Von Stu am Samstag, 19 April 2025, 11:54 Uhr
Bildnachweis: © Prime Video | Szene aus "Clean State"
Die US-Serie Clean Slate, die Anfang Februar beim Streamingdienst Prime Video Premiere feierte, wurde bereits wenige Wochen später still und leise wieder aus dem Programm genommen. In einem Gastbeitrag für das Branchenmagazin Deadline äußern sich die Hauptdarstellerin Laverne Cox, Co-Star George Wallace und Mitautor Dan Ewen erstmals öffentlich zur Absetzung – und zeichnen dabei ein vielschichtiges Bild über die Entstehung und das abrupte Ende des Projekts.
Clean Slate erzählt die Geschichte von Harry, einem alten Autowaschanlagenbesitzer aus dem Süden der USA, und seiner entfremdeten Tochter Desiree, einer trans Frau, die nach Jahrzehnten in ihre konservative Heimatstadt zurückkehrt, um die Beziehung zu ihrem Vater wiederaufzubauen. Die achtteilige Comedy-Serie sollte laut den Machern „eine Geschichte über Familie, Wandel und Würde“ erzählen – und gleichzeitig ein Beitrag zu mehr Sichtbarkeit und Normalisierung trans Identitäten sein. Produziert wurde das Format unter anderem vom 2023 verstorbenen TV-Pionier Norman Lear (Es bleibt in der Familie), dessen letzte Serienbeteiligung es war.
Laverne Cox, bekannt aus Orange Is the New Black und vielfach ausgezeichnete Aktivistin, war die erste offen trans Frau, die für einen Emmy nominiert wurde. Gemeinsam mit Stand-up-Veteran George Wallace brachte sie das Projekt über Jahre hinweg mit Lear und dessen Produktionspartner Brent Miller zur Serienreife. In der Kolumne beschreiben die Macher das lange Ringen um eine Heimat für die Serie und die emotionalen Dreharbeiten, die schließlich in Savannah, Georgia stattfanden.
Trotz positiver Kritiken, prominenter Talkshow-Auftritte und einer nach eigenen Angaben starken Resonanz beim afroamerikanischen Publikum blieb Clean Slate offenbar weitgehend unter dem Radar. Die Serie sei, so heißt es, im Zuge von Umstrukturierungen bei Amazon und der Eingliederung des Freevee-Programms in Prime Video nicht weiterverfolgt worden. Doch neben wirtschaftlichen und programmstrategischen Gründen thematisieren Cox, Wallace und Ewen auch mögliche politische Hintergründe.
In Zeiten zunehmender Angriffe auf trans Rechte in den USA – sowohl auf legislativer als auch medialer Ebene – sei es schwerer geworden, Geschichten wie Clean Slate auf die Bildschirme zu bringen. In der Kolumne schreiben sie: „Wir trauern um Figuren, die aus Angst aus dem Storytelling getilgt werden.“ Es sei frustrierend, dass gerade eine Serie, die „freudvoll und menschlich“ über eine trans Frau im Süden der USA erzähle, so schnell wieder verschwinde – trotz einer Botschaft, die aktueller kaum sein könnte.
Auch wenn die Serie damit vorerst beendet ist, kündigen die Beteiligten an, weiterhin für Sichtbarkeit und Geschichten marginalisierter Communities zu kämpfen. Man wolle das Echo von Lears Stimme weitertragen – für jene Menschen, „die aus der Gesellschaft geschrieben werden sollen, oder aus Geschichtsbüchern.“