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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein paar Jahre nach dem Krieg wird Rips Kamerad Johnny tot aufgefunden. Rip lernt zudem, dass sein Freund unter Verdacht zum Mord stand. Er beginnt, auf eigene Faust die Wahrheit herauszufinden und trifft dabei auf Coral, deren Mann Johnny getötet haben soll.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zurück zum Eingemachten“ könnte man wohl sagen. Schließlich ist Moviebreaks Noirvember mit den letzten Kategorien zeitweise etwas vom Pfade des klassischen Film Noir gewandelt - doch nicht zu Unrecht. Schließlich hat die ursprüngliche Schwarze Serie, die das amerikanische Kino vor allem durch europäische Einflüsse zu dem machte, was es damals war, auch heute noch einen spürbaren Einfluss auf so manches Filmwerk. Es gibt mehrere Menschen, die die damalige Film Noir-Strömung maßgeblich verkörperten. Dem größten dieser Kandidaten wollen wir besondere Aufmerksamkeit schenken und ein Denkmal setzen. Humphrey „Bogie“ Bogart, der kleine Mann mit dem dunklen Armhaar, der stets etwas gepressten Stimme und den befeuchteten Lippen. Wo er ist, sind Kippen und Alkohol nicht weit. Und auch nicht die abzuschließende Vergangenheit.

Get your sunday morning paper here!“ schreit eine Stimme, während Rip (Bogie) durch die kaltnassen Straßen der Großstadt hetzt und in einem Gotteshaus Unterschlupf findet. Allein hier sind bereits allerlei Dinge bemerkenswert. Da wäre das ekelhafte Wetter. Ein morgendlicher Sonntag also, aha. Da wäre die Tatsache, dass Rip Murdock in einer Kirche nicht Erleuchtung findet, sondern stets komplett von der Dunkelheit umgeben bleibt. Bogarts Figur existiert hier nur in seinem Umriss, den Schultern, dem Kopf, den Armen. Er ist ein Schatten, mehr nicht. Regisseur John Cromwell zeigt einerseits Rips Einstellung zu Gott und Glauben - zwar sucht er einen Pastor auf, um sich seine Geschichte von der Seele zu reden. Andererseits, hat Glauben keine Bedeutung für ihn, seit er im Zweiten Weltkrieg als Fallschirmspringer um sich herum sah, wie Mensch um Mensch abgekratzt ist. Gleichzeitig ist aber auch Murdock für die Kirche keine relevante Person mehr - er ist in der Kirche nie sichtbar, lediglich schemenhaft wahrzunehmen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes gottverlassen.

Mit der Figur des Pastors und Bogies Bericht etabliert sich das wohl größte Stilmittel des Films; der omnipräsente Voice-Over von Rip, der dem Zuschauer in nahezu jedem Moment Hintergründe, Gedanken und „Gefühle“ vermittelt - letzteres in einem gewissen Rahmen, versteht sich. Das Voice-Over ist durchaus legitim, jedoch nach einer gewissen Weile recht ermüdend, weil Murdock, mit Verlaub, nicht den Schnabel halten kann. Das hilft zwar hier und da durch die Handlung, schadet dem Film aber auch hier und da mehr, als vorgesehen war. Zudem hat er mit ein paar Startschwierigkeiten zu kämpfen, wenn die Geschichte sich etwas zu übereilt entfaltet und die Dia- und Monologe nicht ganz so geschmeidig sind, wie sie es gerne wären. Da macht es auch den Anschein, dass Regisseur Cromwell, der bekannt für seine gute Arbeit mit Darstellern war, anfangs mehr mit den Bildern beschäftigt war, als mit den Akteuren. Dieser Kritikpunkt bezieht sich jedoch ausnahmslos auf den Beginn des Films. Denn während die Bilder des Films stets vom Feinsten sind, mausern sich die Darsteller immer weiter zu bekannter Klasse.

Zu den endlosen Film Noir-Klassikern wird der Film sich aber nicht zählen können. Auch nicht in Bogies Filmographie. Als gut angehobenes Mittelfeld darf man ihn aber einordnen. Späte Sühne ist Teil des US-amerikanischen Post-Weltkriegs-Noir, der das Grauen der Zeit ebenso verarbeiten möchte, wie das allgemeine Unverständnis, die sozialen Probleme und Ungleichheiten. Und Cromwell gelingt es auch auf durchaus interessante Art und Weise, die Kriegs-Erlebnisse der Hauptfigur in das Handlungsgeflecht einzubinden. Murdock war Fallschirmjäger, quasi die Kirsche auf dem Sahnehäubchen des Selbstmordkommandos. Kein Wunder ist es da, dass er als ein seelisch zersetzter Veteran zurückkommt, der versucht, die Schrecken des Krieges hinter sich zu lassen. Ohne dabei seine Loyalität zu Kameraden zu vergessen. Diese Loyalität ist es, die ihn zurück in das Verderben schickt. Rip ist Murdocks Spitzname, „Rest in peace“ erreicht er aber nach dem Krieg nicht. Er leidet, seelisch wie körperlich. Er verliert zwar nicht seinen Verstand - der ist so blitzscharf wie eh und je - aber Stück für Stück seine seelische Unversehrtheit.

Fazit

Der Film Noir „Späte Sühne“ von John Cromwell (Papa von Nasenbär James) zählt zwar nicht zu den absoluten Highlights des Genres oder Bogarts Filmographie. Dennoch liefert er gute Unterhaltung mit pessimistischem Untergrund; hier neigt er sich schon dem späteren finsteren Noir zu. Die Gewalt ist hier von garstiger, gar manischer Brutalität, Bogie schmeißt mit Granaten um sich. Sein Gesicht ist dabei so verhärtet, dass nicht einmal der Regen an einem frühen Sonntag es aufweichen kann. „Ich liebe dich. Ergibt das Sinn?“ Rip weiß keine Antwort. Wahrscheinlich gibt es keine.

Kritik: Levin Günther

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