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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Britisches Drama von Shane Meadows aus dem Jahr 2006. Der zwölfjährige Shaun ist ein Außenseiter. In der Schule kann ihn nicht wirklich jemand leiden, sein Vater verstorben. Als ihn eine Gruppe Skinheads unter ihre Fittiche nimmt, wendet sich für Shaun das Blatt. Plötzlich gehört er irgendwo dazu.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Viele Filme, die in einer vergangenen Ära spielen, arbeiten zu Beginn gerne mit einer Montage, um dem Publikum einzustimmen und ihm Kontext zu geben. Im Falle von This Is England bedeutet das Bilder der königlichen Hochzeit von Prinz Charles und Ladi Di, dem Falklandkrieg, Demonstrationen, Zauberwürfeln, Konzerte und Fernsehen, untermalt von Toots & The Maytals. Die Szenerie von den englischen Midlands in den frühen 1980er Jahren bleibt auch den Film hindurch mittels prominenter Einstellungen auf bestimmte Süßigkeiten, Spielzeuge oder Mode erhalten. Der zeithistorische Kontext ist bei This Is England aber nicht nur Kulisse, sondern integraler Bestandteil seiner Geschehnisse. 

Auf der Oberfläche handelt der Film von dem 12-jährigen Shaun (Thomas Turgoose (Eden Lake, Kingsman - The Golden Circle) verdient allein deswegen eine lobende Erwähnung, weil er es fertig brachte, als Kinderschauspieler nicht nur überzeugend sondern auch nicht nervtötend zu sein), der als sozialer Außenseiter überall verspottet wird, bis er schließlich Anschluss an eine Gruppe von Skin-Punks findet. Der Frieden ist jedoch nur von kurzer Dauer als der rechtsradikale Combo (Stephen Graham (Boardwalk Empire, Tinker Tailor Soldier Spy) aus dem Gefängnis zurückkehrt und die Gruppe mit seiner Ideologie und Rhetorik polarisiert.

Was sich hier im Rahmen einiger persönlicher Beziehungen abspielt, ist bezeichnend für eine kulturelle Bewegung der Zeit. Die dargestellten Skinheads existierten zunächst als weitgehend unpolitisches Amalgam der Kinder britischer Arbeiterklasse und vor allem jamaikanischer Einwanderer. Mit einer erhöhten Arbeitslosenquote und sozialer Unzufriedenheit Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre stieg jedoch der Fremdenhass und damit im Zusammenhang stehende Verbrechen signifikant. Soziale Unzufriedenheit ist nunmal ein perfekter Nährboden für Hass und politische Radikalisierung, die Unbedarften umso attraktiver erscheint, je simpler sie daherkommt. Sehr bezeichnend dafür ist das im Film mehrfach gezeigte Graffiti "Thatcher is a twat", das großes Identifikationspotenzial für beide Seiten in dem hier gezeigten Konflikt bietet.

Während der Film durchgehend Kritik an Combos Person und Ideologie übt, macht er es zumindest auf emotionaler Ebene verständlich, wieso sich einige Figuren von beidem angezogen fühlen. Beispielsweise ist er diejenige Figur, die sich am meisten ins Zeug legt, um Shaun einen Ersatz für seinen verstorbenen Vater zu bieten. Ebenfalls bietet er als Bauernfänger für die Partei der National Front "glorreiche" Aussichten, verspricht Bedeutung und Ziele, die der freundliche Woody nicht bieten kann und auch nicht möchte. Insgesamt bietet der Film damit eine ausgezeichnete Analogie für die damaligen Vorgänge und wie es kommen konnte, dass eine maßgeblich von jamaikanischen Einwanderern geprägte Subkultur der Ausgangspunkt einer Welle von Rechtsradikalismus sein konnte.

Dabei sollte jedoch auch erwähnt werden, dass der Film trotz allem natürlich nicht ohne Fehler ist. Dass der 12-jährige Shaun beispielsweise trotz des bedeutenden Altersunterschieds zu seinen Kumpanen relativ problemlos Anschluss findet und sogar eine Beziehung zu der mindestens fünf Jahre älteren Smells eingeht, ist gleichermaßen schräg als auch unglaubwürdig. Ebenfalls springt der Film in seinem Fokus mehrfach von Shaun auf die Gruppe um Woody, der dann aber bald vollständig aus dem Film verschwindet und sich stattdessen mehr um dessen Gegenstück Combo kümmert. Der Film schließt den Kreis zwar wieder, indem er wieder mit dem Fokus auf Shaun endet, lässt einen aber doch mit dem Gefühl zurück eher eine Sammlung kleinerer Geschichten miterlebt zu haben, statt einer einzelnen und dafür stringenten Erzählung. Diese kleineren Geschichten sind deswegen keineswegs schlecht, jedoch fehlt ihnen eine gewisse Abgeschlossenheit. Dieser Mangel wird noch davon bestärkt, dass selbst der dramatische Höhepunkt des Films vor allem eine Veränderung in den Freundschaftskonstellationen bedeutet und es sonst kaum zu ernsthaften Konsequenzen für die Figuren kommt.

Fazit

Man kann "This is England" zurecht mangelnden Fokus, wackeligen Realismus und ein gewisses Maß an Konsequenzenlosigkeit vorwerfen. Dennoch vermittelt er über Shauns emotionale coming-of-age Geschichte im Mikrokosmos einer Freundesgruppe recht geschickt eine Allegorie von der Spaltung einer Subkultur durch ihre rechtsradikalen Elemente.

Kritik: Sören Jonsson

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