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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In einer rasanten Montage von Archivmaterial und Musik zeigt der Film, wie Jazz als imperialistisches Instrument eingesetzt wurde. Ein wütender Aufschrei gegen die Unterdrückungsmechanismen der westlichen Welt. Als in den 1960er-Jahren immer mehr afrikanische Staaten den Aufstand gegen die europäischen Kolonialmächte wagen und dabei von sozialistischen Regimen unterstützt werden, intervenieren die USA und ihre Verbündeten auf unkonventionelle Weise: Die Jazzgrößen Louis Armstrong, Nina Simone und Dizzy Gillespie werden als Werbeträger*innen der westlichen Welt nach Afrika gesandt, während im Hintergrund die CIA agiert und Politiker wie Patrice Lumumba ins Visier nimmt, der erste Premierminister des unabhängigen Kongo.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Musik ist oft politisch. Musik wird gern für politische Zwecke eingesetzt. Musik bewegt und erreicht alle. Über Musik kann man vieles sagen und Musik wird nur zu gern missbraucht und instrumentalisiert. Anderseits gelingt es Musikern durch ihre Musik mal mehr, mal weniger deutlich politische Botschaften zu senden. Im belgisch-französisch-niederländischen Dokumentarfilm Soundtrack to a Coup d'Etat stehen amerikanische Jazzmusiker wie Louis Armstrong, Duke Ellingtion, Nina Simone und Abbey Lincoln im Mittelpunkt und das nicht nur mit ihrer Musik. Sie liefern den Soundtrack zu einem politischen Machtspiel, in dem sie und ihre Musik instrumentalisiert werden, um vorrangig die amerikanischen und westlichen Positionen im postkolonialen Afrika zu sichern. Regisseur Johan Grimonprez (Shadow World) nimmt sich mit seinem oscarnominierten Film ein Kapitel der afrikanischen Geschichte vor, das zu Recht mehr Beachtung verdient und in all seinen Facetten aufgearbeitet gehört.

Es ist eine komplexe Geschichte, die bis heute nachwirkt. Im Zuge der Entkolonialisierung Afrikas strebte auch Belgisch-Kongo unter der Führung von Patrice Lumumba in die Unabhängigkeit. Am 30. Juni 1960 wurde die Republik Kongo gegründet und Lumumba wurde der erste Premierminister des Landes. Der scheinbare Sieg der Freiheit währte aber nicht lang, denn der junge Staat wurde schnell zum Spielball der großen Mächte im Kalten Krieg, die ihren Einfluss sichern wollten. Den Amerikanern ging es vor allem um die Bodenschätze, insbesondere um das Uran, das sie für den Bau ihrer Atombomben benötigten und die Sowjets wollten dies gern verhindern. Zudem mischte die alte Kolonialmacht Belgien mit, die ihren Einfluss sichern wollte und der Lumumba ein Dorn im Auge war, weil er sich schon im Rahmen der Unabhängigkeitsfeiern traute, die Gräueltaten der Kolonialzeit anzusprechen und das im Beisein des Königs und der politischen Elite. Und so mischten alle munter mit und sorgten dafür, dass die innenpolitischen Konflikte anschwollen und eskalierten.

Was hat dies jetzt aber mit der Musik zu tun? Nun, die Amerikaner nutzten die bekannten Jazzgrößen als Tarnung für ihre Operationen und entsandten die Künstler als Botschafter des Friedens, um ihre kulturellen Werte zu vermitteln. Der Jazz war auch in den afrikanischen Staaten populär und Grundlage einiger Songs über die Freiheit und das Streben nach Selbstbestimmung. Die Doku erfasst diese Gemengelage erstaunlich gut und sortiert die historischen Ereignisse, die ausschließlich mit Archivmaterial aus Nachrichtensendungen und historischen Interviews erzählt werden. Für zusätzliche Erklärungen werden kurze Texte genutzt, die den Zuschauern, die Übergänge erleichtern und die sich gut auch in das Filmmaterial integrieren. Dennoch ist es schon eine Fülle an Informationen, die man erst einmal verarbeiten muss, insbesondere, wenn einem das Hintergrundwissen fehlt. Hier kann es schnell zu einer Überforderung kommen.

Es ist eine sorgfältig recherchierte Dokumentation, die jedoch den Bogen noch weiter spannt und auch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung miteinbezieht. Wie das alles zusammenhängt, offenbart sich jedoch nach und nach. Fast könnte man glauben, die Jazzdarbietungen dienen der Unterhaltung und für kurze Pausen, doch weit gefehlt. Jedes Musikstück hat seinen berechtigten Platz in dem Gesamtwerk, denn es ist der Soundtrack der Geschichte, die musikalische Erzählung, die sich nahtlos in die Aufnahmen einfügt und insbesondere die textliche Erzählung unterstützt. Der ein oder andere Musikliebhaber mag sich vielleicht daran echauffieren, dass ihm der Musikgenuss zu kurz gerät, aber es passt in seiner Länge, in seiner Auswahl und selbst dann, wenn die Songs mehrfach unterbrochen wiedergegeben werden. Soundtrack to a Coup d'Etat ist wahrlich eine meisterhafte Symbiose aus Musik und Historie, eine Dokumentation, die ihresgleichen sucht. Die Jazznummern machen den Film zu etwas Besonderem und ziehen das Publikum regelrecht in den Bann, auch wenn man vielleicht vom Inhalt und Umfang der Doku leicht erschlagen wird, so ist es die Musik, die wiederum Leichtigkeit, aber auch Melancholie in den Film bringt.

Fazit

„Soundtrack to a Coup d'Etat“ ist eine bemerkenswerte Dokumentation, die einen musikalischen Schwerpunkt hat, obwohl es gar nicht primär um Musik geht. Doch die Musik der Jazzgrößen der 50er und 60er Jahre liefert wahrlich den Soundtrack zu den politischen Ereignissen, die diese Dokumentation zum Thema hat und machen das Seherlebnis des Films deutlich intensiver. Sehr informativ und einfach sehenswert.

Kritik: Andy Mieland

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