Die New York Times hat von einer verrückten Geschichte berichtet, die selbst das Zeug zu einer Verfilmung hätte: Carl Rinch, Regisseur von 47 Ronin (sein einziger Film), in welchem Keanu Reeves die Hauptrolle spielte, wurde vor einigen Jahren von Netflix beauftragt, eine Sci-Fi-Serie mit dem Namen The Conquest zu drehen. Netflix stach in einem Bieterwettstreit um die Rechte sogar Amazon in letzter Minute aus und war bereit, ordentlich Geld in das Projekt zu pumpen. Zunächst waren das 44,3 Millionen US-Dollar, mit denen die Arbeiten begangen. Im März 2020 ging allerdings das Geld aus und Rinsch bat Netflix um weitere 11 Millionen, um das ansonsten gefährdete Projekt beenden zu können. Dieser Bitte kam Netflix nach. 

Das Geld wurde allerdings nie in die Produktion der Serie gesteckt, sondern in private Investitionen, wie die New York Times nun ausführlich berichtet. 10,5 Millionen Dollar hatte Rinsch an der Börse investiert und dabei 5,9 Millionen verloren. Weitere 4 Millionen investierte er in die Kryptowährung Dogecoin, womit er mehr Glück hatte und daraus 27 Millionen generierte. Doch auch das Geld landete nicht in die Produktion der Serie, sondern ging unter anderem für den Kauf von fünf Rolls-Royces, einem Ferrari, Designer-Klamotten und für teure Einrichtung drauf. 

Nun geht der Fall vor Gericht: Netflix wirft dem Regisseur Vertragsbruch vor und fordert selbstverständlich sein Geld zurück. Rinsch geht allerdings ebenfalls in die Offensive, wirft dem Streaming-Dienst ebenfalls Vertragsbruch vor und fordert 14 Millionen Dollar Schadensersatz. Die Einkäufe sollen demnach für den Dreh geplant gewesen sein. Gedreht wurde übrigens zum Teil tatsächlich an Orten wie Brasilien, Uruguay und Ungarn, fertiges Material hat Netflix allerdings nie zu Gesicht bekommen. Die Produktion, die nur zum Teil stattgefunden hat, wird als sehr schwierig beschrieben: So soll das Team wiederholt angeschrien worden und schlecht behandelt worden sein, während Rinsch seiner damaligen Ehefrau Gabriela Rosés Bentancor (die als Produzentin und Kostümdesignerin selbst an Bord war) einen Mordkomplott gegen ihn vorwarf. 

The Conquest werden wir zumindest nicht mehr zu Gesicht bekommen, Netflix hat das Projekt bereits abgeschrieben.