Bildnachweis: © Warner | Szene aus "Ein Minecraft Film"

Box Office: Nicht kleckern, Klötzchen – „Ein Minecraft Film“ begeistert das Publikum und erinnert manche an die „Rocky Horror Picture Show“

von Sebastian Groß

Es hat gedauert – ganze 14 Wochen –, doch nun scheint das Kinojahr 2025 endlich in Fahrt zu kommen. Ob dieser Erfolg dem US-Box-Office tatsächlich neuen Schwung für den Rest des Jahres verleihen kann, bleibt zwar fraglich. Doch nach einer schier endlosen Reihe von kommerziellen Enttäuschungen dürfte das vergangene Wochenende in Hollywood zumindest für spürbare Erleichterung gesorgt haben.

Rocky Horror Minecraft Show

Weder die negativen Kritiken noch der geleakte Workprint oder Aprilscherze konnten dem größten Neustart der Woche ernsthaft schaden: Ein Minecraft Movie eroberte mühelos die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts. Am Startwochenende lief der Film in 4.263 US-Kinos und erzielte einen Inlandsumsatz von 144 Millionen US-Dollar.

Diese Zahl könnte am Montag noch weiter nach oben korrigiert werden – und Ein Minecraft Film sich somit als erfolgreichster Start eines Videospiel-Films überhaupt etablieren, womöglich sogar das 3-Tage-Ergebnis von Der Super Mario Bros. Film von 2023 (146 Millionen US-Dollar am Startwochenende) übertreffen.

Für Warner zeichnet sich hier ein echter Hit ab. Bei einem geschätzten Budget von rund 150 Millionen US-Dollar und vermutlich nicht gerade niedrigen Marketingausgaben müsste der Film weltweit etwa 375 bis 400 Millionen US-Dollar einspielen, um in die Gewinnzone zu gelangen. Angesichts des Auftakts scheint dieses Ziel durchaus erreichbar.

Insgesamt konnte Ein Minecraft Film global bereits 157 Millionen US-Dollar einspielen – Tendenz steigend. Der Film trifft aktuell offensichtlich einen Nerv. Vor allem aus den USA mehren sich Berichte über ausverkaufte Vorstellungen, in denen begeisterte Minecraft-Fans die Sichtung regelrecht zelebrieren. Einige ziehen sogar Parallelen zu den legendären Screenings von The Rocky Horror Picture Show: Das Publikum jubelt, klatscht, ruft und feiert einzelne Szenen sowie den Abspann – und nimmt jedes Easter Egg dankbar auf.

Es spricht also vieles dafür, dass Warner nach einer Reihe enttäuschender Projekte endlich wieder ein massentauglicher Blockbuster gelungen ist – ein Film, der das Studio wohl noch einige Zeit in den oberen Rängen der Kinocharts begleiten dürfte.

Arbeit lohnt sich

Jason Statham rutschte mit A Working Man auf den zweiten Platz ab. Das Interesse ließ im Vergleich zur Vorwoche um rund 65 % nach – für einen Actionfilm mit älterem Zielpublikum keine Überraschung. Wie bereits bei Titeln wie Criminal Squad 2 oder Mr. No Pain zeigte sich: Solche R-Rated-Filme holen den Großteil ihres Publikums direkt zum Start ins Kino. Im Vergleich zu diesen Beispielen, die noch deutlich stärker einbrachen, wirkt der Rückgang auf Platz zwei fast schon respektabel.

A Working Man lief noch in 3262 nordamerikanischen Kinos und spielte dabei rund 7,2 Millionen US-Dollar ein. Insgesamt steht der Film nun bei einem Inlandsumsatz von etwas unter 28 Millionen US-Dollar. Für Amazon MGM dürfte sich der Titel spätestens mit dem Start bei Prime Video als lohnende Investition erweisen – insbesondere, wenn er dazu beiträgt, neue Abonnenten zu gewinnen.

Es ist noch Suppe da

Bei The Chosen – Last Supper – Part 1 handelt es sich um die ersten beiden Episoden der fünften Staffel der christlichen Erfolgsserie The Chosen. Produktionen dieser Art genießen – wenig überraschend – vor allem in den USA hohes Ansehen und sorgen regelmäßig für solide, wenn auch segmentierte Einnahmen.

In der zweiten Woche kamen weitere 6,9 Millionen US-Dollar hinzu. Damit liegt das kumulierte Einspielergebnis aktuell bei circa 19 Millionen US-Dollar. Im deutschsprachigen Raum wird The Chosen – Last Supper – Part 1 ab dem 10. April in limitierter Zahl von Kinos zu sehen sein. Amen.

Schneewittchen ist ein Anti-Märchen für Disney

Während Ein Minecraft Film negative Presse scheinbar mühelos abschütteln konnte, sieht die Lage bei Schneewittchen ganz anders aus. Die neueste Live-Action-Adaption aus dem Hause Disney wurde sowohl vom Publikum als auch von der Presse weitgehend verhalten aufgenommen – und das aus einer Vielzahl von Gründen (darunter Review-Bombing).

Produzent Marc Platt machte zuletzt Hauptdarstellerin Rachel Zegler  für das Debakel mitverantwortlich. Ihre wenig diplomatischen Äußerungen über das Original sorgten via Social Media für jede Menge Schlagzeilen – und zündeten eine Reihe medienwirksamer Diskussionen, die sich zunehmend verselbstständigten.

Doch jenseits aller ideologischen Debatten stellt sich auch eine schlichte Ermüdung ein: Viele Zuschauer*innen haben offenbar schlicht genug von animierten Klassikern, die als Live-Action-Remakes zurückkehren – visuell oft so künstlich und steril, dass man sich fragt, wo hier eigentlich noch "Live" sein soll.

So oder so: Schneewittchen ist kommerziell abgestürzt – und könnte sich für Disney als herbe finanzielle Enttäuschung entpuppen. Vor allem, wenn sich die Gerüchte um die tatsächlichen Produktionskosten bestätigen. Angeblich soll der Film deutlich teurer gewesen sein als offiziell angegeben. Statt der kommunizierten 250 bis 270 Millionen US-Dollar ist intern von bis zu 350 Millionen Dollar die Rede – Marketingkosten nicht eingerechnet.

In der dritten Woche spielte Schneewittchen noch etwa 5,9 Millionen US-Dollar ein – bei 3.750 Kinos, was rund 450 Spielstätten weniger sind als in der Vorwoche. Damit liegt das inländische Gesamtergebnis bei rund 77 Millionen US-Dollar. International sieht es kaum besser aus. Analysten zufolge müsste der Film mindestens 625 Millionen Dollar einspielen, um überhaupt profitabel zu werden. Ein echter Märchenmoment – und doch ein äußerst unwahrscheinlicher.

The Woman in the Yard beschließt die Top Five

Das Horror-Drama The Woman in the Yard von Regisseur rutschte um einen Platz ab und beendet damit die dieswöchige Top Five der nordamerikanischen Kinocharts. Der Film, der vom Publikum gemischt aufgenommen wurde, erhielt für einen Blumhouse-Titel letztlich aber durchaus solide Kritiken.

In seiner zweiten Woche spielte The Woman in the Yard rund 4,4 Millionen US-Dollar ein. Interessanterweise lief der Film sogar in mehr Kinos als noch zum Start: 2.845 Leinwände bedeuten ein leichtes Plus von vier Spielstätten – klein, aber immerhin. Insgesamt steht er inländisch bei rund 17 Millionen US-Dollar.

Ansonsten gibt es zum Box-Office-Verlauf von The Woman in the Yard wenig Spektakuläres zu berichten. Blumhouse hatte zuletzt sowohl schwächere Titel wie den KI-Thriller Afraid im Programm als auch deutlich stärkere Erfolge – etwa M3GAN, die im Sommer mit einer Fortsetzung zurückkehrt (hier gibt's den Trailer dazu).

Ausblick auf die kommende Woche

In der kommenden Woche starten drei Filme, die dem nordamerikanischen Box Office zumindest etwas Bewegung verleihen dürften – auch wenn stark davon auszugehen ist, dass keiner der Titel Ein Minecraft Film ernsthaft von der Spitze verdrängen kann.

Zum einen wären da die beiden Thriller Drop - Tödliches Date (Universal/Blumhouse) und The Amateur (Disney). Beide Produktionen bewegen sich vermutlich im mittleren Budgetbereich, was die Chance erhöht, dass ihre Studios zumindest kostendeckend arbeiten – mit etwas Glück sogar im Plus.

The Amateur, in dem unter anderem und zu sehen sind, startet hierzulande bereits am kommenden Donnerstag. Drop - Tödliches Date hingegen kommt in Deutschland erst am 17. April in die Kinos.

Ebenfalls für den 17. April in Deutschland angekündigt ist Warfare, der neue Film von Civil War-Regisseur . Auch dieser Titel dürfte zumindest ein gewisses Publikumsinteresse in den USA wecken – ob daraus jedoch ein echter Kinohit entsteht, bleibt fraglich. Das Zeug zum Blockbuster scheint Warfare nach aktuellem Stand eher nicht zu haben. Nächste Woche wissen wir mehr. Bis dahin.

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