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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die reife Marta ist glücklos mit einem Kleinstadtarzt verheiratet. Abwechslung und neue Lebenslust findet sie in den Armen des jüngeren Bogus. Die Beziehung scheint eine Befreiung für Marta, doch auf Bogus wartet ein tragisch frühes Ende. Dazu rezipiert die Hauptdarstellerin Krystyna Janda in Monologen den Tod ihres Ehemanns, des polnischen Kameramanns Edward Kłosiński.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Sweet Rush“ lautet der englische Verleihtitel des heiklen Seelendramas, in dem Andrzej Wajda einmal mehr seine Virtuosität in der Schauspielregie beweist. Ausnahmsweise ist der übersetzte Filmtitel nicht weniger passend, er scheint sogar auf eigene Weise tiefere Deutungsebenen des verschlungenen Plots anzusprechen. Einen süßen Rausch, betäubend wie die Wasserpflanze Tatarak erlebt die reife Marta (Krystyna Janda), als sie im Polen der Nachkriegsjahre dem jungen Bogus (Pawel Szadja) begegnet. Die halluzinogene Pflanze blüht auf dem Sees, wo Bogus als Beweis seiner Zuneigung einen Bund der Pflanzen aus dem Wasser holt. Gegenüber der nachdenklichen Protagonistin wirkt er wie ein törichtes Kind. Doch eben das zieht Marta an, es erinnert sie an ihre beiden Söhne, die im Krieg gefallen sind. Der Verlust hat Martas Ehe zerrüttet. Sie und ihr Mann haben einander nichts mehr zu sagen. Bogus Temperament lockt sie aus dem emotionalen Exil. 

Doch unter der ruhigen Oberfläche wuchern schmerzliche Erinnerung wie Schlingpflanzen: an einen toten Geliebten, nicht den Martas, sondern den der Schauspielerin Krystyna Janda. Der Altmeister des polnischen Kinos inszeniert die Gefühle seiner in mehrerer Hinsicht eigensinnigen Protagonistin als Gegenteil eines närrischen Taumels. Sie sind ihm heilig und wie zum Beweis dafür lässt er seine reale Protagonistin Krystyna Janda in ihrer Funktion als Schauspielerin vor die Kamera treten. In einem selbst verfassten Monolog resümiert sie den Tod ihres Mannes. Dem an Lungenkrebs verstorbenen Kameramann Edward Klosinski ist diese Arbeit gewidmet. An Lungenkrebs leidet auch Jandas Filmfigur. Die Vielschichtigkeit der Handlung baut Wajda weiter aus, wenn er Marta in einer Szene den von ihm verfilmten Roman Asche und Diamanten aufheben lässt. Er wollte nicht, dass sie am Dreh teilnimmt, wollte ein letztes Mal seinen Besitzanspruch behaupten. Doch Janda entschied sich für das Leben und damit für ihre Arbeit. Wajda unterstreicht diesen mutigen Schritt, indem er vor Beginn der fiktionalen Handlung Szenen der probenden Darsteller zeigt. 

Das Durchbrechen der vierten Wand ist eine unprätentiöse Verneigung vor den wirklichen Dramen, gegenüber denen die erfundenen banale Spielereien sind. Ein Strudel zieht Bogus unter Wasser und Marta hinab in ein verdunkeltes Zimmer, wo die Schauspielerin Krystyna wartet. Bogus bedeutet Trugbild oder Täuschung. Das menschliche Wunschbild lockt Marta unter die Oberfläche des Sees, die das Bewusstsein symbolisiert. Hier verlässt Wajdas zärtliches Drama die Filmwelt und weicht einer gewagten Charakterstudie. Die brillante Akteurin versinkt innerhalb der Handlung im Surrealen und taucht in der Realität wieder auf. Als die Frau auf der Leinwand den See verlässt, ist sie nicht mehr Marta, sondern Janda. Sie selbst entschied diesen Bruch willkürlich während des Drehs und lief aus der Szenerie. Statt sein Filmprojekt anzubrechen, entwickelte der Regisseur und Drehbuchautor gemeinsam mit Janda einen anderen Film. Das Sterben ist Zentrum und Endpunkt dieses intimen Dramas, das gleichzeitig auf eindringliche Weise einen wirklichen Verlust dokumentiert.

Fazit

Zwei grundverschiedene und doch verbundene Charaktere zeigt der Film. Die fiktive Figur einer Erzählung Jaroslaw Iwaszkiewiczs und seine Hauptdarstellerin Janda, die ohne Sentimentalität die Zeit von der Krebsdiagnose bis zum Tod ihres Ehemanns beschreibt. Trotz der thematischen Schwere überwiegt der sanfte Charme der Tragikkomödie.

Kritik: Lida Bach

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