6.4

MB-Kritik

Teufelskreis Alpha 1978

Sci-Fi, Horror, Drama – USA

6.4

Kirk Douglas
John Cassavetes
Carrie Snodgress
Charles Durning
Amy Irving
Fiona Lewis
Andrew Stevens
Carol Eve Rossen
Rutanya Alda
Joyce Easton
William Finley
Jane Lambert
Sam Laws
J. Patrick McNamara
Alice Nunn
Melody Thomas Scott

Inhalt

Horror-Thriller von Brian de Palma aus dem Jahr 1978. Der junge Robin hat telepathische Kräfte. Er wird entführt, denn seine Kräfte sollen dem Chef einer Geheimorganisation (John Cassavetes) von Nutzen sein. Robins Vater Peter (Kirk Douglas) macht sich auf die Suche nach seinem Sohn. Als er ihn findet, ist Robin nicht mehr der, der er früher war.

Kritik

„Was eine Kultur nicht assimilieren kann, vernichtet sie.“

Brian De Palma („Mission: Impossible“) hatte wohl noch nicht genug von Telekinese: Schon bei seinem großen Durchbruch als Regisseur – der Adaption des ersten Stephen King-Romans „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ – drehte es sich um dieses Thema. Damals rächte sich noch Sissy Spacek („Nashville Lady“) als von ihrer christlich-fanatischen Mutter und den mobbenden Mitschülern in die Ecke gedrängtes Mauerblümchen für die jahrelangen Erniedrigungen, was in einem wahrhaftigen Inferno aus Feuer und Steinregen gipfelte. Bei „Teufelskreis Alpha“ stehen wieder mental begabte Teenager im Mittelpunkt der Handlung, diesmal verwoben mit den Zutaten des Verschwörunskinos der 70er Jahre.

Hollywoodlegende Kirk Douglas („Spartacus“) gibt den Agenten Peter Sandza, der Opfer eines Komplotts wird. Er selbst ist dabei gar nicht mal das Objekt der Begierde, muss nur aus dem Weg geräumt werden. Sein angeblicher Freund Childress (John Cassavetes, „Rosemaries Baby“) hat ein Auge auf seinen Sohn Robin (Andrew Stevens, „Ein Mann wie Dynamit“) geworfen, der selbst unter den telekinetisch Begabten noch eine Ausnahmeerscheinung ist. Er soll das Prunkstück seiner geheimen Schule werden, an der junge Menschen in ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten geschult und erforscht werden. Doch der rüstige Herr Papa lässt sich so einfach nicht ausschalten und setzt alle Hebel in Bewegung, seinen Sohn aufzuspüren. Das könnte einem leicht bekannt vorkommen, wobei hier keine Plagiatsvorwürfe im Raum stehen, denn die gemeinten Werken kamen erst später auf den Markt. Das etwas jüngere Publikum dürften die Parallelen zu den „X-Men“-Verfilmungen auffallen, noch deutlicher ist die Ähnlichkeit zu David Cronenbergs „Scanners - Ihre Gedanken können töten“, der drei Jahre nach „Teufelskreis Alpha“ erschien. Selbst die „unangenehmen“ Nebenwirkungen ähneln sich frappierend: Während De Palma noch halbwegs dezent nur den Brägen schmelzen lässt, explodierte bei Cronenberg gleich er ganze Kopf. Naja, zumindest bis zum Ende. Da lässt es auch De Palma mal so richtig krachen, daran hatte der gute Croni bestimmt seine helle Freude.

Die Geschichte scheint wie gemacht für den Regisseur, der seine Genre-Tauglichkeit schon in mehrere Richtungen beweisen konnte. De Palma konnte beim vorangegangenen „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ einen effizienten Horrorfilm erzählen, der nicht nur nebenbei auch einen sozialkritischen Ton anschlug, später bewies er mit Filmen wie „Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren“ sein Händchen für feinste Paranoia-Thriller. Beides blitzt auch in „Teufelskreis Alpha“ immer mal wieder deutlich auf, das Niveau einzelner Sequenzen kann er diesmal nur nicht konstant halten. Es ist vor allem dem Skript geschuldet, das sein gewaltiges Potenzial nicht ausreichend abrufen kann, aber auch De Palma selbst hat nicht unbedingt seinen aller stärksten Tag erwischt, wobei das (für lange Zeit) immer noch nicht schlecht sein muss. Einige Sequenzen sind sowohl von der Stimmung wie der visuellen Präsentation glänzend (die „Narben-Szene“ und das starke Finale an erster Stelle), manchmal neigt er zur Übertreibung. Die gefühlt endlose Slow-Motion kannte wir schon aus dem Spacek-Prom-Night-Massaker, da stellte sie einen der Höhepunkte da, nicht nur für die Geschichte. Die hier Verwendete im „kleinen Finale“ wirkt bald wie eine Kopie, ohne dessen Notwendigkeit und Effektivität zu erreichen. Grundsätzlich hat der Film leichte Pacing-Probleme, verschleppt des Öfteren sein Tempo, wirft sogar an einigen Stellen unfreiwilligen und nicht passenden Humor in die Runde. Wenn Kirk Douglas sich in Boxershorts durch Chicago hangelt oder hysterische Weibsbildern zur Vernunft ohrfeigt, hat das einen eher merkwürdigen Beigeschmack. Allerdings nimmt das nur wenig Raum ein, Gott sei dank.

Fazit

Bei aller nicht ganz auszublendenden Kritik, das macht „Teufelskreis Alpha“ noch lange nicht zu einem nicht interessanten, unterhaltsamen oder gar misslungenen Film. Wenn er was auf dem Kasten hat, dann spielt er das gekonnt aus und kann durchgehend seine Atmosphäre halten. An den vergleichbaren „Scanners - Ihre Gedanken können töten“ kommt er keinesfalls heran, aber er war immerhin zuerst da und hinter Cronenberg den zweiten Platz zu belegen ist nun wirklich keine Schande.

Autor: Jacko Kunze
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