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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Vincent Parry, der zu Unrecht wegen Mordes an seiner Frau verurteilt war, flieht aus San Quentin. Eine junge Frau, Irene Jansen, liest ihn auf, erkennt ihn, hilft ihm trotzdem auf der Flucht und quartiert ihn sogar bei sich ein. Parry unterzieht sich einer Gesichtsoperation und klärt danach auf eigene Faust den Mord an seiner Frau. Er schaltet dabei noch einen kleinen erpresserischen Ganoven aus und klärt außerdem den Mord an seinem einzigen Freund. Zum Happy End treffen sich Parry und Jansen in Peru, um neu zu beginnen.

Kritik

Es sind magische Geschichten, die man mit all dem Glanz und der Gloria gar nicht von der Noir-Strömung erwarten würde. Aber schließlich ist die Schwarze Serie auch nur ein Produkt Hollywoods, das sich nach Belieben feilen und formen lässt. Und so kommt es dazu, dass in die Bilder dunkelster Zeiten und widerwärtigster menschlicher Züge, Licht hineingebracht wird. Und zwar in Person von Bogart und und Bacall, den beiden Ikonen, dem sensationellen Ehepaar. So steht es auch gleich zu Beginn des Vorspanns geschrieben; nicht Humphrey Bogart und Lauren Bacall sind hier zu sehen, sondern Humphrey und Lauren. Die beiden Stars von nebenan. Es war Warner besonders wichtig, hier direkt zu Beginn eine Beziehung zwischen Publikum und Stars herzustellen - schließlich dauert es immerhin eine volle Stunde, bis man Bogarts Gesicht zum ersten mal sieht.

Die Aufregung ist also riesengroß; nicht nur wegen Bogart und Bacall, sondern auch, weil ein angeblicher Mörder aus der Gefängnishochburg St. Quentin ausgebrochen ist. Bogart trägt stets die Marke des Verruchten, der allerlei Aufgaben und unschöne Wahrheiten überstehen muss. Hier fängt er ganz unten an - nicht als Detektiv, nicht als Inhaber irgendeines Berufs, sondern als Flüchtiger aus dem Gefängnis. Heißt: Als Gefahr für die gesamte Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Er hat schließlich schon einmal gemordet, er könnte es wieder tun. Der Beginn des Films ist bis heute legendär. Der Lastwagen fährt davon, der Kameraschwenk endet auf dem Gefängnis, wo just in dem Moment die Alarmsirenen starten. Ein Fass fällt vom Truck, ein Mann klettert heraus und fängt den Zuschauer für lange Zeit in einer Point-of-View-Kamera ein.

Hier wird bereits deutlich, dass sich der Film von Delmer Daves durchaus von gängigen Film Noir-Vertretern unterscheiden wird. Anders als in Ein einsamer Ort oder auch Späte Sühne geht es für Bogart hier nicht primär darum, investigativ das Unrecht aufzudecken, dass um ihn herum geschehen ist. Er verfällt dabei hier eben nicht der lasziven Blondine, die sich überall mit überschlagenden Beinen zeigt und ihre Sätze eher haucht als ausspricht. Viel mehr lässt Daves seinen Protagonisten auf der Suche nach Identität durch die Großstadt stolpern. Hier ist auch der alternative deutsche Verleihtitel viel passender als Die schwarze Natter. Teils wurde der Film auch unter dem Namen Das unsichtbare Gesicht vermarktet. Das passt wunderbar auf den Beginn des Films, wo Bogart nie voll zu sehen ist, da er sich entweder im Schatten befindet oder die Zuschauer seine eigene Perspektive einnehmen. Kurz nach der Gesichtsoperation, der er sich unterzieht, ist sein Gesicht stets von Bandagen bedeckt und immer noch unsichtbar. Und nach der Operation, wenn Bogart endlich frei handeln kann, ist er augenscheinlich nicht mehr er selbst. Sein Gesicht ist noch immer eine Maske - maskiert ist damit auch sein Selbst.

Delmer Daves konzentriert seinen Film auf die Transformationen eines Mannes in einer Gesellschaft, die Gier erzwingt und im gleichen Zug verachtet. Man(n) muss gierig handeln, unfair spielen, immer öfter gar betrügen und die Unversehrtheit der Mitmenschen aufs Spiel setzen. Jeder tut es, aber keiner will es wissen. „If you tell the truth, nobody believes you. They didn’t.“ Von Szene zu Szene entfalten sich Dialoge um Einsamkeit, Misstrauen und Hass. Es sind die niedersten Triebe, die hier offen ausgelegt werden. Durch das Stilmittel der POV-Kameraführung werden viele Charaktere dazu getrieben, direkt mit dem Zuschauer zu kommunizieren und ihn und dessen Werte intensiver fordern als in anderen Noirs. Es ist eine gierige Gesellschaft, in der Vertrauen völlig grundlos gegeben werden muss, um das Überleben zu sichern - mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Vertrauen paradoxerweise tödlich ist. Auf einen ersten großartigen Höhepunkt gelangt das alles, wenn Bogart beim Arzt unter Betäubungsmittel gesetzt wird und der Film sich Stilmittel des klassischen Horrorfilms bedient.

Fazit

Der Regisseur Delmer Daves hat mit „Die schwarze Natter“ (oder „Das unsichtbare Gesicht“) einen äußerst interessanten Film Noir abgeliefert, der hier und da immer wieder vom gängigen Pfade des Noirs abkommt, um sich ein wenig auszuprobieren. Das kann teils verwirren, sollte aber nicht verärgern. Das liegt vor allem daran, dass Szene um Szene toll gespielt sind und vor allem die Kameraarbeit immer wieder mit neuen Einfällen und satten Bildern beeindruckt. Bacall zeigt all ihre Klasse und Bogart erstmal nur seine Arme. Er ist ein Knacki, der vor zehn Minuten noch kein Leben hatte, nun wieder mittendrin steht und immer wieder an die Grenzen seiner eigenen Macht kommt. Äußerst sehenswert.

Kritik: Levin Günther

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