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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Es war ein historisches Gipfeltreffen mitten im Kalten Krieg: Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, kurz KSZE, hat letztlich die Welt verändert. Die Hommage würdigt die Gespräche auf höchster Ebene hinter verschlossenen Türen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der diplomatische Prozess ist ein wichtiges und manchmal äußerst langweiliges und frustrierendes Mittel, aber ich würde behaupten, er ist die größte Erfindung der Menschheit und immer besser als die Alternative.

Arthur Franck

Diplomatie ist nichts für Ungeduldige und Diplomatie wird auch niemals eine Partei als strahlenden Sieger erscheinen lassen. Es ist bei allen Auseinandersetzungen aber das Mittel, das am Ende für alle den größten Nutzen bringt. In der Geschichte der Menschheit gab es einige wichtige Meilensteine der Diplomatie, doch zu oft geraten sie in Vergessenheit. Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die mit der Abschlusskonferenz am 1. August 1975 in Helsinki zu Ende ging, war ein wichtiger Teil der Entspannungspolitik zwischen Ost und West während des Kalten Krieges und in gewisser Weise auch die Grundlage des heutigen Europas. Maßgeblich durch die Sowjetunion und die Staaten des Warschauer Paktes vorangetrieben, war es letztendlich auch für die westlichen Staaten trotz anfänglicher Skepsis ein Erfolg. An diese Ereignisse und die Bedeutung der Konferenz will der finnische Regisseur Arthur Franck (Olliver Hawk) mit seiner Dokumentation Der Helsinki Effekt erinnern.

Dabei ist er bemüht, die Hintergründe und die Wirkungen der Konferenz (die eigentlich aus mehreren Einzelkonferenzen in den Jahren 1973 bis 1975 bestand) darzustellen, legt aber gezielt den Fokus auf die Abschlusskonferenz in seiner Heimat. Ihm standen dafür mehr als 223 Stunden Filmmaterial, 23 Memoiren und mehr als 400 Memoranden zur Verfügung, die er in 3 ½ Jahren auswertete und in seiner Doku verarbeitete. Franck ist ebenso bemüht, das Publikum bei diesem sperrigen und nicht immer leicht verständlichen Thema bei Laune zu halten und es mitzunehmen. Dafür kommentiert er das Geschehen aus dem Off humorvoll und selbstironisch, wobei er irgendwann sich direkt an sein Publikum wendet und fragt, ob es noch wach sei. Es gibt einige solcher Momente und er versucht das Publikum auch durch spaßige Bilder rund um die Konferenz bei Laune zu halten. Neben Alltagsbildern werden wie in einer Pannenclipshow Einspieler des  vor Ort in Helsinki tätigen Reporterteams eingebunden, in denen es nicht nach Plan lief.

Die amüsanten Momente sorgen teilweise für etwas Entspannung für den Zuschauer, der ansonsten mit einer Masse an Informationen bombardiert wird. Natürlich soll eine Dokumentation informieren, doch sollte sie nicht überfordern und im Idealfall sollte sie für alle Zuschauer geeignet sein. Deshalb ist unerlässlich, auch die Nichtkenner der Materie durch eine vernünftige Einleitung abzuholen, ohne Menschen mit Hintergrundwissen sofort zu langweilen. Hier liegt aber tatsächlich ein Problem von Francks Dokumentation. Die historischen Hintergründe werden zwar dargestellt, doch erfolgt dies nur häppchenweise und könnte daher einige bereits zu Beginn verschrecken, weil es schwerfällt in die Thematik und damit die Doku einzusteigen. Ein kleiner Abriss über die historische Einordnung und die Vorstellung der wichtigsten Protagonisten wäre wünschenswert gewesen. Im Gegenteil verwendet Franck sogar einen nicht linearen Aufbau und springt zwischen den Zeitebenen. Hinzu kommen viele in schneller Abfolge aneinandergereihte Bilder, die rasch eine Überforderung herbeiführen. Dieser wilde Mix will eigentlich nicht zur gemächlichen Diplomatie passen und wäre zudem nicht erforderlich gewesen, insbesondere die Bilder, die auch thematisch nicht unmittelbar passen.

Tatsächlich ist es aber Francks Humor, der die trockene Materie auflockert und über die Schwächen der Erzählweise etwas hinwegsehen lässt. Zudem ist der geschickte Einsatz der KI hervorzuheben. Franck hat die Texte mit Zitaten und Reden aus den historisch verbürgten Materialien zur Konferenz durch KI-generierte Stimmen der historischen Figuren, wie Henry Kissinger oder Leonid Breschnew nachsprechen lassen, was die Doku unterhaltsamer macht, als die pure Wiedergabe durch die Stimme aus dem Off. Dabei ergeben sich witzige Momente, wenn etwa Kissinger und Breschnew über ihr Gewicht plaudern. Dennoch werden die Ereignisse nie ins Lächerliche gezogen und mit dem notwendigen Ernst präsentiert. Am Ende schließt die Doku mit den Folgen der Konferenz, wobei Franck klar seine eigene Deutung in den Vordergrund stellt, die zwar plausibel, aber unter Historikern auch nicht in allen Punkten ganz unumstritten ist.

Fazit

„Der Helsinki-Effekt“ ist in jedem Fall eine interessante Dokumentation für Geschichtsinteressierte, die die trockene Materie immer wieder durch humorvolle Kommentare aus dem Off oder mal mehr und mal weniger passenden Einspielern aus Alltagssituationen oder Pannen der Berichterstatter auflockert. Es ist jedoch fraglich, ob Regisseur Arthur Franck sein Ziel, die Konferenz von Helsinki und die KSZE sowie deren Grundwerte wieder in das allgemeine Gedächtnis zu rufen, erreichen wird, denn dafür ist die Doku nicht massentauglich genug, denn mit seinen Schwächen im Aufbau und dem schwierigen Einstieg wird sie kaum ein Publikum ansprechen, das nicht schon einmal hiervon gehört hat. Immerhin zeigt Franck auf, wie man mittels KI-generierter Stimmen Geschichte lebendiger erklären kann, was definitiv eine Aufwertung der Dokumentation darstellt.

Kritik: Andy Mieland

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