nur eine Kopie des dänischen Erfolgsformates, das nur produziert wurde, weil die Amerikaner nicht mit Untertiteln klar kommen. Bei beiden Serien haben wir es mit der gleichen Struktur zu tun. Eine Serienfolge entspricht jeweils einem Ermittlungstag. Wie die Serienentwicklerin Veena Sud versichert, gibt es aber bei dem amerikanischen Remake einen neuen Täter und somit auch ein komplett anderes Motiv für die Tat. Ich glaube es ist vollkommen gleich, ob man sowohl Original als auch Remake sieht, oder jeweils nur das eine, denn beide Serien können gut nebeneinander bestehen. Das Original hat den dänischen Charme und das Remake besticht durch seine Gestaltung. Wie schon in der Serie „Twin Peaks“, so begegnen wir auch in „The Killing“ allerlei geheimnisvollen Menschen, die schon dadurch alle potentiell verdächtig sind. Schnell wird klar, in dieser Stadt ist niemand, der nicht irgendwie eine dunkle Vergangenheit hat. Der Kampf gegen diese buchstäblichen Leichen im Keller wird zur zentralen Motivation der einzelnen Figuren. Andere wiederkehrende Themen sind der Verlust, falsche Entscheidungen, Lügen die sich aus Intrigen in einen Strudel verwandeln und alles um sich herum mit in den Abgrund reißen. Dadurch schöpft die Serie aus einem großen Pool menschlicher Tragödien und sorgt für mannigfaltige Emotionen. Mit diesem Fundament dürfe es den Autoren spielend gelingen, ein stimmiges Seriengebilde zu errichten. Das Ermittler-Duo um Linden und Holder ist großartig besetzt. Die Charaktere der beiden bieten weitreichendes Identifikationspotenzial. Während die Kommissarin Linden, die wortkarge, etwas verschrobene, introvertierte Analytikerin ist, so ist ihr Gegenpol Kommissar Holden, der schlaksige, energetische Typ, der mit seiner saloppen und sehr jugendlichen Sprache immer wieder für Lacher sorgt. Das interessante an beiden Figuren ist die Tatsache, dass zwar die pointierten Dialoge einen kleinen Einblick in die Gefühlswelt der Figuren gewähren, doch viel lauter als die Worte sprechen hier die Taten. Erst in ihren Verhörmethoden wird deutlich, wie sie denken und ticken. Beide haben eine Vergangenheit, die wir spüren, doch auch hier befinden wir uns auf einer Entdeckungsreise. Sehr eindrucksvoll sind Sarah Lindens Verdachtsmomente inszeniert. Wenn sie in ihrer Umgebung versinkt, einem Gedanken nachhängt oder lose Enden verknüpft. Die Schauspielerin Mareille Enos trägt dabei ihre Figur mit einer Leichtigkeit und Virtuosität im Mimenspiel, dass man in diesen Momenten in ihrem Gesicht versinken könnte. Auch die Mutterrolle bekleidet sie großartig. Die Zerrissenheit und Hilflosigkeit, wenn es darum geht mit ihrem Sohn zu kommunizieren und ihm ein geregeltes Leben zu ermöglichen, stellt Mareille Enos mit soviel Schmerz dar, dass klar wird; hier tickt eine Bombe, die nur darauf wartet zu explodieren. Die besondere Stärke der Serie ist vor allem die dichte, Suspense-geladene, Stimmung. Der unheilvoll düstere Himmel, der über allem hängt, der niemals endende Regen, die graue Fassade der Politik, das vermeintliche Gefängnis der Vorstadtsiedlung. Hier und da blitzen aber auch Momente des Glückes auf und erhellen kurz den dunklen Abgrund der Wahrheit. Die Informationen werden spärlich und mit viel Spannung in Szene gesetzt. Veena Sud versteht es nahezu meisterlich, Enthüllungen so einzusetzen, dass dadurch jedes Mal die Figuren an Tiefe gewinnen und die Geschichte vorangetrieben wird. Die Kamera nimmt sich Zeit, lässt Bilder stehen, gibt dem Betrachter Zeit sich zu orientieren und selber zu entdecken. Hier betreten die Amerikaner definitiv neues Terrain, denn die Bildsprache unterscheidet sich in ihrer Intensität und der Langsamkeit von vielen sonstigen Krimi Genre Serien (CSI, The Closer etc.). Die Austattung ist detailverliebt und staffiert jedes Set mit Fotos oder Gegenständen aus, die es zu entdecken gilt. Auch der Schnitt ist verhalten, ruhig, nimmt sich zurück, fasst durch häufige Kamerafahren und Schwenks Bildinhalte zusammen ohne jedoch zu überfordern. Einige Male lenkt der Schnitt jedoch ein wenig zu deutlich den Fokus auf gewisse Details. Dieser Umstand reißt einen bisweilen kurz aus dem Geschehen, doch meist ist der daraus resultierende Pay-Off immer mehr als befriedigend. Die Musik weist ein wiederkehrendes Thema auf, dass meist gleichzeitig ein nahendes Unheil ankündigt. Ansonsten webt sich die musikalische Komposition dezent in den Hintergrund ein und untermalt die Arbeit der Schauspieler. Durch den dichten Regenfall in und um Seattle herum, wird durch das ständige Prasseln auf der Soundebene, eine sehr geladene Grundstimmung geschaffen. Man kann sich des Gefühles nicht erwehren, dass es erst wieder aufhört zu regnen, wenn der Mord an Rosie Larson gesühnt ist und der Himmel alle Menschen in Seattle reingewaschen hat. Die Menschen stehen bei der Serie „The Killing“ im Vordergrund. Immer wieder bekommen wir tiefe Einblicke hinter die Fassaden der einzelnen Figuren. Reine Ermittlungsarbeit, die sich ermüdend von Hinweis zu Hinweis hangelt wird hier nicht geboten, was ich ebenfalls als eine Bereicherung bei diesem Genre empfinde. Die tragenden Personen in der Serie sind Stan und Mitch, die Eltern des Opfers, die wir bei ihrem Schmerz und Leid begleiten und zusehen müssen, wie sie an dem Tod ihrer Tochter zerbrechen und es immer weniger schaffen ihre Familie samt ihrer zwei Söhne zusammen zu halten. Die Schwester der Mutter, die fast schon sklavisch bemüht ist für die Kinder da zu sein wird zwar schnell zum Mutterersatz, treibt dadurch aber einen noch tieferen Keil zwischen die einzelnen Familienmitglieder. Außerdem ist da der Politiker Darren Richmond, der ebenfalls noch mit einem persönlichen Verlust zu kämpfen hat und für den die Bürgermeister Kandidatur zu einer Art Therapie geworden ist, um seinen eigenen Schmerz besser verarbeiten zu können. Eisern stellt er sich gegen die Korruption und den Zerfall seiner Stadt. Umso härter treffen ihn dann auch die Verdächtigungen der Polizei. Sein Mitarbeiterstab behandelt ihn wie ein Messiahs. Nahezu blind vor Machtgier und Liebe werden sie zu Märtyrern und verlieren dabei den Blick für die eigenen Bedürfnisse. Fazit Die Krimi-Drama-Mystery Serie The Killing ist eine dichte stimmungsvolle Gefühlsachterbahn, die so manchen Überraschungslooping bereit hält. Wer aber nicht eine sehr amerikanische Sicht der Welt teilen kann, sollte sich eher an das dänische Original halten. Einen hohen Unterhaltungswert haben beide Serien. Bleibt nur abzuwarten, ob The Killing einem ähnlichen Problem ins Auge sehen muss, wie damals Twin Peaks: Was passiert, wenn der Mord aufgeklärt ist? ©Ben Scharf

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